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Die Tropfsteinhöhle bei Attendorn (Kämpchen)

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Textdaten
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Autor: Heinrich Kämpchen
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Titel: Die Tropfsteinhöhle bei Attendorn
Untertitel:
aus: Was die Ruhr mir sang, S. 74-76
Herausgeber:
Auflage: k. A.
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1909
Verlag: Hansmann & Co.
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Erscheinungsort: Bochum
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Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[74] Die Tropfsteinhöhle bei Attendorn.

Im Süderlande ¹),[1] nah’ bei Attendorn,
Im Tal der Bigge, liegt die Attahöhle –
Ein prächtiges Gebild, bei meiner Seele,
Geschüttet aus der Erde Wunderhorn. –

5
Gehst du hinein, so weiß dein Auge nicht,

Wohin zuerst es seinen Blick soll richten –
Und bist du Dichter nicht, hier lernst du dichten,
Denn diese Höhle selbst ist ein Gedicht. –
[75]
Fürwahr, fürwahr, sie ist ein Feenschloß,

10
Bewohnt von Luftgestalten (Nixen, Gnomen),

Die um dich her in den kristall’nen Domen
Ihr Wesen treiben mit dem Luftgenoß. –

Dein Menschenauge aber ist profan
Und kann die Unsichtbaren nicht erschauen –

15
Du siehst die Grotten nur, die grünen, blauen,

Und wandelst staunend fürder deine Bahn. –

Geht es von Halle doch zu Halle fort,
Auf leichten Stiegen, zu den Kemenaten
Der Fürstin Atta, funkelnd von Zieraten,

20
So köstlich wie der Nibelungenhort. –


Es glitzt und blitzt in märchenhafter Pracht,
Es glüht und strahlt in allen Lichtakkorden –
Und Tropfen sind’s, die hier zu Stein geworden
In tausendjähr’ger, grabesdunkler Nacht. –

25
Und Form und Farbe immer wieder neu –

Von oben nieder hängen Stalaktiten,
Von unten aufwärts streben Stalagmiten,
Zum Ganzen passend wunderbar getreu. –

Bizarr und seltsam wie der Säulenbau,

30
Von dem die lichten Kuppeln sind getragen,

Ist auch das Tönen, wenn daran geschlagen,
Verlor’ner Hall und Melodientau. –

Hier Faltenwurf von prächtigen Gardinen
Mit bunten Säumen in den Webestoffen,

35
Dort stehen Alabasterhallen offen,

Durchleuchtet von Smaragden und Rubinen. –

Wo du auch schaust – der Prächten sind zu viel –
Von allen Seiten will es dich umraunen –
Das Auge kann bewundern nur und staunen,

40
So wechselvoll ist der Gebilde Spiel. –


Wer ist der Künstler, der dies Heiligtum,
Dies Wunderwerk an Schönheit hat geschaffen, –
Dess’ Pulse nie erlahmen, nie erschlaffen? –
Natur, Natur, nur dir gebührt der Ruhm. –
[76]

45
Ihr aber, Freunde, zieht nach Attendorn

Ins Süderland, wo solche Wunder sprießen,
Die Märchenwelt wird sich euch dort erschließen,
Zieht hin, zieht hin und trinkt vom Schönheitsborn.


  1. ¹) Sauerland.