Die spanischen Brüder
„Da find’ ich dich! In Wintergraus
Hält dich ein deutsches Donaunest,
Ein schneebelastet Giebelhaus,
Kind einer heißen Sonne, fest.
Bohrst du dich in Folianten ein?
Vom Teufel kommt die schwarze Kunst!
Griechisch? Die Kirche spricht Latein!
Darüber sitzest, Nacht um Nacht,
Auch siehst du bleich und überwacht,
Der sonst so weidlich ritt und focht!
Du darbst? Du meidest jede Lust?
Von allem Denken mach dich frei!
Ertränk’ in Wein die Ketzerei!
Ergreife Schwert und Eisenhut!
Dem Spanier ward die Welt zum Raub!
Nach Flandern! Eh dein Edelblut
Beflecke nicht der Diaz Ruhm!
Ersäuf’ im Quadalquivir
Das gottverdammte Lutherthum!
Auf einer Schule Bank gehockt!
Bei diesem Dolch an meinem Gurt,
Ich morde den der dich verlockt!
Der Vater ist ein alter Christ
Die Mutter, welche gläubig ist –
Der Mutter drückst das Herz du ab!
Nie hat ein Diaz falsch geglaubt!
Nicht wahr? Uns tust du nicht die Schmach,
Ich eilte deinen Schritten nach!
Juan, ich reiße dich heraus
Mit dieser meiner Arme Kraft!
Die Rosse stampfen vor dem Haus,
Du schweigst? Bekenn mir, ob’s geschah!
Thatst du den Schritt? Du schüttelst: Nein!
Wirst du ihn tun? Ja? Du nickst: Ja? …
Juan, es muß geschieden sein!“
Bang stöhnend senkt er Blick in Blick,
Küsst, küsst ihn noch einmal in Hast –
Und stößt den Dolch ihm durchs Genick.
Er hält den Bruder lang im Arm,
Mit unerschöpften Thränen netzt
Und badet er den Todten warm:
„Noch starbest als ein Christ du jetzt!“