Die weibliche Schönheit im Werden
Schön und gesund wollen alle Mütter Ihre Töchter haben, aber ihren Fräulein Töchtern zur Schönheit und Gesundheit zu verhelfen, das ist den lieben Müttern viel zu unbequem, das überlassen sie dem lieben Gott. Freilich wird’s Frauen, die in der Regel für ihren Beruf als Gattinnen und Mütter nichts gelernt haben, unbequem sein müssen, eines Theils sich über die richtige Ernährung und Erziehung der Kinder zu unterrichten, und andern Theils das Erlernte bei ihren Kindern von Geburt an consequent in Anwendung zu bringen; aber Schönheit der Töchter geht vor Bequemlichkeit der Mütter.
Nur wenn das Fräulein Tochter die Schule verlassen hat und ballreif zu werden anfängt, dann wird dem Aeußern derselben von Seiten der Eltern mehr Aufmerksamkeit geschenkt, als bisher. Jetzt mengt sich auch der zukünftige Ballvater mit in die Toilettenangelegenheiten der Tochter und stimmt über den Umfang der Crinoline mit ab. Leider hat aber bis dahin bei sehr vielen Mädchen die Schönheit und Gesundheit schon manchen Makel bekommen. Gegen Bleichsucht und schlechte Haut, schwarze Zähne und hohe Schulter, garstige Füße und schlechten Gang werden nun Eisentropfen und Bitterwasser, Zahnarzt und Perlenzähne von Email, Schneiderinnen und Schnürleibchen mit und ohne Roßhaarpolster, Tanzlehrer und Schuhkünstler in’s Feld geführt, so daß man schließlich noch erstaunt, wie durch dieses Ausputzen aus dem ziemlich garstigen Backfische scheinbar eine recht nette Jungfrau geworden ist. Aber wehe, wenn der jungfräuliche Duft verflogen, dann haben wir die Bescheerung, dann kriecht aus der angehübschten jungfräulichen Puppe für den Mann ein unlieblicher Falter heraus, der bei der Behandlung seiner Kinder da beginnt, wo die Frau Mutter aufgehört hat. Auf diese Weise werden wir aber sicherlich nicht so bald ein schönes und gesundes Frauengeschlecht bekommen.
Die weibliche Schönheit besteht nun aber nicht etwa blos in einem hübschen Gesicht, sondern in einer auf Gesundheit gestützten harmonischen Ausbildung (Haltung und Bewegung) des gesammten Körpers und seiner einzelnen Theile. Da also Gesundheit das nöthigste Erforderniß für die Schönheit ist, so versteht sich’s wohl von selbst, daß eine richtige Mutter ihrer Tochter schon von deren Geburt an eine naturgemäße Pflege zukommen läßt. Ja, was sage ich, „von Geburt an“? nein, schon vor der Geburt der Kinder muß eine richtige Mutter die nöthigen Rücksichten auf die zu hoffende Nachkommenschaft nehmen und Alles vermeiden, was derselben Schaden zufügen könnte. Ganz besonders darf die Kleidung einer hoffenden Frau nicht beengend sein, auch muß sie sich in ihrem körperlichen und gemüthlichen Gebahren hübsch leidenschaftslos verhalten. Ob nicht jetzt schon einiger Einfluß auf die Gestaltung (das Ansehen) des noch nicht geborenen kleinen Weltbürgers ausgeübt werden könnte? Diese Frage kann zur Zeit mit Sicherheit wohl noch nicht beantwortet werden, ebenso wie man vom sogenannten Versehen der Schwangeren auch noch nicht weiß, ob es wirklich existirt oder nicht. Doch scheint Manches dafür zu sprechen. Die alten Griechen stellten, um auf die Gestaltung ihrer Nachkommen einzuwirken, schöne Statuen in ihren Gemächern auf, und manche häßliche Eltern haben wahrscheinlich ihre schönen Kinder nur dem öfteren Anblicken hübscher Verwandten und Freundinnen von Seiten der Mutter zu verdanken, und umgekehrt könnten schöne Eltern durch eine häßliche Umgebung zu garstigen Kindern kommen. Dem Verfasser erzählten einige Mütter, daß sie während ihrer Hoffnung täglich längere Zeit im Spiegel ihr eigenes Gesicht aufmerksam angeblickt hätten, um dadurch Töchtern das Leben zu geben, die eine der mütterlichen ganz ähnliche Gesichtsbildung erhielten. Und allerdings sind die Töchter den Müttern wie aus den Augen geschnitten, bei denen Letztere jene Spiegelhülfe in Anspruch nahmen.
Nach der Geburt einer Tochter ist das Nöthigste, was die Mutter im ersten Lebensjahre (Säuglingsalter) des Kindes, nämlich in Bezug auf die spätere Gestaltung desselben, zu berücksichtigen hat, daß sie nicht von der naturgemäßen Ernährung durch Milch (der Mutter, einer Amme, Eselsmilch oder Kuhmilch, welche letztere aber nach dem Alter des Säuglings mehr oder weniger zu verdünnen und dann noch mit Sahne und Milchzucker zu versetzen ist) abweicht. Eine falsche Ernährung, zumal das Auffüttern durch Mehlstoffe, legt nämlich sehr leicht den Grund zur späteren Verkrüppelung des Körpers (durch die englische Krankheit und Entzündungen an der Wirbelsäule oder von Gelenken), sowie zu Drüsenleiden, Gesichtsausschlägen, häßlichen Erscheinungen an den Sinnesorganen. – Es hat ferner eine vorsichtige Mutter darauf zu achten, daß der Säugling ja nicht fest eingewickelt und bekleidet werde, sondern sich ordentlich recken und strecken könne, um seine Gliedmaßen gehörig frei bewegen zu lernen; daß er nicht zu zeitig aus dem Bettchen genommen und zum Aufsitzen gezwungen werde. Er darf gar nicht auf dem Arme, zumal stets auf dem einen Arme, herumgetragen werden, sondern mag auf einer auf dem Boden ausgebreiteten Decke herumkriechen, sitzen, aufstehen und sogar laufen lernen, so daß dadurch auch die Steh- und Laufübungen, welche, besonders wenn sie zu zeitig angestellt werden, von großem Nachtheile für die Knochenentwickelung sein können, überflüssig gemacht werden. Eine Menge kleiner Kinder sind schon auf dem Arme ihrer Wärterinnen schief geworden. – Daß auch die Augen und Haut des Kindes der richtigen Pflege bedürfen, versteht sich wohl von selbst, Ganz besonders ist die so gefährliche Augenentzündung von Neugebornen abzuhalten.
Bei der Weichheit und Nachgiebigkeit der zarten Kindestheile, selbst des Schädels, läßt sich auch schon im Säuglingsalter recht wohl durch vorsichtigen und behutsamen, aber immer und immer wiederholten Druck oder Zug einiger Einfluß auf die spätere Körpergestaltung ausüben; aber Ausdauer gehört dazu. Und wenn sich auch eine garstige, kurze, dicke, breite Stumpfnase nicht in eine schöne, schmale, römische oder griechische verwandeln läßt, sicherlich wird sie doch durch consequentes Zusammendrücken und Abwärtsziehen verbessert. Lassen sich doch auch schief und falsch stehende Zähne durch öfteres Drücken allmählich in ihre richtige Stellung bringen. So platten sich z. B. die Indianer in Oregon den Schädel ab und machen ihn niedrig, indem sie denselben von eben her pressen; die Natches drückten den Hinterkopf und die Stirn flach und machten so den Kopf kurz, hoch und breit; die Huanches und Agenaras preßten die Stirn herab, die Seiten zusammen und machten das Hinterhaupt unnatürlich lang. Eine enge Kopfbedeckung bei kleinen Kindern kann dem Wachsthum, der gehörigen Erweiterung und Gestaltung des Schädels sehr hinderlich sein, wie sie ja auch die Ohren in ihrer Form und Stellung beeinflußt. Was ein kleiner, dicker Stöpsel von Mädchen werden will, werde beim Großziehen auch langgezogen. Schlecht gestellte Augen und Augenbrauen können durch Streichen und Ziehen eine hübschere Stellung erhalten, und ebenso dürfte der Druck auf garstig vorspringende Kiefer die Mundpartie für die Zukunft verbessern. Ohne Zweifel werden einst ganz bestimmte Regeln für eine schon in der ersten Jugend beim Menschen anzuwendende Verhübscherung aufgestellt und die Kinderwärterinnen gleichzeitig auch zu Hübschmacherinnen werden. Zur Zeit verschandeln noch die Wärterinnen die Kinder. Auch der Arzt kann durch das Impfen, wenn es zu tief unten am Oberarme geschieht, die Schönheit der Jungfrau beeinträchtigen, indem er eine häßliche Narbe sichtbar macht, die das Tragen kurzärmeliger Kleider verleidet.
Kommen wir nun im Interesse des Schönwerdens auf das Kindes- und Schulalter der Mädchen, so muß jetzt von Seiten der Mütter die allergrößte Aufmerksamkeit und Sorgfalt angewendet werden, damit den Töchtern für später Garstiges erspart werde. Buckel, hohe Schulter und schiefe Hüften, in Folge von Verkrümmung der Wirbelsäule, spielen jetzt die Hauptrolle bei der Entschönerung der Mädchen. Ja, die Häufigkeit dieser Verkrümmungen hat in der neuesten Zeit auf eine schreckenerregende Weise beim weiblichen Geschlecht zugenommen. Zu vermeiden sind nun diese Verunstaltungen des Körpers leicht, zu curiren fast nie.[1] Und darum können Mütter nicht genug dazu angehalten [215] werden, auf ihre Töchter ein recht wachsames Auge zu haben, um sofort Alles abzustellen, was die Wirbelsäule verkrümmen oder was eine schon beginnende Verkrümmung verschlimmern könnte. Sie mögen sich doch einmal fragen, warum bei Knaben das Schiefsein so selten ist. Weil diese gehörig im Freien herumspringen, baden, Schlittschuh laufen, turnen etc. dürfen und von ihren Müttern nicht eingeschnürt, sowie zum Hübsch-, Ruhig- und Geradesitzen bei angreifenden Handarbeiten gezwungen werden. Ein Mädchen sollte in der Jugend in körperlicher Beziehung nicht viel anders als ein Knabe erzogen werden. Vor allen Dingen dürfen niemals Kleidungsstücke von einem kleinen Mädchen getragen werden, welche das Athmen (die gehörige Ausdehnung des Brustkastens) irgendwie stören könnten und welche die Wirbelsäule künstlich gerade zu halten bestimmt sind (wie Schnürleibchen mit Fischbein). Längeres und noch dazu gerades Ruhigsitzen (ohne Anlehnen des Rückens), häufig wiederholte und andauernde schiefe Haltung und Gewöhnung des Körpers bei den Schul- und weiblichen Arbeiten, überhaupt sehr ermüdende Körperanstrengungen (auch Spaziergänge) sind zu vermeiden, dagegen ist auf kräftige Nahrung, gehörig langen Schlaf, weite, nicht zu kühle Kleidung, Bäder, frische Luft, passende Bewegungen in freier Luft (besonders beim Turnen, was vom sechsten bis zwölften Lebensjahre getrieben werde) und Ausruhen in horizontaler Lage zu halten. Wenn Mädchen, die in der Schule (welche sich zur Zeit am meisten an den Kinderkörpern versündigt) oder auch im Hause stundenlang, ohne sich anlehnen zu dürfen, gerade gesessen und gelernt haben, in den Zwischenstunden auch noch durch Turnübungen angestrengt werden, so ist dies eine unsinnige Behandlung, ja ein Verbrechen an der Gesundheit der Schüler. Der Länge lang hinlegen (am liebsten in’s Freie) sollten sich solche Kinder, um den Rückenmuskeln Ruhe und Kräftigung zu gestatten. – Jede sorgsame Mutter muß den Rücken ihrer Tochter öfters von einem Sachverständigen controliren lassen.
Die ersten Spuren des Schiefwerdens zeigen sich in der Regel am untern Winkel des rechten Schulterblattes, welcher etwas anders und mehr als der auf der linken Seite hervorsteht. Auch findet sich das ganze rechte Schulterblatt etwas anders als das linke gestellt, was dadurch merklich wird, wenn man den hintern, gegen die Wirbelsäule gerichteten Rand desselben in seiner Stellung zu den in der Mitte des Rückens hervorragenden Stachelfortsätzen der Wirbel beachtet und dann mit dem der andern Seite vergleicht. Das von allen Kleidern entblößte Kind stehe bei dieser Untersuchung ganz gerade, mit geschlossenen Füßen und herabhängenden Armen. Merkt eine Mutter an ihrer Tochter diese ersten Spuren des Schiefseins, dann ist nicht mehr zu zaudern, dann muß das beginnende Uebel mit Ernst und Consequenz und so behandelt werden, als hätte es sich schon vollkommen entwickelt, denn es macht sehr oft ganz plötzlich rasche und bedeutende Fortschritte. Am gefährlichsten für die Ausbildung der seitlichen Rückgratsverkrümmung sind die Jahre, in welchen ein Mädchen ungewöhnlich rasch wächst, nämlich zwischen dem zwölften und sechzehnten Jahre.
Außer auf das Rückgrat ihrer Tochter (im Kindes- und Schulalter) hat eine sorgsame Mutter nun aber auch noch auf manche andere Theile derselben zu achten, damit der spätern Jungfrauen-Schönheit kein Eintrag geschehe. Fangen wir am Kopfe an. Das Gesicht ist im Sommer durch einen breitrandigen Hut oder Sonnenschirm vor der Einwirkung der Sonnenstrahlen gehörig zu schützen; auch ist es der Gesichtshaut (welche beim Waschen nicht unnützer Weise stark oder mit scharfer Seife abzureiben ist) dienlich, wenn der Schweiß von derselben öfters mit einem weichen leinenen Tuche abgewischt wird, rauhe (trockene, spröde, schuppige) Stellen auf derselben aber mit Fettigem (frischem ausgelassenen Rindstalge, Glycerin, Cold cream) bestrichen werden. Die sogenannten Mitesser, welche die Veranlassung zu den Blüthchen und Finnen geben, sind auszudrücken oder durch Bepinseln mit lauem Seifenwasser (wobei die Borsten des weichen Dachshaarpinsels in die Talgdrüsen eindringen und dieselben entleeren) zu entfernen. Man kann den übermäßig angehäuften schmutzigen Hauttalg, der den Mitessern die schwarze Färbung giebt, auch dadurch aus den Höhlen der Drüschen herausbefördern, daß man Collodium einige Male darüberstreicht und, wenn dieses durch Eintrocknen ein Häutchen gebildet hat, dieses sammt den daran klebenbleibenden Talgpfröpfchen abzieht. – Die Augen sind, zumal bei staubiger Luft, mehrere Male des Tages mit lauem, weichem (Regen-, Fluß- oder destillirtem) Wasser und weicher Leinwand zu reinigen; rothe, entzündete Augenlidränder übergebe man bei Zeiten der ärztlichen Behandlung. – Am und im Munde habe man besonders auf Lippen und Zähne acht; erstere und besonders auch die Mundwinkel sind recht rein zu halten; das Aufspringen sehr trockener Lippen verhüte man durch Bestreichen mit feinem Oel oder Glycerin. Von den Zähnen, die natürlich ordentlich zu putzen sind (mit Zahnspiritus und Pulver), muß jeder (schwärzliche oder grünliche) Ansatz (auch auf den Zahnkronen) sobald als möglich entfernt werden (durch vorsichtiges Abschaben), um das Hohlwerden derselben zu verhüten. – Die Haare sind den Sonnenstrahlen nicht auszusetzen, zumal wenn sie naß sind; beim Schwitzen müssen sie ordentlich abgetrocknet und dann gehörig eingeölt werden; eine einfache, ungekünstelte Behandlung ist einer zu großen Sorgfalt vorzuziehen; sie dürfen nicht zu fest gebunden werden, sind früh und Abends gut durchzukämmen und, um ihr Trocken-, Spröde- und Glanzloswerden zu verhüten, stets gehörig einzufetten. Die Kopfhaut, auf welcher die Haare wachsen, muß durch öfteres Waschen mit lauem Seifenwasser mit etwas Spiritus stets rein erhalten und von ihren Oberhautschüppchen befreit werden. – Da sich Schulmädchen nicht selten schon ein garstiges Mienenspiel und beim Essen eine häßliche Art zu kauen angewöhnen, auch manchmal mit den Fingern die Pforten der Sinnesorgane in unangenehmer Weise bearbeiten, so lasse die Mutter diese Unarten ja nicht zu Angewohnheiten (Grimassen) werden, welche später die Jungfrau sehr verunzieren.
Um der spätern Entwickelung der Büste keinen Eintrag zu thun, darf das Schulmädchen keine den Brustkasten einengende Kleidungsstücke tragen; um die Schultern herum sehr enge Kleider sind ebenso wie Schnürleibchen nachtheilig. Dagegen ist durch tiefes Athmen und passende Turnübungen (mit den Armen) der Brustkorb, besonders in der Gegend der Schlüsselbeine, hübsch auszurunden. – Da ein breites Becken durchaus zur weiblichen Schönheit gehört, so kann auch schon beim Schulmädchen durch passende Bewegungen mit den Beinen (Springen, Laufen, Turnen, Tanzen, Schlittschuhlaufen, Schwimmen) auf diesen Körpertheil verschönernd eingewirkt werden.
Hand und Fuß, Finger und Zehen setzen, wenn sie häßlich sind, auch die sonst schönste Schönheit herab, und deshalb muß eine Mutter schon beim Schulmädchen, ohne selbige aber dadurch zum eiteln Zieraffen zu machen, auf gute Conservirung dieser Gliedmaßen Bedacht nehmen. Zuvörderst sind dieselben vor dem Erfrieren (Erkälten) zu bewahren, ferner durch ordentliches Reinigen (mit gehörigem Abtrocknen) stets sehr sauber zu halten und mit zweckmäßiger Bekleidung zu versehen. – An der Hand müssen vorzugsweise die Fingernägel beaufsichtigt werden, denn nicht selten kauen und beißen Schulmädchen daran so herum, daß die ganze Hand dadurch schimpfirt wird. Es sind heim Abschneiden der Nägel besonders die Ecken abzurunden, auch muß das die Nagelwurzel überdeckende Häutchen öfters behutsam abgeschabt und zurückgeschoben werden. – Der Fuß ist von Jugend auf mit gut passenden (weder zu weiten noch zu engen) einbälligen Stiefelchen ohne hohe Absätze zu bekleiden, so daß weder durch Druck Hühneraugen entstehen, noch auch die Zehen sich übereinander legen und dicke Knöchel einen schiefen Plattfuß verunzieren. – Das Strumpfband darf nicht zu fest und zu tief unten, es muß über dem Knie gebunden werden.
Für eine angenehme Haltung und Bewegung, die aber nicht etwa in ein zieriges, kokettes Schwänzeln und Tänzeln ausarten darf, haben auch schon bei den Schulmädchen ebenso die Turn- und Tanzlehrer, wie die Mütter Sorge zu tragen. Desgleichen ist ein Mädchen von Jugend auf daran zu gewöhnen, aufmerksam auf ihre Kleidung zu sein, ohne aber ein Putznarr zu werden; nur Liebe zur Reinlichkeit und Nettigkeit neben Einfachheit in der Kleidung ist demselben anzuerziehen. Das Tragen von Ohrgehängen ist als höchst abgeschmackte, das Ohr verunstaltende Gewohnheit zu vermeiden. – Uebrigens paßt das bis jetzt Gesagte nicht blos auf die kleinen, sondern auch noch auf diejenigen Mädchen, welche auf dem Uebergange von den Schuljahren in das Jungfrauenalter stehen und die man „Backfische“ nennt. – In zwei spätern Aufsätzen sprechen wir dann von der eigentlichen Jungfrauen- und Frauenschönheit und ihrer Pflege. Auch werden die Mütter dort noch genauere Anleitung zur Behandlung der einzelnen Körpertheile ihrer kleinen Töchter finden.
- ↑ Geh. Med.-Rath Professor Günther in Leipzig, welcher längere Zeit einem orthopädischen Institute in Hamburg vorstand, erklärt geradezu, daß er niemals ein wirklich schiefes Mädchen wieder gerade curirt hat. Die Resultate seiner mehr als zehnjährigen Erfahrung hat er in einem nicht genug zu empfehlenden Schriftchen niedergelegt, welches den Titel „Bemerkungen über die Verkrümmungen und besonders über die Mittel, denselben vorzubeugen“ (Kiel 1839).