Die Tropfsteinhöhle bei Attendorn (Kämpchen)
[74] Die Tropfsteinhöhle bei Attendorn.
Im Süderlande ¹),[1] nah’ bei Attendorn,
Im Tal der Bigge, liegt die Attahöhle –
Ein prächtiges Gebild, bei meiner Seele,
Geschüttet aus der Erde Wunderhorn. –
Wohin zuerst es seinen Blick soll richten –
Und bist du Dichter nicht, hier lernst du dichten,
Denn diese Höhle selbst ist ein Gedicht. –
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Fürwahr, fürwahr, sie ist ein Feenschloß,
Die um dich her in den kristall’nen Domen
Ihr Wesen treiben mit dem Luftgenoß. –
Dein Menschenauge aber ist profan
Und kann die Unsichtbaren nicht erschauen –
Und wandelst staunend fürder deine Bahn. –
Geht es von Halle doch zu Halle fort,
Auf leichten Stiegen, zu den Kemenaten
Der Fürstin Atta, funkelnd von Zieraten,
Es glitzt und blitzt in märchenhafter Pracht,
Es glüht und strahlt in allen Lichtakkorden –
Und Tropfen sind’s, die hier zu Stein geworden
In tausendjähr’ger, grabesdunkler Nacht. –
Von oben nieder hängen Stalaktiten,
Von unten aufwärts streben Stalagmiten,
Zum Ganzen passend wunderbar getreu. –
Bizarr und seltsam wie der Säulenbau,
Ist auch das Tönen, wenn daran geschlagen,
Verlor’ner Hall und Melodientau. –
Hier Faltenwurf von prächtigen Gardinen
Mit bunten Säumen in den Webestoffen,
Durchleuchtet von Smaragden und Rubinen. –
Wo du auch schaust – der Prächten sind zu viel –
Von allen Seiten will es dich umraunen –
Das Auge kann bewundern nur und staunen,
Wer ist der Künstler, der dies Heiligtum,
Dies Wunderwerk an Schönheit hat geschaffen, –
Dess’ Pulse nie erlahmen, nie erschlaffen? –
Natur, Natur, nur dir gebührt der Ruhm. –
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Ins Süderland, wo solche Wunder sprießen,
Die Märchenwelt wird sich euch dort erschließen,
Zieht hin, zieht hin und trinkt vom Schönheitsborn.
- ↑ ¹) Sauerland.