Zum Inhalt springen

Die beiden Schwalben

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Christian Fürchtegott Gellert
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Die beiden Schwalben
Untertitel:
aus: Sämmtliche Schriften. 1. Theil: Fabeln und Erzählungen, Zweytes Buch. S. 125-126
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1769
Verlag: M. G. Weidmanns Erben und Reich und Caspar Fritsch
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
Erstdruck 1746/48
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]


[125]
Die beiden Schwalben.


Zwo Schwalben sangen um die Wette,
Und sangen mit dem größten Fleiß;
Doch wenn die eine schrie, daß sie den Vorzug hätte,
Gab doch die andre sich den Preis.

5
Die Lerche kömmt. Sie soll den Streit entscheiden;

Und beide stimmen herzhaft an.
Nun, hieß es: sprich, wer von uns beiden
Am meisterlichsten singen kann?
Das weis ich nicht, sprach sie bescheiden,

10
Und sah sie ganz mitleidig an,

Und wollte sich nach ihrer Höhe schwingen.
Doch nein, sie suchten ihr den Ausspruch abzuzwingen.
So, sprach sie, will ichs denn gestehn:
Die kann so gut, wie jene, singen,

15
Doch singt, so lang ihr wollt, es singt doch keine schön.

Hört man das Lied geistreicher Nachtigallen:
So kann uns eures nicht gefallen.

 ____________

     Ihr mittelmäßigen Scribenten,
O! wenn wir euch doch friedsam machen könnten!

20
Ihr zankt, wer besser denkt? Laßt keinen Streit entstehn.

Wir wollen keinen von euch kränken;
Der eine kann so gut, wie jener denken;
Doch keiner von euch denket schön.

[126]
Ihr Schwätzer! zankt nicht um die Gaben
25
Der geistlichen Beredsamkeit.

So lange wir Mosheime haben:
So sehn wir ohne Schwierigkeit,
Daß ihr beredte Kinder seyd.
Zankt nicht um eure hohen Gaben,

30
Ihr Gründlichen, o bleibt in Ruh!

Du demonstrirst wie er, und er so fein, wie du;
Allein so lange wir Leibnitze vor uns haben:
So hört euch keine Seele zu.
O! zankt nicht um des Phöbus Gaben,

35
Reimreiche Sänger unsrer Zeit!

Ihr alle reimt mit gleicher Fertigkeit;
Allein so lange wir noch Hagedorne haben:
So denkt man nicht daran, daß ihr zugegen seyd.