Die newe Cometen Seyn gwisse Propheten
[Text]
Semper, adhuc diri quoties arsêre Cometæ,
Certa secuturi signa fuêre mali.[WS 1]
DEn 8. 18.[WS 2] Decembris dieses 1664. Jahrs / Morgens / bald nach Mitternacht / ist allhier zu Ulm / nahe bey deß gestirnten Raaben-Schnabel / under dem Becher / erschienen / ein wolbedencklicher Comet-Stern / mit einem sehr langen Schweiff / welchen er über sich zwischen Norden und Westen geworffen. In der Grösse scheinte er die stellas fixas primæ magnitudinis zu übertreffen; Sein dunckeles und blaiches Liecht aber gleichte einem leuchtenden Stern secundæ magnitudinis. Den 10. 20. Decembris befand Er sich nicht mehr an voriger Stell / sondern war proprio motu fortgestrichen in longitudine von Morgen gegen Abend / contra signorum seriem: In latitudine aber ist er gegen Mittag und under den Tropicum Capricorni abgestiegen / und nahe zu den 3. understen Sternen Hydræ kommen / wie auß dieser Figur zu ersehen.
Ob nun wol niemand eigentlich und für gewiß wissen und erkennen kan / was GOtt mit solchen extraordinari Sternen wolle andeuten und fürbilden / so seyn doch solche auch nicht zu verachten. Claudianus sagt: In cœlo nunquam spectatum impune Cometam, und haben wir auß der Erfahrung an den letzteren Cometen deß 1618. 52. und 61. Jahrs gnugsam gelernet / daß dergleichen ungewohnliche Zeichen / seyen wolbedenckliche Dröw- und Warnungs-Zeichen / Göttliche Zorn-Zeichen / und gewisse Propheten künfftigen Unglücks / und der Straffen GOttes. Hat nun GOtt abermal uns eine Ruthen auffgestecket / so sollen wir billich allen Fleiß anwenden / daß wir durch ernstliche Buß Ihme in die Ruthen fallen / und eyferig betten / daß Er nicht mit uns nach unsern Sünden handlen / und uns nicht nach unsern Missethaten vergelten / sondern sich wieder über uns erbarmen / die bevorstehende Straffen lindern / oder gar abwenden / und uns ferner gnädiglich und Vätterlich behüten und erhalten wolle.