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Die drei Bergleute im Kuttenberg

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Textdaten
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Autor: Brüder Grimm
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Titel: Die drei Bergleute im Kuttenberg
Untertitel:
aus: Deutsche Sagen, Band 1, S. 1–3
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1816
Verlag: Nicolai
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Erscheinungsort: Berlin
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Originaltitel:
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Originalherkunft:
Quelle: Google, Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: [1]
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fertig
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[1]
1.
Die drei Bergleute im Kuttenberg.
Mündlich in Hessen.

In Böhmen liegt der Kuttenberg, darin arbeiteten drei Bergleute lange Jahre und verdienten damit für Frau und Kind das Brot ehrlich. Wann sie Morgens in den Berg gingen, so nahmen sie dreierlei mit: erstens ihr Gebätbuch, zweitens ihr Licht, aber nur auf einen Tag mit Öhl versehen, drittens ihr Bischen Brot, das reichte auch nur auf einen Tag. Ehe sie die Arbeit anhuben, thaten sie ihr Gebät zu Gott, daß er sie in dem Berge bewahren mögte und darnach fingen sie getrost und fleißig an zu arbeiten. Es trug sich zu, als sie einen Tag gearbeitet hatten und es bald Abend war, daß der Berg vornen einfiel und der Eingang verschüttet wurde. Da meinten sie begraben zu seyn und sprachen: „ach Gott! wir armen Bergleute, wir müssen nun Hungers sterben! wir haben nur einen Tag Brot zu essen und einen Tag Öhl auf dem Licht!“ Nun befahlen sie sich Gott und dachten bald zu sterben, doch wollten sie nicht müßig seyn, so lange sie noch Kräfte hätten, arbeiteten fort und fort und bäteten. Also geschah es, daß ihr Licht sieben Jahr brennte und ihr kleines Bischen Brot, von dem sie tagtäglich [2] aßen, ward auch nicht all, sondern blieb eben so groß und sie meinten, die sieben Jahre wären nur ein Tag. Doch da sie sich nicht ihr Haar schneiden und den Bart abnehmen konnten, waren diese ellen-lang gewachsen. Die Weiber hielten unterdessen ihre Männer für todt, meinten sie würden sie nimmermehr wiedersehen und dachten daran, andere zu heirathen.

Nun geschah es, daß einer von den dreien unter der Erde, so recht aus Herzensgrund, wünschte: „ach! könnt ich noch einmal das Tageslicht sehen, so wollt’ ich gerne sterben!“ Der Zweite sprach: „ach! könnt ich noch einmal daheim mit meiner Frau zu Tische sitzen und essen, so wollt’ ich gerne sterben!“ Da sprach auch der Dritte: „ach! könnt ich nur noch ein Jahr friedlich und vergnügt mit meiner Frau leben, so wollt’ ich gerne sterben!“ Wie sie das gesprochen hatten, so krachte der Berg gewaltig und übermächtig und sprang von einander, da ging der erste hin zu dem Ritz und schaute hinauf und sah den blauen Himmel, und wie er sich am Tageslicht gefreut, sank er augenblicklich todt nieder. Der Berg aber that sich immer mehr von einander, also daß der Riß größer ward, da arbeiteten die beiden andern fort, hackten sich Treppen, krochen hinauf und kamen endlich heraus. Sie gingen nun fort in ihr Dorf und in ihre Häuser und suchten ihre Weiber, aber die wollten sie nicht mehr kennen. Sie sprachen: „habt ihr denn keine Männer gehabt?“ „Ja, antworteten jene, aber die sind schon sieben Jahre todt und liegen im Kuttenberg [3] begraben!“ Der Zweite sprach zu seiner Frau: „ich bin dein Mann,“ aber sie wollt’ es nicht glauben, weil er den ellenlangen Bart hatte und ganz unkenntlich war. Da sagte er: „hol mir das Bartmesser, das oben in dem Wandschrank liegen wird und ein Stückchen Seife dazu.“ Nun nahm er sich den Bart ab, kämmte und wusch sich, und als er fertig war, sah sie, daß es ihr Mann war. Sie freute sich herzlich, holte Essen und Trinken so gut sie es hatte, deckte den Tisch und sie setzten sich zusammen hin und aßen vergnügt mit einander. Wie aber der Mann satt war und eben den letzten Bissen Brot gegessen hatte, da fiel er um und war todt. Der dritte Bergmann wohnte ein ganzes Jahr in Stille und Frieden mit seiner Frau zusammen, als es herum war, zu derselben Stunde aber, wo er aus dem Berg gekommen war, fiel er und seine Frau mit ihm todt hin. Also hatte Gott ihre Wünsche ihrer Frömmigkeit wegen erfüllt.