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Die Straßenschleppe

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Br.
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Titel: Die Straßenschleppe
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 8, S. 132
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1891
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
vgl. Eine neue Schlacht im Krieg gegen die Straßenschleppe, 1891, Heft 45
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[132] Die Straßenschleppe. Sie ist wieder da – wirklich und in Lebensgröße, die lästige, unschöne, vernunftwidrige Straßenschleppe, trotz aller Warnungen, die seit vorigem Herbst vom ästhetischen und gesundheitlichen Standpunkt auf die Kunde ihres Herannahens erhoben wurden. Wann hätten aber solche Warnungen jemals dem Anschwellen einer neuen Modeströmung Halt geboten? Abwechselung muß sein; ganze zwei Jahre lang war die Mode hübsch und zweckmäßig: einfache Faltenröcke ohne gebauschte Raffung, anmuthig sitzende Leibchen und Aerme!, es ist also hohe Zeit, daß der Unsinn wieder siegt! Und so wandeln sie denn bereits vor uns auf den Straßen, die bis zu den Ohren emporgebauschten Faltenärmel, einerlei, ob die Schulternlinie dazwischen abfallend oder gerade ist, und das unendliche Chicbewußtsein der Trägerin strömt durch alle Linien der Figur fort und findet seinen Abschluß in der straßenkehrenden Schleppe. Noch spaziert diese vereinzelt, das giebt uns den Muth, eine bescheidene Bemerkung zu wagen, die sich natürlich nicht gegen das Thörichte, Unschöne und Unappetitliche einer solchen Mode richten soll – denn das wäre verlorne Mühe – sondern gegen das Unfeine.

Unserer Ansicht nach kennzeichnet die Straßenschleppe eine Frau, welche nicht, wie die Damen der großen Welt, einen strengen Unterschied zwischen Straßen- und Gesellschaftstoilette macht. Sie trägt das „gute Kleid“ vorzugsweise auf der Straße und läßt sich also von der modischen Schneiderin als das Allerfeinste die Façon aufschwatzen, welche ausschließlich für das Parkett des Salons berechnet ist und auf diesem ebenso graziös als majestätisch aussehen kann. Aber alles schickt sich nicht für alle: welche Dame also nicht in der Lage ist, ihre Schleppe auf dem dazu gehörigen Untergrund zu entfalten, die möge auch für das „gute Kleid“ den einfach fußfreien Rock beibehalten, welcher die einzige feine Straßentracht ist. Möchten doch die deutschen Frauen diesen Gesichtspunkt zu dem ihrigen machen – es ist unzweifelhaft derjenige der Bildung und des guten Geschmacks! Br.