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Die drei Prinzen und ihre Frauen

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Textdaten
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Autor: Raimund Friedrich Kaindl
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Titel: Die drei Prinzen und ihre Frauen
Untertitel:
aus: Sagen und Märchen aus Ostgalizien und der Bukowina II, in: Zeitschrift für Volkskunde, 1. Jahrgang, S. 185–188
Herausgeber: Edmund Veckenstedt
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1889
Verlag: Alfred Dörffel
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originaltitel:
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Quelle: Google-USA*, Commons
Kurzbeschreibung:
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[185]
3. Die drei Prinzen und ihre Frauen.

Einst lebte ein König, welcher drei Söhne hatte. Dieselben waren zu stattlichen Jünglingen herangewachsen und so kam es, dass er sie gern vermählt wusste. Deshalb liess er sie eines Tages vor den Thron rufen und verkündete ihnen seinen Wunsch. Die jungen Prinzen versprachen, sich dem Gebote des Vaters zu fügen.

Damit nun jeder von ihnen wüsste, wo er sich eine Gemahlin zu suchen habe, nahmen sie Pfeil und Bogen und gingen damit in den Garten. Der älteste Prinz schoss den ersten Pfeil ab. Derselbe flog in eine Burg hinein und der Prinz heiratete ein Edelfräulein. Darauf schoss der zweite Prinz, das Pfeil traf eine Bauernhütte. Somit heiratete der Prinz das Bauernmädchen. Nun schoss der jüngste Prinz einen Pfeil ab; der Pfeil fiel in den nächsten Sumpf, und als endlich der Pfeil in demselben aufgefunden wurde, sass ein Frosch darauf. Da blieb dem Prinzen nichts übrig, als dass er sich das hässliche Tier als Frau antrauen lassen musste. Das that er denn auch, aber mit Thränen in den Augen und Leid im Herzen.

Nun waren die Prinzen vermählt. Der König aber war damit nicht zufrieden, sondern er wollte jetzt wissen, was eine jede von den jungen Frauen verstehe und welcher von seinen Söhnen die klügste Gemahlin habe; dieser sollte ihm dann auf dem Throne nachfolgen. Deshalb befahl er den Söhnen, ein jeder von ihnen solle von seiner Frau einen Teppich weben lassen. Am folgenden Tage sollten sie ihm die Teppiche vorzeigen.

Die Prinzen gingen mit den Aufträgen von dannen. Die beiden ältesten Brüder waren nicht eben besorgt, dass ihre Frauen die Aufgabe nicht lösen würden, denn dazumal lernte ein jedes junge Mädchen im Lande das Weben, aber was sollte wohl der Jüngste von seiner Froschfrau erwarten? Er ging also ganz traurig in sein Schloss und weinte [186] bitterlich. Da aber kam das Fröschlein herbeigehüpft, denn als die Frau des Prinzen hatte es mit diesem sein Schloss bezogen, und sagte zu dem Prinzen: „Mein Herr Gemahl, weshalb bist du so traurig? Teile mir deinen Schmerz mit, vielleicht kann ich dir helfen?“

Darauf erzählte der Prinz, was sein Vater, der König, befohlen habe. Als er alles berichtet hatte, wurde das Fröschlein heiter und guter Dinge, und sagte: „Liebster, sei fröhlich und gräme dich nicht. Morgen, wenn der Tag anfängt zu grauen, werde ich dir einen Teppich bringen, der schöner sein soll als alles, was du bisher gesehen hast.“

Als der Abend hereingebrochen war, hüpfte das Fröschlein auf das Fensterbrett und sang ein Zaubersprüchlein. Alsobald kamen zwölf Herren und zwölf Damen in das Zimmer; sie trugen Seide und Gold in ihren Händen, Perlen und Edelgestein. Dann machten sie sich an die Arbeit, und bevor noch der erste Morgenstrahl durch das Fenster lugte, war der Teppich fertig. Das Fröschlein brachte den Teppich zum Prinzen, dieser ging zur bestimmten Stunde damit zu seinem Vater, wo auch alsbald die beiden andern Prinzen mit ihren Teppichen eintrafen; aber da zeigte es sich, dass der Teppich des jüngsten Sohnes bei weitem der schönste war, wie auch der König sofort entschied, als er ihn erblickt hatte.

Der König war aber mit dieser Probe nicht zufrieden, sondern gab den Prinzen den neuen Auftrag, ein jeder von ihnen solle am nächsten Tage eine feine Speise bringen, welche die Gemahlin eines jeden Prinzen selbst bereitet hätte.

Hatte sich der jüngste Prinz sehr darüber gefreut, dass der Teppich von seinem Fröschlein der schönste war, so kam ihm nun eine tiefe Trauer an, denn er dachte, wie soll ein Tierchen, das stets in einem Sumpfe gesessen hat, einen Begriff von einer Speise haben? Und wenn es den hätte, wie soll es eine solche bereiten können? Als der Prinz über alles das nachdachte, wurde er noch trauriger als zuvor. Aber auch diesmal kam der Frosch herbeigehüpft und fragte den Prinzen nach dem Grunde seiner Traurigkeit. Der Prinz erzählte alles und das Fröschlein versprach ihm zu helfen.

Und richtig, als der Abend hereingebrochen war, sprang das Fröschlein wieder auf das Fensterbrett und sagte wiederum ein Zaubersprüchlein her. Alsobald erschienen die zwölf Damen und die zwölf Herren wieder, hatten Milch und Mehl, Butter und Zucker und viel andere schöne Dinge bei sich und kochten und machten, dass es nur so eine Art hatte. Richtig, am andern Morgen zeigte es sich, dass diese Speise die vortrefflichste war, wie der König sofort erklärte, als er nur die ersten Happen davon genossen hatte.

Nun aber wollte der König die Frauen auch sehen, um dann seine letzte Entscheidung zu fällen. „Ach“, dachte da der Prinz, „wie wird es meinem Fröschlein ergehen? Wie wird es sich schämen müssen, wenn die hübschen Frauen meiner Brüder dabei stehen?“ Aber so ganz ängstlich war der Prinz nun doch nicht mehr, denn er hatte ja gesehen, dass sein Fröschlein doch mehr könnte, als er je gedacht hatte.

Nachdem er also wieder in seinem Schlosse war und das Fröschlein neugierig herbeigehüpft kam, erzählte er diesem das Verlangen seines [187] Vaters. Er bat also das Fröschlein, sich für den folgenden Tag bereit zu halten, und dieses versprach, sein Bestes zu thun.

Wie erstaunte aber der Prinz am andern Morgen, als ihm aus dem Schlafgemach eine junge Dame von einer solchen Schönheit entgegentrat, wie er noch nie zuvor eine gleiche gesehen hatte. Und so kam es denn auch, dass die Frau des jüngsten Prinzen für die schönste erklärt wurde, so lieblich auch die Gemahlinnen der anderen Prinzen waren. Der König bestimmte nun auch, dass ihm der jüngste Prinz in der Regierung nachfolgen sollte. Er konnte es auch nicht unterlassen, zu fragen, woher der Prinz das schöne Mädchen bekommen habe. Dieser erzählte ihm alles, und da der König ein sehr erfahrener Mann war, welcher in seinem Leben vielerlei gehört hatte, so riet er jetzt dem Prinzen an, derselbe solle sofort nach Hause eilen, in dem Schlafgemach nach dem abgestreiften Froschhäutchen suchen und dasselbe sofort verbrennen; hätte er das gethan, so wäre seine junge schöne Gemahlin entzaubert.

Der Prinz befolgte den Rat seines Vaters, fand das Froschhäutchen glücklich, verbrannte es, dann eilte er wieder zurück in das Schloss seines Vaters.

Als er später mit seiner jungen Gemahlin heimgekehrt war, merkte diese gar bald, was sich zugetragen hatte. Da wurde sie traurig und sagte: „Lieber Gemahl, ich weiss, was du gethan hast; nun wirst du mich niemals mehr sehen.“ Kaum hatte die junge schöne Frau das gesprochen, so setzte sich dieselbe auf das Fensterbrett, verwandelte sich in einen Kuckuck und flog davon.

Der Prinz eilte zu seinem Vater und erzählte diesem unter Thränen, was vorgegangen war. Dieser sagte tröstend zu ihm: „Zieh’ in die weite Welt, mein Sohn, und suche deine Gemahlin. Wenn du sie gefunden hast, so kehre mit derselben heim und besteige den Thron.“

Der Prinz beschloss, diesem Rate zu folgen; er nahm Abschied und zog von dannen.

Lange schweifte er in der weiten Welt umher, aber nirgends fand er eine Spur von seiner Gemahlin. So kam er auch eines Tages an eine kleine Hütte mitten im Walde. Der Prinz trat dort ein und fand in derselben eine Zauberin. Er fragte dieselbe, ob sie nicht einen Kuckuck gesehen habe. „Ja“, sagte die Zauberin, „einen Kuckuck habe ich jeden Tag gesehen, denn täglich, wenn es zum Abend geht, kommt ein Kuckuck zu mir in diese Hütte geflogen und setzt sich auf meine linke Schulter. Ich weiss, was du willst, und deshalb gebe ich dir folgenden Rat. Verstecke dich hier unter das Bett; wenn der Kuckuck kommt und sich auf meine Schulter gesetzt hat, so komm leise unter dem Bett hervor und fasse den Kuckuck. Der Kuckuck wird sich in einen Fisch verwandeln, den Fisch musst du bei der Flosse ergreifen. Alsbald wird sich der Fisch in eine Schlange verwandeln. Die Schlange musst du ergreifen. Dann wird aus der Schlange eine Spindel werden. Die Spindel musst du dann erfassen, über das Knie legen und zerbrechen. Hast du das gethan, so ist deine Gemahlin entzaubert.“

[188] Als der Prinz das vernommen hatte, war er hoch erfreut, von seiner Gemahlin wieder etwas zu hören. „Gut“, sagte er also, „ich werde alles thun, wie du mir gesagt hast.“

Noch bevor es dämmerig wurde, war der Prinz unter das Bett gekrochen, und kaum sass der Kuckuck auf den Schultern der Zauberin, so kam der Prinz unter dem Bett hervor und erfasste den Vogel. Alsobald verwandelte sich dieser in einen Fisch. Der Prinz griff nach der Flosse des Fisches, aber da er zu wenig fest zugegriffen hatte, so entwand sich der Fisch dem Griff und war plötzlich verschwunden.

Da überkam den Prinzen eine tiefe Trauer. Als die Zauberin das sah, tröstete sie ihn, so gut sie konnte. Sie erzählte dem Prinzen, dass sie noch eine Schwester habe, welche älter wäre als sie selbst. Dieselbe wohne weit in das Land hinein in einer ähnlichen Waldhütte, wie sie selbst, er möge sich dorthin begeben.

Der Prinz machte sich auf den Weg und zog dorthin. Als er nach langer Wanderung die Waldhütte gefunden hatte, trat er bei der Zauberin ein. Dieselbe wusste schon alles und gab dem Prinzen dieselben Vorschriften, wie die erste Zauberin gethan hatte. Es kam nun auch alles so, wie das erste Mal. Der Prinz erfasste den Vogel, dieser verwandelte sich in einen Fisch, diesmal fasste der Prinz die Flossen fest und nun verwandelte sich der Fisch in eine Schlange. Als der Prinz die Schlange sah, erschrak er – da war die Schlange auch schon verschwunden.

Der Prinz ward wieder sehr traurig, aber die Zauberin tröstete denselben, und schickte ihn zu ihrer ältesten Schwester, welche die grösste Zauberin von ihnen war.

Nach langer Wanderung fand der Prinz auch diese Zauberin und erhielt von ihr dieselbe Anweisung. Diesmal gelang es dem Prinzen, Vogel, Fisch und Schlange festzuhalten und schliesslich auch die Spindel zu zerbrechen. Sobald dies geschehen war, stand die junge Frau in ihrer ganzen Schönheit vor ihm da. Hocherfreut schloss der Prinz sie in seine Arme, dann dankten beide der Zauberin vielmals und kehrten darauf an den Hof des Königs zurück. Da übertrug der König dem Prinzen die Herrschaft, dieser aber lebte mit seiner jungen Gemahlin in einer langen und glücklichen Ehe als König eines schönen und reichen Landes.