Die Windfahnen auf dem Berliner Dom
[322] Die Windfahnen auf dem Berliner Dom. (Mit Abbildungen.) Als in der Mitte Dezember v. J. die Kreuze auf der Kuppel und den Vordertürmen des neuen Berliner Domes frei von Gerüsten sich den Blicken zeigten, sah man unterhalb der Kreuze sich drei Wetterfahnen lustig im Winde drehen. Die Fahne auf der Kuppel hat dadurch ein besonderes Interesse, daß sie die höchste ihresgleichen in Berlin ist und auch sonst nicht allzuviele noch höhere Geschwister haben dürfte – befindet sie sich doch in 105 m Höhe über dem Straßenpflaster.
Hinsichtlich ihrer Größe wird sie von noch weniger Wetterfahnen übertroffen, denn der mit dem Winde [323] fliegende und die Posaune blasende Engel hat von der Fußspitze an der Achse bis zur Mündung der Posaune eine Länge von 3,20 m und wiegt 7 Centner; er ist aus Kupferplatten genietet und stark vergoldet. Das natürlich gleichfalls 7 Centner schwere Gegengewicht besteht aus einem vergoldeten Stern an einem Balken. Die Windfahnen auf den Vordertürmen sind vollkommen gleich gestaltet und bestehen aus einem Reichsadler von 1,20 m Höhe und Breite, der 4 Centner wiegt, und einer Kugel als Gegengewicht. Eine dieser Windfahnen ist in der nebenstehenden Abbildung wiedergegeben nach einer Photographie, die ich von der Domkuppel aus aufgenommen habe.
Die Drehvorrichtung ist bei allen drei Fahnen genau gleich, sowohl in der Konstruktion, wie auch in der Größe. An den aus doppelten U-Eisenschienen gebildeten Kreuzträgern sind je zwei Konsolen angeschraubt, welche die Kugellager tragen, auf deren Kugeln sich die Fahnen drehen. Jedes dieser Kugellager enthält je 25 größere und kleinere Stahlkugeln und ist zum Wetterschutz von einem kupfernen Mantel umgeben. Die Empfindlichkeit der Windfahnen ist trotz der großen Massen, die zu bewegen sind, eine außerordentliche. Dr. C. Kaßner.