Dreikönigslied
Einen guten Abend den geb euch Gott!
die uns der Herr Christus mit Freuden bereit.
jetzt komm ich aus Egyptenland.
wir treten zusammen auf einen Saal.
Herodes schaut zum Fenster heraus.
‚‚‚Nach Bethlehem steht unser Sinn;
wo das Kind Jesus geboren ward.‘‘‘
ich will euch geben Wein und Bier;
ich will euch geben die Zehrung frei.“
wir haben ein kleines Kindlein dort:
der Himmel und Erde erschaffen hat.‘‘‘
„Wollt ihr nicht bleiben, geht immer hin!“
da mußte der Stern wol stille stahn.
und fanden die Marie mit dem Christkindlein.
und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhen.
Gott laß sie das Jahr mit Freuden erleben,
das wünschen wir heute zum neuen Jahr.
auf allen vier Ecken gebratne Fisch;
das soll des Herrn sein Schlaftrunk sein!
und übers Jahr ein kleines Kind (jungen Sohn).
und übers Jahr ein junges Weib.
und übers Jahr ein jungen Mann. u. s. w.
Zur Erläuterung diene noch die Beschreibung, wie es die Sterndreher in Thüringen machten:
„Drei junge Bursche, welche sich auf gemeinschaftliches Verdienst vereinigt haben, sind mit langen weißen Hemden bekleidet, die ein mit Goldpapier überzogener Gürtel zusammenhält; gleichfalls mit Goldpapier überzogene breite Wehrgehänge hängen über den Schultern und tragen entweder hölzerne oder vom Militär geborgte Säbel. Ihrer Zwei führen vergoldete Spieße in Händen, und der Dritte trägt den sogenannten Stern. Einer, welcher den Mohrenkönig vorstellt, ist an Händen und im Gesicht geschwärzt, hat einen aus allerlei Art gezierten Turban auf, und über diesem, um die königliche Würde besser zu behaupten, gewöhnlich einen langen steifen Zopf (die beiden Andern gleichfalls) und zackigte Kronen von vergoldetem Papier.
Der sogenannte Stern besteht aus einer Stange und einem darauf befestigten Brett. Auf dem Brett steht im Hintergrund eine Art von Schloß, das mit Gold und Buchsbaum reichlich verziert ist; auf der einen Seite ist eine buchsbaumene Laube, in welcher die kleinen drei Könige so lange verborgen stehen, bis das Lied ihre Erscheinung verlangt; an der andern Seite ist der Stall mit Joseph, Maria und dem Kindlein in der Krippe in Gesellschaft eines Oechs- und Eseleins. Im Schloß selbst ist in der Mitte ein großes Fenster, hinter welchem Herodes gewöhnlich mit einem braunrothen fürchterlichen Gesicht, das eine große schwarze [175] Perücke ziert, steht. Alle Figuren sind durch Schnüre etwas beweglich und werden von den auf beiden Seiten postierten Königen zu seiner Zeit in Bewegung gesetzt.
An der Stange ist ein großer vergoldeter, mit Erbsen gefüllter Stern von Pappendeckel befestigt, den der Sternhalter herumdreht, und das Ganze wird durch drei bis vier Lichterchen erleuchtet.“