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Die grosse Ravensburger Gesellschaft/3

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Die Huntpiss an der Spitze und die weiteren Genossen Die grosse Ravensburger Gesellschaft (1890) von Wilhelm Heyd
Schauplätze der Handelsthätigkeit
Gegenstände des Vertriebs
[14]
3. Schauplätze der Handelsthätigkeit.
a) Mailand.

Dass die Ravensburger sich früher mit ihrem Handel gerne nach Venedig wandten, dafür gibt es besonders aus den Jahren 1390–1402 reichliche Belege. Sie folgten dabei dem grossen Strom der deutschen Kaufmannschaft. Von der Huntpissgesellschaft speziell ist aber bis jetzt nicht nachzuweisen, dass sie Venedig zum Ziel ihrer Handelsthätigkeit machte. Statt dessen wählte sie zu einem solchen mit Vorliebe die Lombardei. Dies geschah ohne Zweifel unter dem Einfluss der Konstanzer Genossen. Zwischen Konstanz und Mailand nämlich bestanden seit geraumer Zeit freundschaftliche Beziehungen. Zweimal, in den Jahren 1386 und 1391, sah die Stadt Konstanz Abgesandte der Kaufmannschaft Mailand bei sich, welche den Zweck verfolgten, für ihre Landsleute die Wege nach Deutschland zugänglicher, sicherer und kostenfreier zu machen[1]. Sowohl der Splügen[2] als der Lukmanier[3] kamen dabei in Betracht, beide [15] Pässe führten hinaus an den Bodensee, auf welchem Konstanz das Recht des Geleites besass, und in diese Stadt selbst. Wohin es dann weiter ging[4], das haben wir hier nicht zu erörtern. Wohl aber müssen wir die entgegenkommende Haltung des Rats von Konstanz ins Auge fassen, welcher im Jahr 1392 (Dienstag vor Lichtmess) die Errichtung eines Hauses (die Ueberschrift gibt ihm den bezeichnenderen Namen einer Gred) beschloss, worin den „Walhen von Mailan und andern frömden Lüten“ ihr Gut besorgt und aufbewahrt werden solle[5]. Es konnte ja auch der Stadt Konstanz nur zum Gewinn ausschlagen, wenn die lombardischen Kaufleute auf ihrem Wege nach Deutschland oder von Deutschland her mit ihren Waren hier Aufenthalt machten. Im Vertrauen auf die im beiderseitigen Interesse liegende Freundschaft nahm die Mailänder Kaufmannschaft wiederholt die Dienste der Stadt Konstanz in Anspruch, wenn eines ihrer Mitglieder auf deutschem Boden festgenommen oder beraubt worden war, und der Herzog von Mailand that auch wieder einen Gegendienst, indem er auf die Bitte der Stadt Konstanz zwei Ravensburger Kaufleute, denen in seinem Gebiet das Gleiche begegnet war, in Freiheit setzte[6]. So waren für die Huntpissgesellschaft die Wege durch die Lombardei zum voraus geebnet. Kamen ihr auf der einen Seite die Handelsprivilegien zu gute, welche die Herzöge von Mailand seit Filippo Maria Visconti (gest. 1447) allen Deutschen einräumten[7], so erfuhr sie noch grössere Förderung eben durch das Wohlwollen, welches man am mailändischen Hofe und [16] unter der dortigen Kaufmannschaft den Konstanzern entgegenbrachte. Mancher Konstanzer, der früher vielleicht in eigenen Geschäften Mailand besucht hatte, kehrte jetzt als Mitglied der Huntpissgesellschaft oder als Faktor derselben wieder.

Die ältesten Zeugnisse für das Auftreten der Gesellschaft von Ravensburg im Herzogtum Mailand müssen verloren sein. Es hängt dies vielleicht zusammen mit dem Lose gewaltsamer Vernichtung, welches viele Urkunden der Herzöge aus dem Hause Visconti bei dem Untergang dieser Dynastie getroffen hat, weswegen das Mailänder Staatsarchiv verhältnismässig arm an Urkunden aus dieser Periode ist. An die Stelle der verlorenen Akten müssen hier Schlussfolgerungen treten. Es ist, wie wir weiter unten sehen werden, gut bezeugt, dass die Huntpissgesellschaft schon im Jahr 1426 in Spanien festen Fuss gefasst hatte. Nun erfolgte aber die Anknüpfung der Verbindungen mit Spanien von Genua aus. Zu dieser Hafenstadt führte als die natürlichste Etappe Mailand. Somit haben wir uns die Huntpissgesellschaft mit Mailand ziemlich lange vor 1426 in Verkehr stehend zu denken. Urkundlich erscheint sie auf diesem Gebiet zuerst in der Zeit, als der letzte Herzog aus dem Hause Visconti, Filippo Maria, regierte (1412–1447). Die Vertretung der Gesellschaft war dem Heinrich Fry anvertraut, welchem wir noch öfter begegnen werden. Er gehörte einem Konstanzer Patriziergeschlecht an, das sich auch nach Kempten, Ravensburg und Lindau verzweigte[8]. Heinrich und Hans Fry waren im Jahr 1430 mit den Behörden der Heimatstadt in Zwietracht geraten[9]. Wahrscheinlich im Zusammenhang damit wandte sich Heinrich zunächst nach Kempten, dann nach Ravensburg, wo er im Jahr 1441 als Bürger angenommen wurde, und zwar leisteten bei diesem Akt Ital Huntpiss der ältere und Jos Huntpiss [17] der jüngere für ihn Garantie[10]. Von da ging er im Auftrag der Huntpiss nach Italien. Er wusste sich bei Filippo Maria Visconti in Gunst zu setzen, welcher ihn unter grossen Lobeserhebungen seinen Geheimen (familiares) zugesellte und ihm samt etwaigen Begleitern und Dienern freien Pass ohne irgendwelche Abgabe durch das ganze mailändische Gebiet gestattete[11]. Auch während des republikanischen Regiments, welches nach dem Tode dieses Herzogs in Mailand aufgerichtet wurde, blieb Fry auf seinem Posten trotz der für den Handel höchst ungünstigen Zustände. Francesco Sforza, der Schwiegersohn des letzten Visconti, war noch nicht Herzog, nur erst Feldhauptmann der ambrosianischen Republik, als er dem Heinrich Fry, Faktor des deutschen Kaufmanns Jodokus Huntpiss – hier der edle Josumpis genannt – einen Geleitsbrief ausstellte für das kleine Gebiet, welches Francesco damals mit seinem Kriegsvolk besetzt hielt; es umfasste wenigstens die Städte Pavia, Cremona und Parma, welche im Brief genannt sind, desgleichen Piacenza, von wo aus er datiert ist, während Casal maggiore noch als feindliches Gebiet bezeichnet wird[12]. Herzog geworden (1450), gewährte er die gleiche Gunst dem Ulrich Fry, welcher gleichfalls im mailändischen Gebiet sich niedergelassen hatte[13]. Ulrich sowohl als Heinrich werden in diesen lateinischen Urkunden hier wie später Francus (Franchus) genannt, da sie beim Uebertritt nach Italien ihr „Fry“ wohl selber in Franco verwandelt hatten.

Unter den Sforzas kehrten wieder ruhigere Zeiten im Herzogtum Mailand ein; die deutschen Kaufleute, von denen uns vorwiegend Konstanzer, Ulmer, Augsburger und Nürnberger begegnen, machten gute Geschäfte und mehrten sich [18] so, dass sie sogar an die Errichtung eines gemeinsamen Wohn- und Warenhauses (Fondaco) für ihre Nation denken konnten, welches freilich aus unbekannten Gründen doch nicht zu stande kam[14]. Unter den Kaufleuten, welche diesen Plan dem Herzog Galeazzo Maria Sforza (1472) nahe legten, war auch Jacomo Franco[15], höchst wahrscheinlich ein Fry von Konstanz, ob aber auch Vertreter oder auch nur Mitglied der Ravensburger Gesellschaft, das muss dahingestellt bleiben. Auch jenen Heinrich Fry, welcher als Faktor der Huntpiss urkundlich bezeugt ist, treffen wir wieder 1473 im Mailändischen, in Verfolgung eines treulosen Schuldners begriffen[16]. Wie es scheint, kam es häufig vor, dass die mailändischen Schuldner ihren Verpflichtungen gegen die Fremden sich zu entziehen suchten. Deshalb liessen sich Jodokus Huntpiss und seine Genossen von der grossen Compagnie im Jahr 1475 durch den Herzog Galeazzo Maria die Zusicherung erteilen, dass, wenn er je für gut fände, die ihnen gewährten Sicherheitsbriefe zurückzuziehen, ihnen von dem Tage der Kündigung ab noch ein Jahr lang gestattet sein solle, im Herzogtum zu bleiben und ihre Geldangelegenheiten ins reine zu bringen[17]. Welch grossen Wert die Gesellschaft auf den stätigen und ununterbrochenen Fortgang ihrer Verbindungen mit dem Herzogtum Mailand legte, das zeigte sich abermals im Jahr 1486, als die Graubündner über Bormio und Chiavenna in die Lombardei hereinbrachen. Da fürchtete die Gesellschaft, an deren Spitze jetzt Onofrius Huntpiss stand, sie möchte hierunter zu leiden haben, indem die Beamten [19] des Herzogs ihre Mitglieder als Landsleute und Bundesgenossen der Graubündner bedrängen und berauben werden. Sie verwahrten sich gegen den Verdacht, mit den Graubündnern gemeinschaftliche Sache zu machen; der Herzog sah ihre Schuldlosigkeit ein und schützte sie[18].

Durch viele Jahrzehnte hin war das Einvernehmen der Gesellschaft mit den Machthabern in Mailand ein ungestörtes gewesen, und noch im Jahr 1490 bestätigte die herzogliche Regierung dem Onofrius Huntpiss und Genossen die Zusicherung vom Jahr 1475 unter der damals schon ausgesprochenen Voraussetzung, dass sie die hergebrachten Zölle und Weggelder entrichten[19]. Da entstand plötzlich ein Konflikt, herbeigeführt durch die Schuld der Gesellschaft selbst. Im Mai 1497 passierten zwei Lastwagen die Zollstätte von Mailand; ihr Inhalt gehörte der Ravensburger Gesellschaft und wurde von deren Agenten deklariert als Zinn, das nach Genua bestimmt sei. Bereits war die Ware vom Zollamt abgefertigt, da schöpften die Beamten noch den Verdacht, es könnte Silber unter dem Zinn verborgen sein. Sie verständigten davon den Münzmeister Giov. Ant. de Castellono, und auf dessen Anordnung wurden die Wagen bei der Osteria di S. Giorgio ausserhalb der Stadt angehalten. Man schickte nun nach dem Deutschen, welcher die Geschäfte der Compagnie in Mailand besorgte, um ihm die Frage vorzulegen, ob Silber unter der Ladung sei. Dieser hatte wohl Wind von der Sache bekommen und erschien nicht. Nur seinen Hauswirt konnte man zur Stelle bringen, einen gewissen Branda de Serono, welcher in starkem Geschäftsverkehr mit der Gesellschaft stand. Nun wurden in Gegenwart des genannten Münzmeisters, des Goldschmieds Fra Rocco und anderer Vertrauenspersonen vier Ballen geöffnet und in jedem derselben fand sich zwischen dem Zinn versteckt eine Platte Silber. Nach den bestehenden Gesetzen verfiel dieses Silber und die Zugtiere, die es führten, der Konfiskation; überdies [20] musste ein Strafgeld von 5 Goldgulden für jede Marca Gewicht (es hatte 487 Marche gewogen) erlegt werden[20]. Die Diener der Gesellschaft suchten das Silber wieder herauszubekommen, aber vergebens. Nun verfielen die Konstanzer Gesellschaftsmitglieder auf den Gedanken, den Nikolaus im Steinhus, einen der angesehensten aus ihrer Mitte, an den Herzog Lodovico il Moro abzuordnen. Bürgermeister und Rat von Konstanz gaben diesem Vertreter einen warmen Empfehlungsbrief mit, um wo möglich die herzogliche Ungnade von der Gesellschaft abzuwenden[21]. Der Vertreter war nicht ungeschickt gewählt; denn es konnte am herzoglichen Hofe wohl noch bekannt sein, wie sehr der erste Sforza, Francesco, seinerzeit den Thomas im Steinhus ausgezeichnet hatte[22]. Aber wir erfahren nicht, dass der Herzog durch Nikolaus im Steinhus umgestimmt worden wäre; auch eine längere Denkschrift der Gesellschaft verfehlte ihren Eindruck auf ihn um so mehr, als sie die Sache vor das kaiserliche Forum zu ziehen suchte, was Lodovico, stolz auf seine herzogliche Machtvollkommenheit, zurückwies[23]. Endlich legte sich die schweizerische Eidgenossenschaft ins Mittel. Innerhalb des Gebiets derselben hatte ja die Gesellschaft auch zahlreiche Mitglieder, eines sogar unter den Regierenden, den alt Schultheiss Jakob von Hertenstein in Luzern. Nun begab sich im Auftrag der [21] Tagsatzung Ludwig Seiler von Luzern nach Mailand, um den Herzog zur Rückgabe des Silbers zu bewegen, dessen Wert auf 12654 Pfund, 2 Solidi und 6 Groschen in kaiserlicher Münze, gleich 3834½ Gulden, 5 Solidi und 6 Groschen rheinisch angeschlagen wurde. Der Herzog willigte der Eidgenossenschaft zuliebe ein, obgleich nicht all dieses Silber in seinen Schatz übergegangen war, da er vielmehr ein Drittel dem Münzmeister, ein anderes dem Entdecker des Schmuggels hatte überlassen müssen. In zwei Briefen vom 8. Februar 1498, welche Seiler nach Hause brachte, kündigte der Herzog die Absendung eines Bevollmächtigten an, welcher die Sache bereinigen werde. Dieser kam auch in der Person des herzoglichen Kanzlers Francesco Litta zu der auf den 20. März nach Luzern anberaumten Tagsatzung und verhandelte da mit den vier schweizerischen Mitgliedern der Huntpissgesellschaft, welche im Namen aller erschienen waren, dem Ritter Ulrich Muntprat von Zürich, dem Jakob von Hertenstein, Bürger von Luzern, dem Dominikus von Frauenfeld, Bürger von Zürich, und dem Moriz Hurus[24]. Es wurde den 24. März vereinbart, die obengenannte Summe solle am 1. März nächsten Jahres an die Faktoren der Gesellschaft in Mailand oder, wenn der Herzog diesen Termin nicht einhalten könne, in Luzern an die Gesellschaft selbst ausgezahlt werden, in letzterem Fall aber in rheinischer Münze und unter Schadloshaltung der Gesellschaft bezüglich des Zinses[25]. Gewiss ein unvermuteter Sieg, welcher bloss dem mächtigen Einfluss der Eidgenossenschaft zuzuschreiben ist! Die Gesellschaft selbst war offenbar im Unrecht; doch fehlt die Denkschrift, in welcher sie eine [22] Rechtfertigung dem Herzog gegenüber versuchte. Die zahlreichen Papiere, welche das Mailänder Staatsarchiv noch weiter über diesen Fall enthält, tragen nach dem Urteil des Herrn Ghinzoni nichts von Belang zur Beleuchtung des Falls bei.

Diese leidige Defraudationsgeschichte[26] ist schon eines der Symptome des Verfalls, welcher in den nächsten Jahrzehnten über die Gesellschaft hereinbricht. Ein weiteres erkennen wir darin, dass die Gesellschaft im Jahr 1518 durch ihre Faktoren dem Jakob von Hertenstein alle ihre Schuldner im Herzogtum Mailand und in dessen Nachbarschaft überweisen liess, worauf Hertenstein einen gewissen Gerold mit Einkassierung der Gelder beauftragte[27]. Offenbar hatte dieser reiche Luzerner Patrizier der Gesellschaft grosse Summen vorgestreckt, und die im Rückgang begriffene Gesellschaft wusste ihn nicht mehr durch andere Mittel zu befriedigen als durch eine solche Cession. Letztere bedeutete aber noch nicht, dass die Gesellschaft den Mailänder Markt überhaupt aufzugeben im Begriff war. Wir können das Gegenteil daraus schliessen, dass sie noch im Jahr 1520 ihren Faktor in Mailand hatte in der Person des Paul Hinderofen von Wangen. Diesem begegnete es, dass er auf Befehl der damals in Mailand gebietenden französischen Behörden festgenommen wurde, weil er sich einer ungerechten Forderung derselben nicht gefügt hatte. Die Stadt Luzern verwandte sich dafür, dass er wieder freigelassen und keine weitere Forderung an ihn gestellt wurde[28]. Wenige Jahre nachher [23] erfolgte die Auflösung der Gesellschaft; Paul Hinderofen blieb in Mailand, aber um fortan eigene Geschäfte zu betreiben.


b) Genua.

Von Mailand aus das Meer zu erreichen, war ein Wunsch, der sich bei unternehmenden Kaufleuten von selbst verstand. Als nächster Seehafen bot sich Genua dar. Nach dieser Stadt suchte bekanntlich schon Kaiser Sigmund den Handelsverkehr der Deutschen zu lenken und zwar gerade um die Zeit, als die Huntpiss an die Spitze der Ravensburger Gesellschaft traten. Im allgemeinen folgten die süddeutschen Reichsstädte dem Impuls des Kaisers nur widerstrebend und zögernd. Williger als die andern liessen sich die Städte in Oberschwaben und um den Bodensee her dazu herbei. Ihnen war schon infolge ihrer geographischen Lage diese Verkehrsrichtung bequem und keineswegs ungewohnt. Hatte doch der schwäbische Städtebund erst im Jahr 1398 einen Gesandten nach Genua geschickt und dort den Wunsch kundgegeben, den alten Verkehr mit dieser Stadt in lebhafterer Weise wiederaufzunehmen[29]. Es ist ganz bezeichnend für die Entwicklung der Dinge, dass die ersten Schritte zur neuen Anbahnung des Verkehrs mit Genua durch einen Konstanzer Bürger[30] gethan wurden, welcher mit Beglaubigungsschreiben von seiner Vaterstadt und[WS 1] von andern Bodenseestädten nach Genua kam. Er bat den Dogen um die Erlaubnis für die deutschen Kaufleute behufs des Warenkaufs die Stadt zu besuchen, vorausgesetzt, dass sie dort hinsichtlich des Zolls und anderer Abgaben ebenso günstige Bedingungen vorfänden wie in Venedig. Der Doge stellte eine noch weit günstigere Behandlung [24] der Deutschen in Aussicht und vermochte auch den Herzog von Mailand, von denselben mässige Transitzölle zu fordern. Beide Fürsten bestätigten brieflich ihre guten Absichten und liessen durch einen Gesandten noch weiter mündlich entwickeln, inwiefern Genua für die Deutschen ungleich mehr Vorteile biete als Venedig. Unter anderem wurde auch hervorgehoben, dass die deutschen Kaufleute und deren Agenten mit ihren Waren und Geldern genuesische Schiffe ungehindert besteigen und nach allen Weltgegenden fahren könnten, was ihnen in Venedig nicht gestattet sei. Dies wurde im Jahr 1417 verhandelt. Einen nachhaltigen Eindruck machten die Mahnungen des Kaisers und die Lockungen aus Mailand und Genua nur bei einem kleinen Teil der deutschen Kaufmannswelt, bei den Oberschwaben namentlich und bei den Anwohnern des Bodensees. Sie hatten, wenn sie in Genua ausharrten, freilich manche inneren Wirren und Angriffe von aussen dort mit durchzumachen, welche dem Gedeihen des Handels wenig förderlich sein mochten. Auch wurden damals die Freiheiten, deren Genuss den Deutschen vertragsmässig zustand, bald durch gewaltthätige Machthaber in Frage gestellt, bald von habsüchtigen Zolleinnehmern verletzt. Unter diesen Umständen verzichteten auch die ausdauerndsten unter den deutschen Städten am Ende auf den Verkehr mit Genua. Die Zeiten besserten sich erst von da ab, als die Stadt sich den Herzogen von Mailand aus dem Hause Sforza unterwarf. Dies begab sich im Jahr 1464 und schon zwei Jahre darauf erschien vor den genuesischen Regierungsbehörden ein Abgesandter oberschwäbischer Städte (communitates imperiales ligae Sueviae), welche in Ulm getagt und dort beschlossen hatten, unter den veränderten Verhältnissen den Verkehr mit Genua wieder aufzunehmen. Dieser Gesandte unterhandelte nicht etwa bloss zu Gunsten der oberschwäbischen, sondern zu Gunsten der gesamten deutschen Kaufmannschaft. Die 13 Punkte, in welchen er die Wünsche derselben niederlegte, wurden nicht alle genehmigt, aber die genuesische Regierung glaubte bei ihrer Rückäusserung so weit als möglich entgegengekommen zu sein. An sich fällt dieser Vertrag (Conventiones Allamanorum [25] de anno 1466) wegen seiner Geltung für alle Deutsche ausserhalb unseres speziellen Themas. Nichtsdestoweniger ist er um seines Ursprungs willen gerade für uns von hoher Wichtigkeit und deshalb im Anhang wieder abgedruckt[31]. Wer tritt da, fragen wir, als Sprecher für die deutsche Kaufmannschaft in Genua auf und zwar mit so tiefem Einblick in ihre Lage und in ihre Bedürfnisse, dass wir ihn keineswegs als Neuling auf diesem Boden betrachten können? Es ist abermals ein Konstanzer und zwar jener Heinrich Fry, der schon seit geraumer Zeit auch in Mailand Geschäfte trieb und sich dort in der herzoglichen Gunst festzusetzen gewusst hatte. In dem Vertragsdokument selbst treten seine persönlichen Verhältnisse natürlich zurück. Hier ist er eben der Enricus Franchus de Constantia, welcher namens der Deutschen unterhandelt. Dass er selbst mit verflochten ist in das kaufmännische Treiben, verrät sich bloss in einem kleinen Zuge, indem er beispielsweise anführt, wie er von genuesischen Zolleinnehmern überfordert worden sei, als er einmal zur See Alaun eingeführt habe. Aber in einer andern, leider undatierten genuesischen Urkunde gibt er sich in seiner Eigenschaft als „factor et negociorum gestor societatis Alamanorum, quae dicitur de Josumpis“ zu erkennen. Damals galt es, seiner Gesellschaft Waren wiederzuverschaffen, welche von genuesischen Piraten geraubt und nach Savona gebracht worden waren[32].

Für eine so unternehmende Handelsgesellschaft wie die Ravensburger war, verlohnte es sich wohl, in der ligurischen Seestadt einen Vertreter aufzustellen. Hier fand sie nicht bloss einen Markt, um Waren zu kaufen und abzusetzen, sondern auch einen Hafen, von welchem aus sie ihre Güter auf beliebigen Schiffen übers Meer senden, oder in welchem sie solche Güter vom Schiff aus in Empfang nehmen konnte. Neben deutschen Faktoren, welche diesen Umsatz und Transport besorgen mussten, nahm sie auch wohl Genuesen in [26] Dienst, wie denn z. B. ein Lodovico Centurione als ihr „Respondent“ (Kommissionär) in Genua genannt wird[33].


c) Mittelitalien.

Wenn wir beim Fortgang unserer Untersuchungen über die Huntpissgesellschaft auf die Entdeckung stossen, dass sie auch Beziehungen zu Rom und Siena unterhielt, welches doch nie Warenmärkte von Belang waren, so wird uns das im ersten Augenblick befremden. Allein wir lernen eben dadurch die Gesellschaft nur von einer neuen Seite kennen, welche später noch weiter ans Licht treten wird. Sie machte nämlich neben dem Warenhandel auch Bank- und Wechselgeschäfte. Als die Eidgenossenschaft im Jahr 1473 den Berner Stadtschreiber Thüring Frickhardt in einer hier nicht näher zu berührenden Angelegenheit an den Papst abordnete und zu erwarten stand, dass Frickhardt in Rom Geld brauche, fand es die Stadtbehörde in Bern „unkommlich, das Geld söllichen fernen Weg zu führen“ und besorgte ihm deshalb gegen hinlängliche Sicherheit einen auf 1000 Gulden lautenden Kreditbrief bei der grossen Gesellschaft in Ravensburg; denn man konnte, wie es scheint, ohne weiteres voraussetzen, dass dieselbe mit römischen Geldgrössen in Geschäftsverbindung stehe[34]. Ebenso verkehrte die Gesellschaft mit Siena, wo bekanntlich grosse Bankiers sassen. Ulrich Fry von Konstanz hatte als „Diener (d. h. Agent, Faktor) Josen und Ital der Humpiss und ir gemainen Gesellschaft“ eine Schuldforderung gegen „Etliche von Seynis“ (Siena) und lud sie deshalb vor das päpstliche Gericht. Auf seine Bitte legten Bürgermeister und Rat von Konstanz Fürsprache bei Papst Pius II. ein, dass er dem Fry und seiner Gesellschaft zu ihrem Recht verhelfe[35].

[27]
d) Unteritalien.

Ladislaus Suntheim bezeugt ferner, dass die Ravensburger Gesellschaft in das Königreich „Appels (d. h. Neapel) gehandthiert“ habe. Man hat keinen Grund, dies zu bezweifeln, doch fehlt es mir bis jetzt an urkundlichen Belegen, welche dies unzweideutig darthäten. Möglicherweise liegt ein solcher vor in zwei Berner Briefen, welche aber eine andere Deutung zulassen. Die Stadt Bern verwandte sich nämlich wiederholt (6. Dezember 1474 und 8. März 1475)[36] bei dem König Ludwig XI. von Frankreich für Ravensburger Kaufleute, von denen mehrere in Bern zu Hause und bürgerlich seien, d. h. für die grosse Ravensburger Kaufmannsgesellschaft, bei welcher auch Bürger von Bern beteiligt waren. Güter im Wert von über 2600 rheinischen Gulden waren dieser Gesellschaft geraubt worden durch französische Schiffskapitäne, unter welchen ein „Columb de Honflor ex ducatu Normandiae“ eine hervorragende Rolle spielte. Mit ihrer Bitte um Bestrafung der Thäter und um volle Entschädigung der Betroffenen hätte sich die Stadt Bern selbst dann an den französischen König unmittelbar wenden können, wenn die Thäter Unterthanen desselben gewesen wären, die auf eigene Hand Seeräuberei trieben, aber es waren sogar in diesem Fall vom König angestellte Schiffskapitäne, und jener „Columb de Honflor“ ist kein anderer als der in Honfleur stationierte Guillaume de Casenove, welcher den Beinamen Coullon (Colon) führte[37]. Wo es galt, seefahrenden Nationen, in welchen Ludwig XI. Gegner sah, Schaden zuzufügen, da wurde dieser gefürchtete Gascogner mit seiner Flottille ausgesandt, und nicht selten hatten auch Unschuldige unter seinen Kapereien zu leiden, in welchem Falle manchmal die Herausgabe des Geraubten [28] verfügt wurde. Als Ort der Beraubung nun bezeichnen die beiden Briefe ziemlich unbestimmt die Gewässer in der Nähe des Königreichs Neapel. Man könnte annehmen, Agenten der Ravensburger Gesellschaft haben in Unteritalien Waren gekauft und an Bord von Schiffen gebracht, die den Weg nordwärts an der Küste hin etwa nach Genua einschlugen; sie seien aber noch nicht weit über das Neapolitanische hinaus gewesen, so habe sie Coullon überfallen. Wollte man gegen diese Auffassung einwenden, es sei von einer Expedition des Coullon in diese Gegenden nichts bekannt, so läge die Entgegnung nahe, dass man nach Lage des Quellenmaterials geradezu alle Fahrten dieses rührigen Flottenführers nicht zu überschauen vermöge. Aber es fragt sich, ob wir nicht den an der Ravensburger Gesellschaft verübten Seeraub mit einer der bekannten Expeditionen Coullons zu kombinieren haben. Bekannter ist keine geworden als die folgende[38]. Am 1. Oktober 1474 wurden in dem Hafen Vivero an der Nordküste Galiciens zwei Galeassen des Königs Ferrante von Neapel und mit ihnen Waren neapolitanischer, genuesischer und florentinischer Kaufleute von Coullon gekapert. Sie befanden sich auf der Rückfahrt von den Niederlanden und von England her, wie daraus zu schliessen ist, dass als Vorwand für die Plünderung die Behauptung dienen musste, diese Schiffe haben in das Gebiet des Herzogs von Burgund und nach England Lebensmittel geliefert und damit den Feinden Ludwigs XI. Vorschub geleistet. Nachher liefen bei diesem König zwei Briefe ein, welche über die Kaperei Klage führten: am 26. Januar 1475 einer von Seiten König Ferrantes (geschrieben Foggia den 8. Dezember 1474), dann jedenfalls vor April 1475 einer von der Stadt Florenz[39]. Wie schön würden sich hieran der Zeit nach die zwei Beschwerdebriefe der Stadt Bern vom 6. Dezember 1474 und vom 8. März 1475 anschliessen! Sie betreffen wahrscheinlich kein anderes Ereignis als eben das, dessen Schauplatz der galicische Hafen Vivero [29] war. Wäre es dem Berner Magistrat zu verdenken, wenn er diesen unbekannten Seeplatz in die Nähe der neapolitanischen Küste rückte? Lag hier nicht eine Verwechslung vor in der Weise, dass die Berner den Thatort bei Neapel suchen, während es vielmehr neapolitanische Schiffe waren, auf welchen der Korsar das Ravensburger Kaufmannsgut traf? So gut als florentinische und genuesische Kaufleute damals die Galeassen Ferrantes zum Transport ihrer Waren benutzten, so gut konnten das Ravensburger, bei denen Handelsreisen in Gemeinschaft mit Genuesen wohl nicht zu den Seltenheiten gehörten. Als Reiseziel jener Galeassen müssen wir neben England die Niederlande annehmen; wir werden aber noch sehen, dass der Huntpissgesellschaft die Niederlande keineswegs fremd waren; könnte es uns wunder nehmen, Leuten von dieser Gesellschaft auf einer Seefahrt von Italien nach den Niederlanden oder umgekehrt zu begegnen? So angesehen, würden die zwei Berner Briefe allerdings nicht als Beleg für den Verkehr der Gesellschaft mit dem Königreich Neapel gelten können, da nur vorübergehende Benutzung neapolitanischer Schiffe für den Transit vorläge.


e) Spanien.

Es hat sich bei Mailand gezeigt, wie die Konstanzer der Ravensburger Gesellschaft die Wege bereiteten. Noch deutlicher stellt sich dies in Spanien heraus, weil gerade solche Konstanzer Häuser, die in der Folge mit den Huntpiss nahe Verwandtschafts- oder Geschäftsverbindungen eingingen, in jenem Lande vor ihnen Handelsgeschäfte trieben. Schon im Jahr 1408 hören wir ja von Liutfried Muntprat aus Konstanz, dass er Ballen mit Leinwand oder Barchent einem katalanischen Schiff übergeben hatte, welches nachher in Feindeshand fiel[40]. Die Muntprat waren aber, wie schon erwähnt, mit den Huntpiss nahe verwandt. Aus einer Urkunde des Jahrs 1410 geht ferner hervor, dass das Konstanzer Grosshändlerhaus [30] Im Steinhus in Barcelona ein Zweiggeschäft unterhielt, welchem einer der Familienangehörigen vorstand[41]. Dieses Haus beteiligte sich aber später an der grossen Ravensburger Gesellschaft. Durch das Beispiel dieser Konstanzer Grosshändler war sicher ein gewisser Jakob von Ueberlingen veranlasst worden, nach Barcelona zu gehen, wo er aber bei seinem Korallenhandel nicht viel erübrigt zu haben scheint[42]. Wir haben ihn als einen einzelnen Versprengten anzusehen, da sonst von Ueberlingen aus in so früher Zeit keine Handelsreisen in die Ferne unternommen worden zu sein scheinen.

Wohl aber trat die Ravensburger Kaufmannschaft frühe in die Fussstapfen der Konstanzer auch in Spanien. Die spanische Quelle, welche die erste Nachricht hiervon gibt, weiss freilich nichts von Ravensburg; nach ihr wäre die Compagnie des Jos Huntpiss ein Verein von Konstanzern gewesen. Diese erste Quelle ist das Einnahmeregister desjenigen Zollamts in Barcelona, welches von den Kaufleuten aus Deutschland und aus Savoyen den Zoll zu erheben hatte, und führt den Titel: Libre dels drets dels Alemanys è Saboyenchs. Das Register umfasst eigentlich nur die 20 Jahre 1425–1445, wozu noch am Schluss einige bloss die Deutschen betreffenden Blätter aus den Jahren 1472 und 1473 kommen[43]. Hier kommt nun vom Jahr 1426 an zu wiederholten Malen Joushompis[44] y Compañia vor, bei der ersten Erwähnung mit dem [31] Beisatz de Constanza. Zu den Jahren 1441 und 1442 macht Capmany die Bemerkung, dass den Einträgen aus diesen Jahren zufolge von den Deutschen damals drei Compagnien den bedeutendsten und andauerndsten Verkehr mit Barcelona unterhielten: die des Huntpiss, die Johanns von Köln und die von Kaspar de Wat (Nat?)[45]. Bei der Durchsicht des Registers überzeugte sich Herr Häbler, dass überhaupt von allen Deutschen die Huntpissgesellschaft die meisten und wertvollsten Waren aus- oder einführte, somit die grössten Zollbeträge auf sie entfielen; die Compagnie des Johann von Köln kam ihr nahe, aber ohne sie zu erreichen. In Zahlen lässt sich das Verhältnis nicht ausdrücken, solange die Handschrift nicht gedruckt ist und wir dadurch in stand gesetzt werden von jedem Jahr die Summe zu ziehen. Auch die Namen einzelner Agenten oder Faktoren der Gesellschaft lassen sich aus dem Register entnehmen: 1426 Joh. Folch und Christoph Spadeli (Spedeli), 1428 Gaspar Denat oder de Nat, welcher aber schon im Jahr 1429 eine eigene Gesellschaft gegründet zu haben scheint, 1436 Johann Franch, 1440 und folg. Pedro Cregua. Von mehreren der Genannten zeigt sich, dass sie vorher oder nachher auch in eigenem Namen Geschäfte trieben.

So spielten also unsere Ravensburger eine ziemlich bedeutende Rolle an dem ersten Handelsplatz Spaniens. Barcelona konnte sich zu jener Zeit kecklich mit Venedig und Genua messen. Hier fanden Grosshändler einen herrlichen Tauschmarkt; die Schiffe aller seefahrenden Nationen Europas liefen hier ein, um Kaufmannsgüter zu bringen und zu holen. Wir fragen billig: Welcher Schiffe mögen sich die Ravensburger für ihren Verkehr mit Barcelona und überhaupt mit Spanien vorzugsweise bedient haben? Hierbei erinnern wir uns, dass der Doge von Genua im Jahr 1417 den oberschwäbischen Städten gegenüber die Liberalität seiner Republik gerühmt [32] hatte, welche keinem Kaufmann aus dem Binnenlande es wehre, ihre Schiffe zu besteigen. In erster Linie vertrauten wohl die Ravensburger sich und ihre Waren genuesischen Schiffen an. Ein Beispiel davon aus dem Jahr 1466 wird uns später näher beschäftigen. Ein zweites aus dem Jahr 1492 möge hier Platz finden. Damals fuhr ein genuesisches Schiff, welches unter anderem Güter der Ravensburger Gesellschaft an Bord hatte, wahrscheinlich auf dem Rückweg aus Spanien an Nizza vorbei, wurde aber von einem nizzardischen Piraten erspäht und gekapert; der Luzerner Magistrat verwandte sich für die Gesellschaft bei der Herzogin von Savoyen, damit ihr das Geraubte wieder ausgefolgt werde[46]. Aber so geläufig dieser Weg über Genua den Ravensburgern wegen ihrer sonstigen Beziehungen zu der ligurischen Seestadt sein mochte, es war nicht ihr einziger, auch nicht einmal der nächste. An einen zweiten zu denken, veranlassen uns folgende Umstände. Aus dem Zollregister von Barcelona, welches uns vorhin beschäftigte, war zu ersehen, dass die deutschen Kaufleute, welche diese Stadt besuchten, an dasselbe Zollamt gewiesen waren wie die savoyischen, d. h. die aus der vereinigten Grafschaft Savoyen-Piemont kommenden. Diese an sich auffallende Zusammenkoppelung erklärt sich einerseits dadurch, dass die deutschen und die savoyischen Kaufleute unter denselben Bedingungen im Reiche Aragon zugelassen waren[47], andererseits höchst wahrscheinlich auch dadurch, dass die Kaufleute aus (Süd-)Deutschland häufig mit denselben Schiffen ankamen wie die aus Savoyen-Piemont. Nun machten aber die letzteren, wenn sie sich nach Spanien einschiffen wollten, sicher nicht den Umweg über Genua. Ihnen lag vielmehr Nizza als Abfahrtshafen bequemer, überdies innerhalb des eigenen Landes. Diesen selben Hafen besuchten aber auch unsere Ravensburger, wenn sie nach Spanien reisten oder von da zurückkamen. Wir schliessen [33] dies aus zwei Berichten über Seeräubereien, bei welchen Waren der Huntpissgesellschaft im Spiel waren. Im Jahr 1435 hatte der Stellvertreter des deutschen Konsuls in Barcelona – beide waren Spanier – dieser Gesellschaft und andern Deutschen Waren zu schicken. Er verlud sie auf ein nizzardisches Schiff; sie hätten also den Weg über Nizza gemacht, wären sie nicht gleich beim Beginn der Fahrt mit dem ganzen Schiffe von Mallorkanern gekapert worden[48]. Aehnliches ereignete sich im Jahr 1466. Ein deutscher Faktor, welcher die Huntpissgesellschaft vertrat, übergab Güter, die für die Gesellschaft bestimmt waren, einem Agenten gleichfalls deutscher Nation zur Besorgung; dieser bestieg in Tortosa an der Ebromündung mit den Waren ein florentinisches Schiff, dessen Ziel Nizza oder Villafranca war; diesmal bemächtigten sich genuesische Piraten des Schiffs, und so gerieten die Waren im Wege der Gewalt nach Savona, wo sie Heinrich Fry von Genua aus aufsuchte und ihre Freigebung bewirkte[49]. Beide Male wurden also Waren, die von Spanien nach Ravensburg gehen sollten, über Nizza instradiert. Man kann daraus schliessen, dass auch umgekehrt Mitglieder der Huntpissgesellschaft sich manchmal von ihrer Heimat aus über Piemont nach Nizza begaben und dort Schiffe zur Fahrt nach Spanien bestiegen.

Barcelona als die bedeutendste Seestadt Spaniens blieb wahrscheinlich das Hauptziel und die Hauptstation für die Ravensburger Gesellschaft, solange dieselbe überhaupt in Spanien Geschäfte machte. Noch die letzten Seiten des dortigen Zollregisters, welche die Jahre 1472 und 1473 begreifen, zeigen eine starke Beteiligung der Gesellschaft an dem Warenvertrieb im genannten Hafen. Aber dass dieselbe auch andere spanische Städte in den Kreis ihrer Handelsunternehmungen zog, ist unzweifelhaft. In welcher Weise und in welcher Zeitfolge diese Ausdehnung der Geschäfte vor sich ging, entzieht sich freilich durchaus unserer Kenntnis. Es scheinen damit [34] Bewegungen und Veränderungen im Schosse der Gesellschaft selbst in irgendwelchem Zusammenhang gestanden zu haben. Einerseits nämlich fanden Zerwürfnisse statt zwischen den Mötteli und den Huntpiss, infolge deren Rudolf Mötteli der ältere und seine Brüder eigene Geschäfte in Valencia, Saragossa und andern Städten gründeten[50]. Dies geschah um das Jahr 1455. Es kann mit dem jetzigen Quellenmaterial nicht entschieden werden, ob erst diese abtrünnigen Gesellschaften anfingen, neue Plätze in Spanien aufzusuchen, welche dann die Huntpiss später gleichfalls kultivierten, oder ob die Hauptgesellschaft sich schon vor Ausbruch des Konfliktes dort festgesetzt hatte und nun die Mötteli ihre Konkurrenzgeschäfte an denselben Orten aufthaten. Sicher ist, dass die Hauptgesellschaft das Feld behauptete. Aber wahrscheinlich weil sie das Handelsgebiet in seiner weiteren Ausdehnung, zumal gegenüber der neuen Konkurrenz, nicht mehr ganz zu beherrschen vermochte, errichtete sie aus ihrer Mitte eine Zweiggesellschaft mit dem Sitz in Valencia, an deren Spitze Friedrich Huntpiss trat, ein Mitglied des leitenden Hauses, dem Spanien nicht fremd war; denn er wird schon am 22. September 1433 in dem Zollregister von Barcelona genannt. Wir kennen ausser ihm nur die Konstanzer, welche bei der Zweiggesellschaft sich beteiligten – es waren Hans Blarer, Konrad Muntprat der ältere, Ludwig Muntprat, Hartmann Hiruss und Andreas Sattler – ferner zwei Faktoren Paulin Spick und Philipp Wisslant. Wir schöpfen dies aus einem Brief, welchen Bürgermeister und Rat von Konstanz am 2. Dezember 1466 an die „Regierer des Lands in Cattilony“ richteten. Die neue Zweiggesellschaft hatte nämlich 8 Warenballen nach Mailand geschickt, damit sie durch den dort stationierten Faktor weiter [35] nach Valencia expediert würden. Der Mailänder Faktor fügte dazu noch weitere 30 Warenballen und übersandte alles dem Agenten der Gesellschaft in Genua, Lodovico Centurione. Dieser brachte die 38 Ballen auf ein genuesisches Schiff, welches unter der Führung des Bartolommeo Taliani nach Valencia abging. Aber auf der hohen See wurde das Schiff von einer katalanischen Flotte überfallen, gekapert und nach Barcelona abgeführt. Als die Nachricht nach Konstanz kam, dass die Katalanen jene 38 Ballen nicht wieder herausgeben wollten, wandten sich die ungenannten 6 Konstanzer Gesellschaftsmitglieder an Ihren Magistrat und baten um seine Verwendung für die Wiederherausgabe der Ballen, indem sie ihr Eigentumsrecht auf alle, trotz der verschiedenen Zeichen, eidlich erhärteten. Bürgermeister und Rat erfüllten ihre Bitte eben durch das erwähnte Schreiben[51].

Uebrigens war nur ein Teilgebiet des spanischen Geschäfts, vielleicht bloss das Königreich Valencia, der Zweiggesellschaft überlassen worden, die Hauptgesellschaft waltete fort im Königreich Aragon und fasste hier ausser der Seestadt Barcelona bald auch die Binnenstadt Saragossa ins Auge, deren Verbindung mit dem Meer durch den Ebro vermittelt wurde. An der Mündung dieses Stroms liegt Tortosa, welches weniger für sich selbst, denn als Hafen von Saragossa einige Bedeutung für den Handel hatte. Aus Saragossa den Ebro herab mögen daher auch die Waren gekommen sein, welche in den Jahren 1466 und 1515 für die Huntpissgesellschaft in Tortosa eingeschifft wurden, um dann, wie so oft geschah, auf dem offenen Meer Freibeutern in die Hände zu fallen[52]. Doch wir hören auch von solchen Waren, welche unsere Ravensburger auf den Markt von Saragossa brachten. Es liegt uns hier freilich bloss ein einzelner Fall vor, aus [36] welchem wir keineswegs entnehmen können, welchen Weg dieselben gewöhnlich einschlugen, um zur Hauptstadt von Aragon zu gelangen. Ausserordentliche Umstände, welche vielleicht niemals in derselben Weise wiederkehrten, müssen damals den Jos Huntpiss und seine Gesellschaft veranlasst haben, nach Saragossa bestimmte Waren nicht über das Mittelmeer, sondern sei es zu Land durch Frankreich, sei es über die Niederlande und das Atlantische Meer nach Fuentarrabia, der Seestadt an der spanisch-französischen Grenze, zu instradieren, von wo sie die Bidassoa aufwärts und dann den Ebro abwärts weitertransportiert werden sollten. Aber sie waren nur eine kurze Strecke an dem kleinen Grenzfluss aufwärts gelangt, da bemächtigte sich ihrer der Kommandant des französischen Forts Sanpera (Saint-Pierre?) trotz der königlichen Geleitscheine, welche die Begleiter der Waren vorwiesen. Schultheiss und Rat von Bern verwandten sich damals (10. November 1474) bei König Ludwig XI. von Frankreich zu Gunsten der Gesellschaft[53]

Wie es in Valencia weiterging, kann an der Hand von ein paar Namen berichtet werden. Von Friedrich Huntpiss und seiner Zweiggesellschaft ist nach 1466 nicht wieder die Rede. Sie scheint von kurzem Bestand gewesen zu sein. Wohl aber erscheint ein Name, dem wir in Verbindung mit ihr begegnet sind, später noch einmal und zwar auf dem letzten Blatt einer spanischen Inkunabel. Zwei der ältesten Buchdrucker in Valencia, ein Deutscher Namens Lambert Palmart und ein Spanier, hatten es gemeinsam unternommen, in den Jahren 1477 und 1478 eine Uebersetzung der Bibel ins Valencianische zu drucken; das Geld dazu spendete nach den Schlussworten des Drucks der „hochgeehrte Kaufmann daselbst, Philipp Wisslant aus Isny im hohen Alemannien“[54]. Nach diesem Isnyer scheint ein Jodokus Koler die Ravensburger Gesellschaft in Valencia vertreten zu haben. Der Nürnberger Arzt Hieronymus Münzer, welcher [37] auf einer grösseren Reise[55] durch die iberische Halbinsel diese Stadt berührte (1494), charakterisiert ihn als supremus familiaris der grossen Gesellschaft aus Ravensburg; ihn selbst traf er nicht mehr am Leben, aber man erzählte, dass er ein Franziskanerkloster in der Nähe der Stadt gegründet habe. So erwarben sich zwei hervorragende Mitglieder der Huntpissgesellschaft ein Verdienst um die Stadt Valencia durch fromme Stiftungen, welche zugleich zeigen, über was für reiche Mittel diese Compagnie verfügte. In anderer Weise bekam dies der eben genannte Nürnberger Reisende selbst zu verspüren, indem die Ravensburger, welche er in Valencia traf, ihn und seine Gefährten fein bewirteten und mit schönen Kleidern beschenkten. Es waren Heinrich Sporer und Konrad Humpis. Schon der Name des letzteren bürgt dafür, dass wir hier Gesellschaftsgenossen vor uns haben. Als Münzer von dort weiter ging in die vielbesuchte Hafenstadt Alicante, fand er da die beste Aufnahme bei einem Kemptener, Jodokus Schedler, welcher seit vielen Jahren die Geschäfte der Ravensburger Gesellschaft an diesem Platz leitete. Schedler rühmte ihm den ausserordentlichen Reichtum der Umgegend an Produkten, mit welchen die vielen fremden Schiffe im Hafen sich befrachteten. In Barcelona, das Münzer auf derselben Reise berührte, traf er gleichfalls deutsche Kaufleute und zwar, wie aus ihrem fast fürstlichen Aufwand zu schliessen, in der glänzendsten Lebenslage. Aber ob sie in irgend einer Verbindung mit der Ravensburger Gesellschaft standen, erfahren wir nicht; ihre Heimatorte Augsburg, Mergentheim, Ulm weisen nicht gerade mit Wahrscheinlichkeit darauf hin. Jedenfalls darf das Schweigen Münzers nicht dahin gedeutet werden, dass die Huntpissgesellschaft zu jener Zeit aufgehört hatte, mit Barcelona in geschäftlichen Beziehungen zu stehen.

Spanien beherbergte überhaupt damals viele Deutsche, nicht [38] bloss Kaufleute, auch Drucker, Kriegsmänner, Kartographen, sogar Mönche. Zu dieser deutschen Kolonie stellten die Bodenseegegenden ein auffallend grosses Kontingent; Ravensburg speziell war nicht bloss durch die Leute der Huntpissgesellschaft vertreten, sondern z. B. in Valencia durch einen „Paschalis Buckli von Metelin“ (1503), in Saragossa durch einen „Joannes Bucle Metelin“ (1521), welcher sogar das Bürgerrecht in dieser Stadt erworben hatte[56]. In der sonderbaren und für jene Zeit ungewöhnlichen Doppelbezeichnung verkoppeln sich die Namen von zwei bekannten Ravensburger Geschlechtern Buckli und Möttelin. Beim zweiten dieser Namen erinnern wir uns, dass gerade in Valencia und Saragossa die Möttelin eigene Comptoirs gegründet hatten, nachdem sie sich von den Huntpiss getrennt. Haben wir etwa in den beiden Buckli-Möttelin Nachkommen dieser Abtrünnigen zu erkennen?


f) Die Niederlande.

Im Jahr 1488 stand ein Fähnlein Lindauer in den Niederlanden, um dem römischen König Maximilian seine Feinde bezwingen zu helfen. Ihr Hauptmann Neukomm schrieb[57] aus dem Feld nach Hause unter anderem, er habe einen Fähnrich nach Antwerpen geschickt, weil sie Geld brauchen, und zwar sei dieser Fähnrich zu der Gesellschaft von Ravensburg gegangen: „Die will uns Geld leihen,“ fährt er wörtlich fort, „was wir bedürfen, wenn ihnen Noffel[58] Humpiss schreibt.“ [39] Noffel ist Koseform für den Namen Onofrius; ein Huntpiss dieses Namens stand aber damals bekanntlich an der Spitze der Gesellschaft und von ihm als dem Chef war eine Vollmacht zur Auszahlung erforderlich, wenn die Lindauer ihren Zweck erreichen wollten. Somit hatte die Ravensburger Gesellschaft eine Filiale in Antwerpen, welche Geld- und wahrscheinlich auch Warengeschäfte machte. Es lässt sich die Frage aufwerfen, ob nicht auch in dieser oder jener andern von den blühenden niederländischen Handelsstädten ähnliche Filialen bestanden, z. B. in Gent oder Brügge. Es ist mir aber nicht gelungen, eine Spur davon aufzufinden. Nicht viel befriedigender fällt die Antwort auf die andere Frage aus, welche Wege die Ravensburger einzuschlagen pflegten, wenn sie nach den Niederlanden reisten. An Weihnachten 1473 überfiel ein Trupp Soldaten ein paar Knechte der Huntpissgesellschaft und nahm ihnen die Warenballen, welche sie nach Flandern bringen wollten. Da durch den bewaffneten Angriff ein Geleitbrief des Herzogs von Burgund verletzt war, forderte Bürgermeister und Rat von Bern, welche sich der Beraubten annahmen, den genannten Herzog auf, die Thäter zur Strafe zu ziehen und die Rückerstattung der Waren zu erwirken[59]. In dem Brief der Berner ist der Ort, wo die That geschah, durch den Namen Monsfalcunus bezeichnet. Hiermit ist wohl das im Argonner Wald nordwestlich von Verdun gelegene Montfaucon gemeint. Es wäre Vermessenheit, hieraus den ganzen Weg zu konstruieren, den die Waren von Ravensburg bis dahin machten und weiter hätten machen sollen.


g) Deutschland.

Wie weit sich die Beziehungen der Huntpiss innerhalb Deutschlands erstreckten, darüber ist noch wenig bekannt. Mit Ulmer Kaufmannshäusern bestand, wie es scheint, eine engere Geschäftsverbindung und zwar mit den Besserern, welche sich, wie wir wissen, auch nach Ravensburg und Konstanz [40] verzweigten, mit den Ungeltern, Ehingern und Mörlin. Zwei miteinander associierte Ulmer, Johann Besserer und Nikolaus Ungelter, machten schon im Jahr 1426 gemeinsame Geschäfte mit Jodokus Huntpiss und Ulrich Brock in Ravensburg[60]. Durch eine zeitweilige Krisis in der Huntpissgesellschaft wurden Jörg Ehinger und Rudolf und Hans Besserer in Zahlungsschwierigkeiten versetzt und gerieten darob in mehrjähriges Zerwürfnis mit der Stadtbehörde von Ulm, welche sich auf die Seite der Gläubiger stellte, bis endlich an Philippi und Jakobi 1458 der Bischof von Augsburg den Streit schlichtete[61]. Mit der Sicherheit des Warentransports war es auch im Donaugebiet nicht besser bestellt als anderwärts. Ganz besonders hatte die Huntpissgesellschaft zu klagen über den Ritter Wolf vom Stein zu Klingenstein (bei Herrlingen an der Blau), welcher mit Konrad Russ von Ulm und andern Spiessgesellen ihren Gütern auflauerte. Von der Gesellschaft zum Beistand angerufen, befehdete die Stadt Ravensburg den Herrn von Klingenstein, schlug ihn im Bunde mit andern Städtebürgern[62] und zwang mehrere seiner Verbündeten, sich von ihm zu trennen und Friede zu halten (1458. 1460). Auch der Kaiser legte sich ins Mittel, befahl der Stadt Ulm, drei Ballen Leinwand, welche von Wolf vom Stein und Konrad Russ auf offener Strasse geraubt und nach Ulm geschleppt worden waren, der Gesellschaft von Ravensburg als der rechtmässigen Eigentümerin wieder zurückzustellen (8. August 1457) und sprach endlich die Acht über den widerspenstigen Ritter aus (28. Februar 1459)[63].

In den grösseren Handelsstädten Augsburg und Nürnberg machte sich das Bedürfnis eines Anschlusses an eine fremde Handelsgesellschaft viel weniger fühlbar. Nur auf [41] auswärtigen Stationen kam es vor, dass einzelne Augsburger oder Nürnberger dem dort etablierten Zweig der Huntpissgesellschaft beitraten (siehe oben). Im übrigen beschränkte sich der Verkehr auf Geldgeschäfte. Als im Jahr 1479 die Stadt Bern Geld abzuzahlen beschloss, welches sie einigen Nürnberger Häusern schuldete, schickte sie Gold in bar nach Ravensburg an die Huntpissgesellschaft, damit diese durch Wechsel nach Nürnberg die Zahlung bereinige[64]. Dies setzt doch wohl voraus, dass die Gesellschaft mit Bankhäusern in Nürnberg Verbindungen pflog und man davon in Bern Kunde hatte.

Ob die Huntpiss noch zu entfernteren Teilen Deutschlands Beziehungen hatten, ist sehr zweifelhaft. Man erfährt zwar aus einer Pergamenturkunde des Ravensburger Archivs vom Jahr 1419, dass ein Lübecker, Hans Kess, damals den Jos und Eitel Huntpiss und ihrer „gemeinen Gesellschaft“ 690 rheinische Gulden schuldete[65]. Wie aber und wo diese Schuld kontrahirt wurde, müsste man genau wissen, ehe man von Handelsbeziehungen zwischen unsern Ravensburgern und der Stadt, Lübeck spräche. Im allgemeinen nahmen doch die Unternehmungen der ersteren viel mehr die Richtung nach dem Süden und Westen als nach dem Norden und Osten.


  1. Dies ersieht man aus dem Regesto dei documenti dei secoli XIII e XIV conservati nell’ Archivio camerale im Anhang der Atti della Camera di commercio di Milano 1889, und zwar aus den Regesten Nr: 48. 49. 55, womit die ähnlichen Bestrebungen der Florentiner Kaufmannschaft zu vergleichen sind (Zeitschr. f. d. Gesch. des Oberrheins 4, 41).
  2. Via di Chiavenna im Reg. Nr. 49.
  3. Beil. zu Reg. Nr. 55, wo von Warentransport ab Habiasca (Biasca am Ticino) usque Costantiam die Rede ist, während Reg. Nr. 56 das am nördlichen Fuss des Passes gelegene Disentis als Zollstätte erwähnt.
  4. Zunächst allerdings durch die Grafschaft Nellenburg. Reg. Nr. 51–55.
  5. Konstanzer Ratsbuch von diesem Jahr im dortigen Stadtarchiv.
  6. Zeitschr. f. d. Gesch. des Oberrheins 4, 32 ff.
  7. Die Privilegienbriefe aus dem 15. Jahrhundert existieren nicht mehr im Original, wohl aber findet sich ein solcher von Galeazzo Maria Sforza aus dem Jahr 1469 vollständig eingerückt in eine Urkunde von Francesco II. Sforza aus dem Jahr 1522, wo dieser Herzog auf die Bitte der Kaufleute von Ober- und Niederdeutschland sowohl jenen Privilegienbrief als die Erneuerungen desselben von 1477 und 1495 bestätigt. Eine Abschrift davon verdanke ich Herrn Ghinzoni.
  8. Eiselein, Geschichte der Stadt Konstanz, S. 20. Marmor in den Schriften der Gesellschaft für Gesch. des Bodensees Heft 5, S. 72. Reinwald ebenda Heft 13, S. 181.
  9. Sammlung des Prälaten Schmid von Ulm Nr. 11 im Stuttgarter Haus- und Staatsarchiv.
  10. Hafner a. a. O. S. 320.
  11. Undatierte Urkunde unter den Diplomi ducali im Mailänder Staatsarchiv, mir mitgeteilt von Herrn Ghinzoni.
  12. Urk. vom 20. November 1447 im Anh. Nr. II.
  13. Urk. d. d. Mailand 31. März 1451, aus einer gleichzeitigen Kopie im Reg. ducal. Nr. 87, Fol. 222 b des Mailänder Staatsarchivs, mir auszüglich mitgeteilt von Herrn Dr. Schellhass.
  14. Ich habe über dieses Projekt eine kurze Notiz gegeben in Quiddes Deutscher Zeitschrift für Geschichtswissenschaft Jahrg. 1889. Bd. 1, S. 454–456.
  15. Er kommt wieder als Giacomo de Franco vor, indem er in Gemeinschaft mit dem Nürnberger Joh. Bräunlin Waren losbittet, welche man in Pavia sequestriert hatte. Mailänder Archivnotiz, mitgeteilt von Herrn Ghinzoni.
  16. Urk. vom 12. November 1473 im Mailänder Staatsarchiv, Abteilung Registro Missive Nr. 112, Fol. 330, mir in Abschrift mitgeteilt von Herrn Ghinzoni.
  17. Siehe die zwei Urkunden Nr. X und XI im Anhang.
  18. Urk. Nr. XII im Anhang.
  19. Urk. Nr. XIII ebenda.
  20. Dies nach der Darstellung der Mailänder Behörde, Urk. im Anh. Nr. XV.
  21. Urk. im Anh. Nr. XVI. Der Bischof Heinrich von Chur fügte hierzu noch einen Auftrag von sich aus, wobei er seinen Mandatar bei dem Herzog als den Nicolaus de Casa lapidea, civis Constantiensis ac magnae mercatorum Alamaniae societatis negociorum gestor, einführt. Urk. d. d. 12. November [14]95 im Mailänder Staatsarchiv, potenze estere, Svizzeri, mir im Regest mitgeteilt von Herrn Dr. Schellhass.
  22. Dies geschah durch mindestens drei Diplome d. d. 8. Oktober 1462, 31. August 1463, 17. April 1464, von welchen ich durch Herrn Ghinzoni Kunde habe; das letzte liegt mir in Abschrift vor (aus Registri missive e ducali, fogli staccati): der Herzog zählt hier den Thomas zu seinen „aulici et familiares, commensales et domestici“ und befreit ihn von allen Zöllen und Abgaben.
  23. Urk. im Anh. Nr. XVII.
  24. Die Hurus oder Hyrus stammen aus Konstanz. In der ersten Zeit des Buchdrucks übten zwei Hurus aus Konstanz diese Kunst in Spanien. Im Konstanzer Missivbuch vom Jahr 1477 kommen drei Brüder von Schönau vor, „die man nennt Huruss“.
  25. Ich teile diese Uebereinkunft mit in der Urk. Nr. XVIII. Die Geschichte ihres Zustandekommens wird noch einigermassen vervollständigt durch den Abschied der Berner Tagsatzung vom 19. Februar 1498. Siehe Sammlung der älteren eidgenössischen Abschiede Bd. 3, Abteil. 1, S. 564; vgl. ferner S. 564.
  26. Eine Defraudation anderer Art bildete den Gegenstand einer Beschwerde, welche der mailändische Gesandte Moresini bei der schweizerischen Tagsatzung vorzubringen beauftragt war (Instruktion vom 14. Juli 1498 im Archivio di stato di Milano, potenze estere, Svizzeri, auszüglich mitgeteilt von Herrn Dr. Schellhass): einige deutsche (schweizerische) Kaufleute hatten mit den eigenen Waren auch fremde zollfrei durchzubringen gesucht, indem sie sie bei dem mailändischen Zollamt als eigene deklarierten; auch hierfür die Ravensburger Gesellschaft verantwortlich zu machen, hat man keinen Grund.
  27. Urk. im Anh. Nr. XX.
  28. Urk. im Anh. Nr. XXI.
  29. Vergl. meine Abhandlung über den Verkehr süddeutscher Städte mit Genua während des Mittelalters in den Forschungen zur deutschen Geschichte Bd. 24 (1884), S. 213 ff., aus welcher ich hier einiges kurz wiederholen muss.
  30. „Quidam civis Contantiensis“, deutsche Reichstagsakten 7, 360, wohl nicht identisch mit dem auf S. 361 genannten Erhard Schürstab von Konstanz.
  31. Urk. im Anh. Nr. IV.
  32. Urk. im Anh. Nr. V.
  33. Urk. im Anh. Nr. III.
  34. Die Urkunde drückt dies so aus, Frickhardt solle das Geld erheben können bei denen, welche der Gesellschaft „daselbst (in Rom) mit Gewerben gewandt und kund sind“. Sie steht im Schweizerischen Geschichtsforscher 5, 472.
  35. Konstanzer Missivbuch vom J. 1463. Urk. datiert: Peter und Paul.
  36. Urkunden im Anh. Nr. VIII und IX.
  37. Ueber diesen Seemann, welcher von einigen mit Cristoforo Colombo verwechselt worden ist, vgl. das Werk: Harrisse, les Colombo de France et d’Italie, fameux marins du XV siècle. Paris, libr. Tross 1874. Seine Piratenzüge fallen in die Jahre 1469 bis 1479; gestorben ist er im Jahr 1482 oder 1483.
  38. Harrisse behandelt sie besonders genau a. a. O. S. 1–3. 15–17.
  39. Harrisse S. 3. 83–85.
  40. Zeitschrift für die Gesch. des Oberrheins 4, 42.
  41. Zeitschrift für die Gesch. des Oberrheins 4, 43 f.
  42. Urk. vom Jahr 1383 ebenda N. F. Bd. 1 (1886) 8. 113–115.
  43. Auszüge daraus gab schon Ant. de Capmany, memorias historicas sobre la marina, commercio y artes de Barcelona T. IV. Apend. p. 18–22. Herr Dr. Konrad Häbler in Dresden, welcher unsere Kenntnisse im Gebiet der spanischen Geschichte schon so wesentlich bereichert hat, benutzte im Spätherbst vorigen Jahres einen kurzen Aufenthalt in Barcelona dazu, sich auf dem dortigen Archiv die Originalhandschrift vorlegen zu lassen, und hatte die grosse Freundlichkeit, mir Notizen über sie und aus ihr mitzuteilen, welche ich hier dankbar benutze.
  44. So liest Capmany sowohl an dieser Stelle als in der Urkunde vom Jahr 1435, welche ich aus seinem Buch im Anhang Nr. I mitteile; [31] Häbler liest in dem Zollregister Joghompis. Ich wage nicht zu entscheiden, was richtig ist.
  45. Capmany T. IV. Apend. p. 21.
  46. Urk. im Anh. Nr. XIV.
  47. Gemeinsamer Privilegienbrief vom 7. Januar 1420 bei Capmany T. IV, p. 215–218.
  48. Urk. im Anh. Nr. I.
  49. Urk. im Anh. Nr. V.
  50. Aus der Zeit, da die genannten Mötteli „us der grossen Geselschaft sich sunderten und einen sundrigen Gewerb inen fürgenommen hatten ze Valentz, ze Saragossa und an andern Enden“, leitete Hans Mötteli einen Anspruch auf Entschädigung her, „da er ir Knecht und Diener gewesen by 14 Jaren“, und machte diesen Anspruch beim Rat in Luzern geltend Mittwoch nach Invocavit 1469 laut Ratsprotokoll V. A. Fol. 152 (brieflich mitgeteilt von Herrn Archivar v. Liebenau).
  51. Urk. im Anh. Nr. III.
  52. Der erste dieser Seeraubfälle gab Anlass zum Einschreiten des Faktors H. Fry in Genua, infolge des zweiten verwendeten sich Gesandte der schweizerischen Tagsatzung bei dem Gouverneur der Provence, welcher den Raub an sich gezogen hatte. Siehe die Urkunden im Anh. Nr. V und XIX.
  53. Urk. im Anh. Nr. VII.
  54. Urk. III im Anh., Anm. 4.
  55. Die hierher gehörigen Stellen der Reisebeschreibung finden sich in den Abhandlungen der hist. Klasse der bayerischen Akademie Bd. 7 (1855), S. 296–298.
  56. Tagebuch des Lucas Rem im 26. Jahresbericht des hist. Kreisvereins für Schwaben und Neuburg (Augsburg 1861) S. 8, und Greiffs Noten dazu S. 84.
  57. Der Brief scheint im Original verloren gegangen zu sein, aber eine sehr zuverlässige Lindauer Chronik (im dortigen Stadtarchiv), hat ihn aufgenommen.
  58. Boulan, Lindau vor Altem und jetzt S. 291, wo diese Stelle aus dem Brief abgedruckt ist, las „Nessel“; meine Vermutung, es werde „Noffel“ zu lesen sein, bestätigt ein Brief des Herrn Pfarrers und Stadtarchivars Reinwald in Lindau, welcher die Chronik für mich einzusehen die Güte hatte. Dies stimmt mit dem „Nophilus“ einer bald näher zu erörternden Urkunde im deutschen Missivbuch auf dem Berner Staatsarchiv D, Fol. 188.
  59. Urk. im Anh. Nr. VI.
  60. Jäger, Ulm S. 673.
  61. Jäger a. a. O. S. 674, und Mitteilungen des Herrn Rektor Pressel in Heilbronn aus den Papieren des Prälaten Schmid.
  62. Baumann, Geschichte des Allgäus 2, 52.
  63. Eben, Geschichte der Stadt Ravensburg 1, 248–251. Hafner, Geschichte von Ravensburg S. 366 f. Presselsche Mitteilungen aus Schmidschen Papieren (wie in Anmerkung 88).
  64. Deutsches Missivenbuch im Berner Staatsarchiv D, Fol. 188.
  65. Hafner, Geschichte von Ravensburg S. 264.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: uud


Die Huntpiss an der Spitze und die weiteren Genossen Nach oben Gegenstände des Vertriebs
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