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Die Waschfrau aus Westphalen

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: J. B.
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Titel: Die Waschfrau aus Westphalen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 35, S. 552
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1866
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Blätter und Blüthen. Vom Kriegsschauplatze.
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Bearbeitungsstand
fertig
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[552] Die Waschfrau aus Westphalen. Zu den ergreifendsten Scenen im Gefolge eines Kriegs gehören wohl diejenigen, welche beim Aufsuchen und Wiederfinden von Verwandten unter den Verwundeten und Todten eintreten. Einfach rührender kann kaum eine sein, als die, welche wir hier in D. erlebten. Hier erschien vor einigen Tagen eine ältere Frau in dürftiger, aber reinlicher städtischer Kleidung. Sie trug ein mächtiges Bündel, in welchem sich Bettstücken befanden. In aufgeregter Stimmung erzählte sie hastig, sie komme aus M. in Westphalen, sei eine Wittwe und nähre sich mit ihrer Tochter vom Waschen. Ihr Sohn sei mit im Krieg und sie habe erfahren, derselbe sei verwundet und liege im Lazareth. Da habe es ihr keine Ruhe gelassen. Sie hätte mit ihrer Tochter nur ein einziges Bett, auf dem sie schliefen. Da habe die Schwester sich auf’s Stroh gebettet und der Mutter geheißen, das Bett für den kranken Bruder mitzunehmen. So war sie mit dem Bette auf dem Rücken ausgezogen. Sie war, da sie in ihrer Bangigkeit vergessen hatte, genauere Erkundigungen vorher einzuziehen, schon in Aschaffenburg und Kissingen gewesen, ohne den Sohn zu finden. Eine barmherzige Schwester hatte der Geängstigten sich endlich angenommen und sie hierher gebracht. Hier hoffte sie nun den Sohn zu finden und ihn auf das weiche heimische Lager zu betten. Und sie fand auch den Sohn, aber schon weich gebettet – im Schoos der Erde. Gebeugt und gebrochen wankt sie an sein Grab und kehrt dann still und stumm mit des Sohnes letzter Habe und mit dem Bette – ein rührender Anblick – wieder heim zu der Tochter auf dem Strohlager.