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Die unschuldige Ursache

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Textdaten
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Titel: Die unschuldige Ursache
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aus: Die Gartenlaube, Heft 32, S. 508, 511
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1870
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[508]

Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen.

[511] Die unschuldige Ursache. Wenn wir heute das Bild des Erbprinzen Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen in unserem Blatte bringen, so geschieht dies weniger darum, weil wir hoffen dürfen, unsere Leser mit demselben jetzt noch zu überraschen als vielmehr der Vollständigkeit wegen und um in unseren Berichten und Bildern aus der so reich bewegten Gegenwart das Portrait desjenigen nicht vermissen zu lassen, dessen Name als Vorwand und Ausgangspunkt zu einem verbrecherischen in seinen Folgen unberechenbaren Krieg benutzt und so für immer auf das Innigste mit der Geschichte unseres Vaterlandes verknüpft wurde. Die Geschichte, wie Prim dem Erbprinzen Leopold die Königskrone der spanischen Nation angeboten und wie der Prinz dieselbe abgelehnt hat, nachdem ihre Annahme von dem Corsen auf Frankreichs Thron als Kriegsfall erklärt worden, ist bekannt; ebenso bekannt ist, wie Napoleon trotzdem in eitler Lüge und Niedertracht den von ihm gewollten Krieg heraufzubeschwören verstand, und wie ihm das deutsche Volk mit dem einmüthigen Rufe antwortete: „Nach dem Rhein!“ Wir brauchen auf diese Ereignisse, in deren Mitte wir noch stehen, hier nicht näher einzugehen und wollen an dieser Stelle auch nicht untersuchen, warum die Spanier, nachdem sie doch der immer fruchtlosen Jagd auf einen Nachfolger Isabella’s schon längst müde sein könnten, sich nicht kurzweg zur Republik zu entschließen vermögen. Vielleicht aber hätte man ihnen zur Berufung des Erbprinzen Leopold wirklich Glück wünschen können. Denn derselbe ist, wie man versichert, von Haus aus nach humanen und freiheitlichen Gesinnungen erzogen. Geboren am 22. September 1835 gehört er der älteren Linie Hohenzollern an, deren an Würtemberg und Baden grenzende Besitzungen Hechingen und Sigmaringen bekanntlich 1849 von Preußen mediatisirt worden sind. Er liebte es von jeher, seine Zeit mit philosophischen und historischen Studien auszufüllen, und folgte dieser Neigung selbst während seiner militärischen Laufbahn, die er, nunmehr seit neun Jahren mit der Prinzessin Antonie von Portugal verheiratet, als Oberst à la suite des ersten preußischen Garderegiments beschloß. Daß seine Bereitwilligkeit, dem Rufe der spanischen Nation zu folgen, in Paris solche Aufregung verursachte, könnte fast befremden, da der Prinz durch seinen Großvater, der mit der Prinzessin Antoinette Murat verheiratet war, sowie durch seinen Vater, der mit einer Tochter der Prinzessin Stephanie von Beauharnais vermählt gewesen, mit dem französischen Hofe eng verwandt ist. Immerhin verdient die angesichts der auflodernden Kriegsfackel sofort von ihm gegebene Verzichtleistung volle Anerkennung, wenn es auch nicht gelang, dadurch das entsetzliche Unglück eines Krieges zu verhüten. Wir aber vertrauen den prahlerischen Reden, den Chassepots und der Kugelspritze der Franzosen gegenüber auf die Wahrheit der an diesem Orte und in dieser Einfachheit doppelt erhabenen Worte, die zu Leipzig auf dem „Napoleonstein“ zu lesen sind: „Der Herr ist der rechte Kriegsmann; Herr ist sein Name.“