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Wenzel. 1378–1400.
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Ruprecht von der Pfalz. 1400–1410.
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Herr Wenzel – mit drei Jahren schon
Erhoben auf den Königsthron
Von Böhmen – von den Wählern wird
Auch für den deutschen Thron gekürt,
5 Als seines Vaters würd’gen Erben,
Da Karl der Vierte kam zu sterben.
Der Jagdlust und dem Trunk ergeben
Vertobte er sein ganzes Leben.
Ins Wasser „von der Prager Bruck“
10 Stürzt er den heil’gen Nepomuk,
Und herrscht voll Willkür, daß die Böhmen
Zuletzt ihm den Gehorsam künden,
Mit Jobst von Mähren sich verbünden
Und ihn in Prag gefangen nehmen:
15 Hierdurch im Ansehn schwer verletzt
Ward er des Kaiserthrons entsetzt.
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An Wenzels Statt Herr Ruprecht ward
Der Kurfürst von der Pfalz erwählt:
Ein Mann von edler Denkungsart,
Gelehrt zugleich und Kriegesheld.
5 Vor seiner Wahl zum Kaiser thät
Er schon die Universität
Im schönen Heidelberg begründen,
Die laut bald seinen Ruhm that künden.
Als Kaiser aber leider fehlt
10 Ihm Ansehn und besonders – Geld,
Denn dessen nicht einmal genug
Hatt’ er zu seinem Krönungszug
Nach Rom: auf diesem kam er ja
Aus Geldnot nur bis Brescia.
15 Manch’ Gutes, das er sich gedacht,
Ob frühen Tods ward nicht vollbracht.
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