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Die wohlfeile Lieferungsausgabe von Johannes Scherr’s „Germania“

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Textdaten
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Autor:
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Titel: Die wohlfeile Lieferungsausgabe von Johannes Scherr’s „Germania“
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 36, S. 600
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1881
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[600] Die wohlfeile Lieferungsausgabe von Johannes Scherr’s „Germania“ (Stuttgart, Spemann), welche nunmehr seit Monaten vollendet vorliegt, giebt uns willkommene Gelegenheit, wiederholt auf dieses mit Recht so glänzend aufgenommene Werk zurückzukommen. Was übersichtliche Gliederung im Aufbau des interessanten Stoffes, lebendige Frische und Farbe in der Darstellung, vor Allem aber eigenartige Bedeutsamkeit des Gedankeninhalts betrifft, hat die Culturgeschichte wohl kaum ein Werk aufzuweisen, welches sich mit dieser Scherr’schen Schilderung zweier Jahrtausende deutschen Lebens messen könnte. Ausgehend von der Schilderung der dämmernden Ur- und Vorzeit, von den poesiedurchwebten Tage unserer heidnisch-germanischen Vorfahren, führte uns das Scherr’sche Werk durch alle Entwickelungsstufen unserer Geschichte bis hinein in die ruhmreiche Gegenwart des auf den Feldern von Mars-la-Tour und Sedan erstandenen neuen deutschen Reiches und entrollt uns so ein farbenreiches Bild des geistigen und nationalen Werdens unseres Volkes. Ist es schon an und für sich ein volkspädagogisches Verdienst, einer Nation zur bessern Erkenntniß ihrer selbst den Spiegel ihrer Geschichte, zumal ihrer Culturgeschichte, vorzuhalten so ist es ein doppeltes Verdienst, wenn es in einer Zeit geschieht, die sich von der idealen Beschäftigung ernster und verständnißvoller Geschichtsbetrachtung mehr und mehr ab- und der Lösung materieller Ausgaben fast ausschließlich zugewandt hat. Im Kampf und Lärm des täglichen Lebens, im unausgesetzten Ringen nach den Zielen, welche unsere Zeit uns vorgesteckt hat, sollten wir niemals vergessen, daß es gut, ja nothwendig ist, dann und wann im Streite zu ruhen und lernend und forschend zurückzublicken auf den Weg, den unser Volk bis heute, bis zu der Culturstufe, auf der wir es gegenwärtig finden, zurückgelegt hat. Diesem heilsamen Zurückschauen auf den bisher vollendeten Entwickelungsgang des deutschen Lebens dient, wie kaum ein anderes Werk, Johannes Scherr’s „Germania“. Kräftig und schneidig und doch anheimelnd und warm in Sprache und Ton, ist das Scherr’sche Werk ein Volksbuch im besten Sinne des Wortes, und darum mag es auch an dieser Stelle dem deutschen Volke als eine gesunde Kost für Herz und Geist wiederholt empfohlen werden.