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Die St. Michaels-Kapelle auf dem alten Friedhofe

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Textdaten
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Autor: Friedrich Kempf
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Titel: Die St. Michaels-Kapelle aud dem alten Friedhof
Untertitel:
aus: Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten Seite 382–385
Herausgeber: Badischer Architekten- und Ingenieur-Verband
Auflage:
Entstehungsdatum: 1898
Erscheinungsdatum: Vorlage:none
Verlag: H. M. Poppes & Sohn
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Erscheinungsort: Freiburg
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Quelle: Scans auf Commons
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DIE ST. MICHAELS-KAPELLE AUF DEM ALTEN FRIEDHOFE.
Von Fr. Kempf.


Die wenige Schritte von der Karlstrasse still und einsam gelegene, von wohlgepflegten Anlagen umschlossene Kapelle mit einem Dachreiter ist an Stelle eines älteren, wahrscheinlich aus dem Jahre 1725 stammenden Baues errichtet worden, welcher bei der Belagerung des Jahres 1744 zerstört worden war. In ihrer äusseren Erscheinung schlicht und anspruchslos, bietet sie im Innern und in der Vorhalle des Interessanten manches.

Die südwärts gerichtete Giebelfront mit einer Vorhalle von drei Bogenstellungen zeigt verblasste, um eine Uhr in grossen Zügen gemalte Architectur und Draperie mit phantastischem Beiwerk: zwei Knochenmänner mit der Schlange und dem Anker sowie zwei Putten auf gemaltem Gesimse, der eine mit dem Stundenglase in der Hand, der andere warnend nach dem oben befindlichen Hahne deutend, das Ganze eine Versinnbildlichung des Todes und der Auferstehung. In der Vorhalle, deren Errichtung einige Jahre später als die des Hauptbaues (1757) erfolgte, ist ein Todtentanz dargestellt, einer jener seltsamen Bilderkreise, welche veranschaulichen, wie der Tod jählings die Menschen der verschiedenartigsten Berufsstellungen aus ihrem Alltagsleben und Treiben hinwegrafft. Es dürften diese Darstellungen zu den jüngsten ihrer Art gehören, da bekanntlich die meisten Todtentänze aus dem 14. und 15. Jahrhundert stammen. Die Bilder waren früher stark übertüncht und wurden von D. Weber 1856 und neuerdings 1893

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im Auftrage der Stadtgemeinde durch den Maler S. Lutz in sorgsamer und sachverständiger Weise wiederhergestellt. Die einzelnen Darstellungen sind mit gereimten Unterschriften versehen. Sodann befinden sich in der Halle einige recht hübsche, in klassicistischen Formen gehaltene Grabmäler, unter Andern ein gemeinsamer Denkstein für die in Freiburg verstorbenen Mönche des ehemaligen Klosters St. Peter, welchen der letzte Abt desselben seinen Mitbrüdern setzen liess. Als Urheber dieser Vorhalle wird ein Gastwirth Andreas Zimmermann, der damalige Besitzer des Hauses »Zum Storken« (des jetzigen Hotels »Zum römischen Kaiser«), genannt. Dass auch der malerische Schmuck durch ihn gestiftet wurde, ist nicht bekannt, jedoch sehr wahrscheinlich. Ueber der Eingangspforte ist Christus als Weltenrichter sitzend auf einem Regenbogen dargestellt, rechts von ihm der Stifter und seine Gemahlin. Ersterer hält eine Schrifttafel, auf welcher zu lesen ist: »Den Anbau ich besorget hab. zum Dank die Hilf hoff in dem Grab. den 6ten July 1757 A. Z. M.«

Das Innere der Kapelle hat ein wenig gedrückte Verhältnisse, gleichwohl wird das Auge befriedigt von der ungemein feinen decorativen Ausbildung der Decke und der Wände. Letztere sind mit flott gezeichneten Stuckaturen und Gemälden geschmückt, welche Scenen aus der biblischen Geschichte und christliche Symbole zum Gegenstande haben. Die von einem Joh. Pfanner 1760 gemalten und neuerdings restaurirten Deckenbilder würden entschieden an Wirkung gewinnen, wenn sie dem Auge des Beschauers etwas mehr entrückt wären. Immerhin verrathen sie in Composition und Farbengebung die Hand eines nicht ungeschickten Künstlers.

Auf dem Boden liegen abgetretene Grabplatten verschiedener Zunftmeister der Stadt und an den Wänden befinden sich einige bemerkenswerthe Denkmäler und Epitaphien, darunter an der Westwand das Grabmal des letzten Stürzel von Buchheim, Deutschordens-Komthurs zu Freiburg, welcher ausserhalb der Kapelle vor dem [384] Kreuze begraben liegt; er war ein Nachkomme jenes kaiserlichen Kanzlers Konrad Stürzel von Buchheim, Herrn in der March, welcher den Baselerhof erbaute und im Münster eine Chorkapelle stiftete.



St. Michaels-Kapelle.


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Auch ein allerdings geflicktes Medaillonfenster aus dem 16. Jahrhundert, welches die Auferstehung Christi darstellt, bewahrt die Kapelle.

Der Chor, dessen Stuckmotive noch nicht die flüssige, elegante Linienführung zeigen wie jene des Langhauses, scheint etwas älter zu sein als dieses. Vielleicht ist dieser Theil bei den Belagerungen mehr als die übrige Kapelle verschont geblieben, so dass wir hier noch einen Rest des älteren Baues besitzen.

Ueber der Sakristeithüre gewahrt man eine in Stuck ausgeführte lebendig bewegte Kreuzigungsgruppe.

Das Glöckchen des Dachreiters ist 1843 von Pius Muchenberger gegossen worden.

An der Ostseite ist die Sakristei und die Behausung des Aufsehers (Bruders) angebaut.