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Die Teufelsbeschwerung in Obermahren

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Textdaten
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Autor: Christian Hauser
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Titel: Die Teufelsbeschwerung in Obermahren
Untertitel:
aus: Zwei Sagen aus Vorarlberg, in: Alemannia, Band XVII, S. 267–268
Herausgeber: Anton Birlinger
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1889
Verlag: Peter Hanstein
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Erscheinungsort: Bonn
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Originalherkunft:
Quelle: Google-USA*, Commons
Kurzbeschreibung:
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[267] 1 DIE TEUFELSBESCHWERUNG IN OBERMAHREN

Obermahren ist ein ganz kleiner Weiler, welcher ungefär 3 km hinter dem Dorfe Kappl unweit von Ulmich[1] und etwas abseits von der alten Talstraße auf mäßiger Anhöhe ligt. Dasselbe würde gewiß außerhalb des abgelegenen Paznauns ganz verschollen gebliben sein, wäre es nicht die Geburtsstätte des gottseligen Tertiarpriesters Adam Schmied, welcher wärend seines lezten neunjärigen (1720–1729) unermüdlich eifrigen, äußerst segensreichen und überaus frommen Wirkens als Kurat in Kappl von seinem im anvertrauten Schäflein die innigste Liebe und Vererung, die gröste Anerkennung und den wärmsten Dank erntete und ob seines edlen, tugendhaften Karakters und seiner überreichen Verdienste um die Seelsorge in den fernen wie nahen Kreisen der Nachwelt der größten Vererung und eines unvergänglichen, gesegneten Andenkens genießt. Obermahren ist aber auch – wenn das kleine mit dem Großen einen Vergleich aushalten dürfte – die Wige einer Volkssage, welche mir heuer durch bloßen Zufal aus seiner Verborgenheit zu Oren gekommen ist und von der bißher wol schwerlich je eine Kunde über die Grenzen des Paznauntales gedrungen sein dürfte. Dise Sage erzälte mir ein gebürtiger Kappler, ein biderer sibzigjäriger Greis, ein Paznauner vom alten Schlage, und bei dem lebhaften Interesse und der großen Bedeutung, welche die volkstuemlichen und volksfreundlichen Gelerten heutzutage solchen Sagen beilegen, bin ich der Überzeugung, die Obermahrner, welche sich [268] eines berümten, seligen Adam Schmied als unmittelbaren Nachbars rümen können, werden es mir keineswegs verargen oder ungünstig deuten, wenn ir Landsmann dasselbe den Lesern der Alemannia, die schon einmal eine derartige Erzälung brachte, mitteilte. Die Sage ward mir also geschildert: In dem kleinen Weiler Obermahren verabredeten sich einst merere Männer, die im Heimgarten beisammen saßen, den Teufel zu beschweren, daß er komme und inen Geld bringe. Zu disem Zwecke zogen sie auf dem Stubenboden einen großen Kreis, sezten sich in dessen Peripherie und riefen mit lauter Stimme: „Teufel, bring’ uns Hunderttausend hiesiger Münze!“ Da wälzte sich plözlich ein großmächtiger „Wurm“ (Lindwurm) von scheußlicher Gestalt bei der Türe herein und schlang sich rings um die Kreislinie herum, so daß er die vor Schrecken bleichen Männer umgab. Alsbald erschin auch der Gottseibeiuns mit einer großen Kiste Geld, stellte dise in die Mitte des Kreises und sezte sich darauf. Jezt vergegenwärtige man sich die entsezliche Lage, in welcher sich die bedauernswerten Männer befanden: sie sind umringt von der grauenvollen Schlange, so daß inen jegliche Aussicht auf ein Entfliehen benommen ist, und in irer nächsten Mitte sizt der leibhaftige Satan auf der verhängnisvollen Kiste und wänt sich bereits in sicherm Besize seiner Opfer. Die Obermahrer Bauern konnten durch Beschwerung den Teufel wol zwingen, zu kommen und Geld zu bringen, sie wißen sich jezt aber keinen Rat, wie sie denselben sich wider vom Halse schaffen könnten. Sicherlich wäre es um sie alle geschehen gewesen, hätte sich nicht zu irem Glücke noch jemand im Hause befunden, der die schauerliche Situation der totenblassen Männer beim Eintritte in die Stube gewarte. Sofort eilte derselbe flugs in das Dorf Kappl und rief den Herrn Curaten zu Hilfe. Diser war eiligst in die Stube gekommen, überblickte rasch die gefärliche Lage der Männer und beschwor den Satan, zu weichen, Derselbe nam die Kiste Geld und verließ – wie auch die schauerliche Schlange – unter schrecklichem Lärm und Zurücklaßung eines abscheulichen Schwefelgestankes das Haus, und die Männer atmeten wider frei auf und waren herzlich froh, für dißmal noch mit heiler Haut davongekommen zu sein. Später aber ließen sich’s die Obermahrner Bauern nie mer beifallen, durch Beschwerungen den Teufel „Geld bringen zu machen.“ Der oben erwänte Berichterstatter erzälte mir diß Märchen mit der Bemerkung, er glaube nicht, daß sich etwas derartiges wirklich in Obermahren je zugetragen habe, und sezte bei, er würde niemals den Teufel um Geld angehen, weil dasselbe nur Blendwerk sei und sich schließlich als bloßes Laub oder Dreck herausstellte.


  1. Ulmenwald, von Ulme.