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Doctor Brants Narrenschiff/Von Verachtung der Armut

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« Der Bauern Fortschritt Sebastian Brant
Doctor Brants Narrenschiff
Im Guten beharren »
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[112r]

Diß narren freüt nüt jnn der welt
Es sy dann / das es schmeck noch gelt
Sie ghoeren ouch jnns narren feldt



von verachtung armuot


Gelt narren sint ouch über al
So vil das man nit fyndt jr zal
Die lieber haben gelt dann er
Nach armuot frogt yetz nyeman mer

[112v]

5
Gar kum vff erd yetz kumen vß

Die tugent hant / sunst nüt jm huß
Man duot wißheyt keyn ere me an
Erberkeyt muoß verr hynden stan
Vnd kumbt gar kum vff gruenen zwig

10
Man will yetz das man jr geschwig

Vnd wer vff richtum[1] flisset sich
Der luog ouch das er bald werd rich
Vnd acht keyn sünd / mort / wuocher schand
Des glich verretery der land

15
Das yetz gemeyn ist jnn der welt

All boßheyt / fyndt man yetz vmb gelt
Gerechtikeyt / vmb gelt ist feyl
Durch gelt kem mancher an eyn seyl
Wann er mitt gelt sich nit abkoufft

20
Vmb gelt vil sünd blibt vngestrofft

Vnd sag dir tütsch wie ich das meyn
Man henckt die kleynen dieb alleyn
Eyn braem nit jn dem spynnwep klaebt
Die kleynen mücklin es behebt

25
Achab ließ nit benuegen sich

Mit synem gantzen künigrich
Er wolt ouch Naboths garten han
Des starb on recht der arm frumm man
Alleyn der arm muoß jnn den sack

30
Was gelt gyt / das hat guoten geschmack

Armuot die yetz ist gantz vnwert
Was ettwan liep / vnd hoch vff erd
Vnd was genem der gulden welt
Do was nyemans der achtet gelt

[113r]

35
Oder der ettwas hatt alleyn

All ding die woren do gemeyn
Vnd ließ man des benuegen sich
Was on arbeyt das erterich
Vnd die natur on sorgen truog /

40
Noch dem man bruchen wart den pfluog

Do fyng man an / ouch gyttig syn
Do stund ouch vff / wer myn das dyn /
All tugend worend nach vff erd
Do man nüt dann zymlichs begert /

45
Armuot die ist eyn gob von gott

Wie wol sie yetz ist der welt spott
Das schafft alleyn das nyeman ist
Der gdenck / das armuot nüt gebrüst
Vnd das der nüt verlieren magk

50
Der vor nüt hat jn synem sack

Vnd das der lycht mag schwymmen wytt
Wer nacket ist vnd an hat nüt
Eyn armer syngt fry durch den walt
Dem armen selten üt entpfalt

55
Die fryheyt hat eyn armer man

Das man jn doch loßt baettlen gan
Ob man jn schon sicht übel an /
Vnd ob man jm joch gar nüt gytt
So hat er doch destmynder nitt

60
By armuot fand man besseren ratt

Dann richtuom ye gegeben hat
Das wiset Quintus Curius
Vnd der beruembt Fabricius /
Der nit wolt haben guot noch gelt

[113v]

65
Sunder ere / tugent / erwelt /

Armuot hett geben fundament
Vnd anfang allem regyment
Armuot hat gbuwen alle stett
All kunst Armuot erfunden hett

70
Als übels Armuot ist wol on

All ere vß Armuot mag erston
By allen voelcker vff der erd
Ist armuot / langzyt gwesen werdt
Vor vß die Kriechen / dar durch hand

75
Vil stett bezwungen / lüt / vnd land

Aristides was arm / gerecht
Epamynundas streng / vnd schlecht
Homerus was arm vnd gelert
Inn wißheyt Socrates geert

80
Phocyon jnn milt übertrifft

Das lob hat armuot jn der geschrifft
Das nüt vff erd ye wart so groß
Das nit von erst vß armuot floß
Das Roemisch rich / vnd syn hoher nam

85
Anfaenglich vß armuot har kam

Dann wer merckt / vnd gedenckt do by
Das Rom von hyrten gbuwen sy
Von armen buren lang regiert
Dar noch durch richtuom gantz verfuert /

90
Der mag wol mercken das armuot

Rom baß hat gthon / dann grosses guot
Wer Cresus arm / vnd wiß gesyn
Er hett behalten wol das syn
Do man frogt Solon vmb bescheyt

[114r]

65
Sunder ere / tugent / erwelt /

Armuot hett geben fundament
Vnd anfang allem regyment
Armuot hat gbuwen alle stett
All kunst Armuot erfunden hett

70
Als übels Armuot ist wol on

All ere vß Armuot mag erston
By allen voelcker vff der erd
Ist armuot / langzyt gwesen werdt
Vor vß die Kriechen / dar durch hand

75
Vil stett bezwungen / lüt / vnd land

Aristides was arm / gerecht
Epamynundas streng / vnd schlecht
Homerus was arm vnd gelert
Inn wißheyt Socrates geert

80
Phocyon jnn milt übertrifft

Das lob hat armuot jn der geschrifft
Das nüt vff erd ye wart so groß
Das nit von erst vß armuot floß
Das Roemisch rich / vnd syn hoher nam

85
Anfaenglich vß armuot har kam

Dann wer merckt / vnd gedenckt do by
Das Rom von hyrten gbuwen sy
Von armen buren lang regiert
Dar noch durch richtuom gantz verfuert /

90
Der mag wol mercken das armuot

Rom baß hat gthon / dann grosses guot
Wer Cresus arm / vnd wiß gesyn
Er hett behalten wol das syn
Do man frogt Solon vmb bescheyt

[114v]

95
Ob er hett rechte saellikeyt

Dann er was maechtig / rich / vnd werd /
Sprach Solon man solt hie vff erd
Keyn heissen sellig vor sym todt
Man weißt nit was har noher got

100
Wer meynt das er vest stand noch hüt

Der weißt doch nit / die künfftig zyt
Der her sprach / üch sy we vnd leydt
Ir richen / hant hie üwer freüd
Ergetzlichheyt jnn üwerm guot

105
Sellig der arm / mit fryem muot /

Wer samlet guot durch liegens krafft
Der ist vnnütz / vnd gantz zaghafft
Vnd macht sich veisßt / mit sym vnglück
Das er erwürg an todes strick

110
Wer eynem armen vnrecht duot

Vnd do mit huffen will syn guot
Der fyndt eyn richern dem er gibt
Syn guot / so er jn armuot blibt
Nit richt din ougen vff das guot

115
Das allzyt von dir fliehen duot

Dann es glich wie der Adler gwynnt /
Faedern / vnd flügt bald durch den wynnt
Wer guot vff erden rich hie syn
Christus wer nit der aermst gsyn

120
Wer spricht das jm sunst nüt gebrest

Dann on pfenning sy syn taesch
Der selb ist aller wißheyt on
Im gbrüst me dann er sagen kan
Vnd vor vß das er nit erkennt

125
Das er sy aermer dann er waent



  1. korrigiert, Vorlage: „richtnm“