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Dreikönigslied

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Titel: Dreikönigslied
Untertitel:
aus: Deutscher Liederhort,
S. 172–175
Herausgeber: Ludwig Erk
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Th. Chr. Fr. Enslin
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Erscheinungsort: Berlin
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Quelle: Google und Wikimedia Commons
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[171]
50a. Dreikönigslied.
(Aus Thüringen.)
Alle.
1.
Wir kommen daher aus fremden Land.

Einen guten Abend den geb euch Gott!

2.
Einen guten Abend, eine fröhliche Zeit,

die uns der Herr Christus mit Freuden bereit.

Der Mohr allein.
3.
Ich bin der König aus Mohrenland,

jetzt komm ich aus Egyptenland.

[173]
Alle.
4.
Caspar, Balzer, Melchor dar,

wir treten zusammen auf einen Saal.

(Jetzt kommen die kleinen drei Könige aus ihrer Hütte bis vor Herodes Fenster spaziert.)
5.
Wir treten zusammen vor Herodes Haus,

Herodes schaut zum Fenster heraus.

(Jetzt steckt Herodes den Kopf heraus und nickt zuweilen.)
6.
Herodes sprach: „Wo wollt ihr hin?“ –

‚‚‚Nach Bethlehem steht unser Sinn;

7.
‚‚‚Nach Bethlehem in Davids Stadt,

wo das Kind Jesus geboren ward.‘‘‘

Der Mohr.
8.
Herodes sprach: „Kommt rein zu mir,

ich will euch geben Wein und Bier;

9.
„Ich will euch geben Heu und Streu,

ich will euch geben die Zehrung frei.“

Alle.
10.
‚‚‚Ach nein, ach nein, wir müssen fort,

wir haben ein kleines Kindlein dort:

11.
‚‚‚Ein kleines Kind, ein großer Gott,

der Himmel und Erde erschaffen hat.‘‘‘

Der Mohr.
12.
Herodes sprach mit trotzigem Sinn:

„Wollt ihr nicht bleiben, geht immer hin!“

(Herodes schüttelt den Kopf und zieht ihn wieder zurück.)
Alle.
13.
Wir giengen zu einem Berg hinan,
(Die drei kleinen Könige rücken bis an den Stall.)

da mußte der Stern wol stille stahn.

(Nun wird der Stern nicht weiter gedreht.)
14.
Der Stern stand stille, wir giengen hinein,

und fanden die Marie mit dem Christkindlein.

[174]
15.
Wir knieten nieder und betetens an,
(Jetzt bücken sich die drei Reguli dreimal.)

und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhen.

(Die drei Könige, welche ihr Gold und Weihrauch alle verschenkt haben, nehmen nunmehr mit einer kleinen Wegezehrung von Silber oder Kupfer vorlieb und geben ihre Dankbarkeit durch folgende und ähnliche Reime zu erkennen:)
16.
‚‚‚Sie haben uns eine Verehrung gegeben;

Gott laß sie das Jahr mit Freuden erleben,

17.
‚‚‚Mit Freuden erleben immerdar!

das wünschen wir heute zum neuen Jahr.

18.
‚‚‚Dem Herrn wolln wir wünschen ein goldnen Tisch,

auf allen vier Ecken gebratne Fisch;

19.
‚‚‚Und mitten drein einen Becher mit Wein,

das soll des Herrn sein Schlaftrunk sein!

20.
‚‚‚Der Frau wolln wir wünschen ein goldnen Ring (goldne Kron),

und übers Jahr ein kleines Kind (jungen Sohn).

21.
‚‚‚Dem Sohn wolln wir wünschen ein grünes Kleid,

und übers Jahr ein junges Weib.

22.
‚‚‚Der Tochter wolln wir wünschen ein goldne Kann,

und übers Jahr ein jungen Mann. u. s. w.

Zur Erläuterung diene noch die Beschreibung, wie es die Sterndreher in Thüringen machten:

„Drei junge Bursche, welche sich auf gemeinschaftliches Verdienst vereinigt haben, sind mit langen weißen Hemden bekleidet, die ein mit Goldpapier überzogener Gürtel zusammenhält; gleichfalls mit Goldpapier überzogene breite Wehrgehänge hängen über den Schultern und tragen entweder hölzerne oder vom Militär geborgte Säbel. Ihrer Zwei führen vergoldete Spieße in Händen, und der Dritte trägt den sogenannten Stern. Einer, welcher den Mohrenkönig vorstellt, ist an Händen und im Gesicht geschwärzt, hat einen aus allerlei Art gezierten Turban auf, und über diesem, um die königliche Würde besser zu behaupten, gewöhnlich einen langen steifen Zopf (die beiden Andern gleichfalls) und zackigte Kronen von vergoldetem Papier.

Der sogenannte Stern besteht aus einer Stange und einem darauf befestigten Brett. Auf dem Brett steht im Hintergrund eine Art von Schloß, das mit Gold und Buchsbaum reichlich verziert ist; auf der einen Seite ist eine buchsbaumene Laube, in welcher die kleinen drei Könige so lange verborgen stehen, bis das Lied ihre Erscheinung verlangt; an der andern Seite ist der Stall mit Joseph, Maria und dem Kindlein in der Krippe in Gesellschaft eines Oechs- und Eseleins. Im Schloß selbst ist in der Mitte ein großes Fenster, hinter welchem Herodes gewöhnlich mit einem braunrothen fürchterlichen Gesicht, das eine große schwarze [175] Perücke ziert, steht. Alle Figuren sind durch Schnüre etwas beweglich und werden von den auf beiden Seiten postierten Königen zu seiner Zeit in Bewegung gesetzt.

An der Stange ist ein großer vergoldeter, mit Erbsen gefüllter Stern von Pappendeckel befestigt, den der Sternhalter herumdreht, und das Ganze wird durch drei bis vier Lichterchen erleuchtet.“

(„Journal von und für Deutschland. VI. Jahrg. 1789. 1–6. Stück. S. 156–159.)