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Die alte Burg bei Löbnitz

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Textdaten
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Autor: Ernst Moritz Arndt
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Titel: Die alte Burg bei Löbnitz
Untertitel:
aus: Mährchen und Jugenderinnerungen. Zweiter Theil. S. 321–331
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1843
Verlag: G. Reimer
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Erscheinungsort: Berlin
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Originaltitel:
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Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[321]


Die alte Burg bei Löbnitz.

Nahe bei Löbnitz über grünen Wiesen, wodurch sich das Flüßchen Barth hinschlängelt, grünt ein kleiner Eichenwald mit einem durchrinnenden Bächlein und den schönsten und dichtesten Haselbüschen, welche sich fast jeden Herbst unter dem braunen Schmuck ihrer Früchte beugen. An der Südseite des Wäldchens liegt eine Ziegelei und am nördlichen Ende erhebt sich eine Burghöhe, deren Umwallung ringsum eine Senkung umgiebt, in welcher die elegischen und zauberischen Sträuche Kreuzdorn und Hagedorn Hollunder und Alfranke Nessel und Nachtschaden sich festgesiedelt hatten und dem Andringer das Aufsteigen fast schwer machten; auch hatten die Füchse sich den Wall und sein altes Gemäuer zu ihren unterirdischen Wohnungen durchminirt. Dieser alten Burg gegenüber erhob jenseits am rechten Ufer des Flusses unweit Wobbelkow ein stattliches Hünengrab sein grün bemoostes Haupt, von dessen Gipfel man die Stadt Barth mit ihren rothen Dächern und in der Landschaft umher ein halbes Dutzend Kirchthürme und ein halbes hundert Höfe und Dörfer überschauen konnte. Dieses Eichwäldchen ward nach den Trümmern

[322] jener Burg gewöhnlich nur zur alten Burg genannt. Hier hatte sich nun ein Abentheuer begeben, welches durch alle Münde und Mäuler der Menschen die Runde machte: eine junge, hübsche Dirne, welche die Kühe des Zieglers im Busche hütete, war plötzlich verschwunden oder entlaufen, und da geschah es, daß die Stimmen der Sage sich wieder aufweckten, die oft verschollen ihre Zeit träumt und schläft und dann mit doppelter Lebendigkeit wieder in die Ohren der Menschen tönt. Und in folgender Weise war die Erzählung des Gärtners Christian Benzin:

Herr, sie sagen so was von der Dirne des Zieglers, die vor vierzehn Tagen am hellen scheinenden Mittag verschwunden und nicht wiedergekommen ist. Die Leute munkeln und des alten Schweden Sturbergs Jungen aus Wobbelkow, die einem Kalbe nachgelaufen, haben es gesehen: ein Matrose in bunter, rothgestreifter Jacke ist mit ihr am Saum des Waldes spazieren gegangen und hat einen Blumenstrauß in der Hand gehabt, und sie glauben, der habe sie weggelockt und mit sich auf sein Schiff genommen. O du Herr Jemine! das Schiff, worauf die Dirne fährt! So viel ist wahr, den Buntjack werden die Sturbergsjungen wohl spazieren gesehen haben, aber meiner Sir so weit, als die dummen Leute sich einbilden, ist sie nicht unter Segel gegangen. Ich weiß wohl, wo sie sitzt, und Jochen Eigen, den sie immer den Edelmann schelten, weiß es wohl noch besser, aber der schämt sich und sagt’s nicht und verräth nichts von seinen Hausheimlichkeiten, als wenn er mal ein wenig zu tief ins Glas geguckt hat. Und bei

[323] diesen Worten machte der Gärtner Christian eine gar absonderliche und verwunderliche Miene.

Nun, Benzin, nur her mit euren Geschichten! Jetzt, hoffe ich, wird's einmal wohl ans Licht kommen, warum ihr bei dem Namen alte Burg immer so wunderliche Reden und Gebärden braucht. Hier muß es irgendwo stecken, daß Ihr auf der Jagd nie in diesen Busch hinein wollt und mit leichten diebischen Katzentritten an seinem Rande umherschleicht oder euch in gehöriger Entfernung eure Stelle anweisen lasset. Darum habt ihr, als die schönen Mamsellen aus Barth jüngst dahin Nüsse pflücken gingen und noch andere hübsche junge Frauen mitgehen wollten, so wunderliche Gesichter geschnitten und sie in den Löbnitzer Wald auf den Kamp zu laufen verlockt, wo man unter den Pfriemenbüschen wohl Hasen und Füchse aufjagen aber keine Nüsse schütteln kann. Es muß was Besonderes mit diesem Busche seyn. Und nun heraus damit! Ich lasse euch diesmal nicht los.

Ja Herr, dies ist euch ein Busch! hier ließe sich viel erzählen, und wer eine hübsche Frau und schöne Tochter hat, der lasse andere Weiber in diesen Busch Nüsse pflücken gehen. Ich sage nur so viel: wie manche hübsche Jungfer würde ihr Herzleid zu erzählen haben, wenn sie sich nicht schämte! Ich erinnere mich noch, mein Vater hat mir’s erzählt, - es sind wohl ein paar Stiege Jahre her - da waren ein paar schöne Jungfern aus Barth gekommen Nüsse zu pflücken, und sie sind hier im Wäldchen verschwunden. Man hat die Verschwundenen Tage und Wochen lang gesucht, wie man Stecknadeln sucht, bei

[324] Sonnenlicht und Laternenlicht, aber keine Spur von ihnen gefunden, kein Mensch hat sie wiedergesehen. Mein Vater sagt, es sey große Wehklage und Trauer um sie gewesen - denn es waren Kinder ehrsamer und reicher Leute - und zuletzt in Kentz und Starkow und in allen Kirchen umher mit den Glocken um sie geläutet, als hätte ein Wolf oder Bär sie gefressen. Aber deren giebt's hier nicht; ich weiß wohl, wer der Wolf ist. Und doch hat sich's wunderlich genug offenbart: sie waren nicht von wilden Thieren aufgefressen, sondern nach acht bis zehn Jahren von Vergessenheit und Verschollenheit sind sie mit Einem Male noch ganz frisch und blank wieder unter den Lebendigen aufgetreten und haben sich nichts merken lassen. Aber die Leute hat doch eine Art Grauel vor ihnen angewandelt und haben ihrer Jungferschaft nicht recht getraut, und die armen hübschen Mädchen haben zuletzt als alte Jungfern sterben müssen.

Und nun will ich erzählen, was Jochen Eigen mir erzählt hat, der diese Geschichten am besten weiß; aber er wird sich hüten sie dem Herrn zu erzählen. Und dann wird der Herr verstehen, warum ich hübsche junge Frauen und Mädchen nicht so leichtfertig in den Wald laufen lassen will, und warum ich neulich krank ward, als ich die Nacht bei dem Fuchsbau am Burgwall, wo sie gegraben hatten, Schildwache stehen und die jungen Füchse, wenn sie etwa heraus wollten, zurücktreiben sollte.

Vor langen langen Jahren war Jochen Eigens Urgroßvater *)[1] ein prächtiger stolzer Edelmann, so prächtig

  1. *) Die Eigen sind allerdings ein altes adliches Geschlecht in der Insel Rügen gewesen, aber jetzt längst verloschen und verschollen. Möglich, daß Jochen Eigen, welchen sie gern den Edelmann schalten, aus jenem Geschlechte war. Ich habe weder Lust noch Veranlassung gehabt seinem Ursprunge diplomatisch nachzuforschen. Bei diesen Geschichten dringt sich übrigens wieder die bekannte Erfahrung auf, daß Bauren und Dienstleute in Erinnerung mancher Unbille und Ungerechtigkeiten, die ihnen von schlimmen Edelleuten widerfahren sind, indem sie der freundlichen Herren darüber vergessen, eine Freude und Ergötzung erleben, wenn sie sich mährchenhaft erzählen, wie das Unglück oder gar der Gottseybeiuns irgend einem bösen verruchten Geschlechte das Garaus gemacht habe.

[325] und steinreich, daß er den Zaum seines Pferdes mit Juweelen besetzte und in einem goldnen Steigbügel saß. Dieser hatte im Lande Rügen und auch hier im Pommerlande viele schöne Höfe, Wälder und Bauren, so viele, daß man sie nicht zählen konnte - ein prächtiger, stolzer Mensch, der mit Sechsen vom Bock fuhr, einen Laufer vor sich herlaufen und seine Pferde in langen Strängen springen ließ. Aber es war ein wilder, verwegner Mensch, der nichts von Gottes Wort und Wegen wissen wollte, ein toller Jäger und Reiter und ein gräulicher Weiberjäger, der wie der Falk auf die Tauben auf die schönen Dirnen lauerte. Diesem Eigen hat in jenen alten Zeiten auch Löbnitz und Divitz und Wobbelkow gehört, und hier bei Löbnitz hat er im Walde ein prächtiges Burgschloß gehabt mit vielen Thürmen und Fenstern, wo er manche schöne Nacht durchschwärmt und durchtrunken und

[326] mit seinen lustigen Gesellen bei Wein und Weibern banketirt hat. Und dort auf dem hohen Hünengrabe an dem andern Ufer, dort am Wege zwischen Redebaß und Wobbelkow, hat er sich ein prächtiges aus eitel gehauenen demantenen Steinen gebautes Lustschloß hingestellt. Da ist er oft hingaloppirt und hat dort gesessen und mit einem Kieker auf die Landstraßen umher ausgeschaut, ob seine wilden Lauscher und Räuber, die er ausgeschickt hatte schöne Weiber einzufangen, nicht irgendwo mit Beute heransprengten. Diese armen Gefangenen haben sie dann bei nächtlicher Weile, wo andre gute Christenleute schlafen, auf die Burg im Walde geschleppt und dort versteckt, daß weder Hund noch Hahn darnach gekräht hat. So hat der böse Mensch sein wildes verruchtes Wesen viele lange Jahre getrieben, und Gott hat ihm manchen Tag die Zügel schießen lassen. Das lag aber in seinem Blute, und Jochen, dem der Edelmann lange vergangen seyn sollte, dessen Großvater schon ein armer Weber gewesen - der Herr glaubt nicht, was die alten Leute von dem zu erzählen wissen, wie grausam der in seinen jungen Jahren auf die hübschen Dirnen gejagt hat. Er will sichs nun nur nicht mehr merken lassen, aber diese lüsternen Edelmannsnücken hat er noch genug in sich. Endlich aber ist doch des alten wilden Jägers Tag gekommen, es ist Krieg geworden, und Pest und Hunger und Moskowiter-Zeit und Kalmücken-Zeit, ich weiß den Namen nicht recht, aber eine grausame böse Zeit ist gekommen, und da ist jener Bösewicht auch von seinem Jammer gefaßt worden: seine Schlösser und Häuser verbrannt, seine Scheunen

[327] und Speicher ausgeleert, sein Vieh weggetrieben. Da hat er sich zuletzt hier in die Burg bergen und verstecken und knapp leben lernen müssen wie andre arme Leute. Da ist seine Rechnung bei dem höchsten und obersten Rechenmeister übervoll gewesen, und er hat ihn mit seinem Blitz geschlagen und sein prächtiges Sündenhaus angezündet, und er und seine Weiber sind alle zu weißen Aschen verbrannt, und von der ganzen Herrlichkeit, wo sonst Geigen und Trompeten klangen und Tag und Nacht banketirt ward, liegen noch kaum ein paar Steine da, und nun sind die Füchse und Marder und Eulen die einzigen Nachtmusikanten.

Der Herr weiß wohl die alte Eiche, die dicht an der Burg steht, ein besonderes altes Gewächs, welchem der Blitz auch vor einigen Jahren die eine Hälfte abgespaltet hat. Da spielt jetzt eine gar wunderliche Musikantengesellschaft drauf. Wenn man nur Acht giebt und aufmerkt, daß auch kein Vögelchen im Walde schwirrt und zirpt, um den Baum ist’s nimmer still. Spatzen und Zeisige und Meisen flattern und schreien da bei Tage in solcher Menge, daß man sein eigen Wort nicht hören kann, und des Nachts - o Herr Je! - machen die Eulen und Krähen und Raben ihren Gesang, daß einem die Haare zu Berge stehen. Sie sagen auch, daß die Füchse dann aus ihren Löchern kommen und mitheulen, und daß die Schlangen, deren unten am Bache so viele sind, dann einen Ringeltanz halten; aber ich habe es nicht gesehen. Das ist aber einmal wahr, daß man die Pferde, die in ihren Nüstern von Gespenstern und anderm Teufelszeug

[328] eine Witterung haben, an dieser Seite des Waldes selbst bei Tage kaum grasen sieht. Der Herr hat auch wohl den schwarzen Storch gesehen, der nicht weit von der Burg auf einer abgestumpften Buche horstet. Hier um Löbnitz, Redebaß und Divitz, wo die Barthwiesen und Bäche so viele Nattern Schlangen und Frösche ziehen, hat’s der Störche auf allen Dächern und Scheunen die Menge, aber nirgends sieht man einen schwarzen Storch als hier. Zuweilen sollen Jahre seyn, wo er ganz ausbleibt, schon seit Menschengedenken hat man davon gesprochen, aber er erscheint zu seiner Zeit immer wieder. Dieser schwarze Storch ist hier der Feldhauptmann des ganzen Vogelgefieders. Viele Leute sagen, er sey der alte Edelmann selbst oder auch ein Sohn von ihm, den er mit einer Mohrenprinzessin gezeugt haben soll, die er dem Sultan im Mohrenlande abgekauft hatte. Denn Zauberer Hexenmeister Mohren und solches wanschaffene Teufelsgesindel, das keinen ordentlichen Vater und Mutter vorzeigen kann, wippsen hier des Nachts umher, und diese haben die vielen Fußtritte ausgetreten, die zu dem Wall hinlaufen; denn die Menschen hüten sich wohl, um dieses Revier Fußsteige zu machen. Dieses Gesindel wohnt bis auf den heutigen Tag in unterirdischen Sälen, die noch viele hundert Schuh tief unter den Füchsen liegen, und mancher hat es deswegen tief unter dem Wall heraus oft so wunderlich sausen und klingen gehört, mit ganz andrer Gewalt und andern Tönen, als Füchse und Marder in ihren Löchern machen können. Mit diesem schwarzen Storch ist es ein gar absonderliches Ding. Das wissen alle

[329] Bauren und Hirten zu erzählen, er hat auf den Wiesen ein dreimal größeres Jagdrevier als irgend einer der bunten Störche, und keiner von diesen kommt ihm in sein Verbiet; ja sie fliegen gleich davon, als wenn sie den Teufel sähen, sobald sie ihn nur von fern erblicken. Des Nachmittags gegen den Abend, wann die Sonne ins Gold zu gehen anfängt, sieht man ihn zwischen der Burg und dem Hünengrabe immer hin und her fliegen; auch sitzt er dann oft auf diesem Hügel und schaut gegen die Stadt Barth hinüber, woraus er in seinen Tagen vielleicht manche hübsche Dirne verlockt hat. So muß er nun nach Gottes Spruch und Urtheil viele Jahrtausende in Vogelgestalt herumfliegen – denn wer wird ihn zu erlösen kommen? – und statt seiner früheren Leckerbissen mit der schlechten Speise der Frösche und Schlangen, die jeder Mensch anspeit und ausspeit, vorlieb nehmen, und in seinem schwarzen Rock zeigen, daß er ein Schelm und Bösewicht von Natur ist. Aber es ist sonst doch noch etwas Anderes dabei, und das ist eben das Gräuliche, der Matros in der bunten Jacke. Ich weiß nicht, ob es ein Matros ist, in welcher Gestalt ihn Viele wollen gesehen haben, oder ein hübscher flinker Jägerbursch, aber die bunte Jacke gehört einmal dazu. Und keiner versteht, wie dieser Buntjack und der Schwarzrock der Storch zugleich da seyn können, und was diese Vermaskirung bedeutet; aber ein buntes Teufelsspiel ist es sicherlich, und hat manche arme Seele um Ehre und Glück gebracht. Denn wenn so ein glatter Geelschnabel und Grünling von einer hübschen jungen Dirne oder ein andres schönes Weibsbild hier im Walde Blumen lesen oder Nüsse pflücken geht [330] und ihre Gedanken nicht in Acht nimmt, daß sie nicht ganz auf Gottes Wegen bleiben – ich meine, wenn sie etwas zu Junges und zu Lustiges denkt oder mit verbotenen Götzenbildern des Herzens spielt, wie unser Herr Pastor Scheer sagt, auf der Stelle stellt sich der schöngestreifte Buntjack ein und macht vor ihr seine Kratzfüße. Er macht sich gar leidig und freundlich heran, reicht Blumensträußchen, erbietet sich als Diener die Nußbeutel zu tragen, und spielt so mit tausend Bücklingen und Heuchlingen und Schmeichlingen um die Weibsen herum, daß die armen Begigelten und Behexten nicht wissen, wie ihnen geschieht, und nimmer gewahr werden können, welch ein Hahnenfüßler er ist. Auch kommt er wohl immer ganz wie von Ungefähr als ein feiner blöder Jüngling, als ein hübscher unschuldiger Knab, irgend ein buntes Vöglein auf der Hand tragend und sprechend: Sie sucht Blumen, schöne Jungfer, Sie will Nüsse pflücken – o komm Sie mit mir! ich weiß, wo schönste Blumen stehen, wo braune Nüsse in Menge hangen. Und so lockt er sie fort, und führt sie durch Blumen und Nüsse immer tiefer in den Wald, und lockt sie endlich auf den Burgwall – „o da ist eine ganz prächtige Aussicht, schöne Jungfer, ruft er, da kann Sie die schöne Welt mal weit umher überschauen.“ Da oben liegt aber ein kleiner rother runder Stein wie zu einem Sitz zurecht gemacht mit einem immer grünen Plätzchen da herum; da hat der Schelm Blumen und Nüsse hingestreut, und wohl rosenrothe Äpfel und Pflaumen, und heißt sie sich setzen und sich des Blicks über die weite Landschaft freuen. Aber siehe! wie sie heran [331] treten und den Stein berühren, thut sich das grüne Plätzchen auf, und Buntjack und Jungfer und Nüsse und Blumen – alles sinkt plötzlich tief in die Erde hinab, in die unterirdischen Säle, aus welchen es oft so wunderlich herausklingt – und die armen versunkenen Dirnen kommen nimmer wieder, oder einige kommen auch wohl nach Jahren wieder an das Licht und unter die Menschen, aber sie schämen sich zu sagen, wo sie so lange gewesen sind und was ihnen widerfahren ist. O wie manche hübsche Jungfer, die mit dem lustigen Buntjack Blumen und Nüsse pflücken ging, hat hier den Blumenkranz ihrer Unschuld verloren. Ich sage so viel, meine Frau ließe ich für alle Schätze der Welt nicht in diesen Busch gehen. Die Jungen, die des Nachts auf den Wiesen die Pferde hüten, erzählen viel von dem Eulen- und Krähen–Geschrei, aber zuweilen haben sie auch ein Wimmern und Winseln wie tief aus der Erde heraus gehört, und dann haben sie den schwarzen Storch gesehen sich in der Luft über dem Walde mit den Flügeln wiegend und klatschend, als sey ihm das eine Freude. Aber ich weiß nicht, ob man alles so glauben soll, aber gewiß böses Spiel ist dahinter, wiewohl man glauben soll, daß Gott solches Spiel nicht zuläßt bei denen, die mit den rechten Gedanken und mit frommen Bibelsprüchen in der Brust versehen sind, und wenn sie sich auch unter lauter Teufelsgesindel im düstersten Walde und in einsamster Wüste verirrt hätten.