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Die Schwedenschanze in Prietitz

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Textdaten
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Autor: Friedrich Bernhard Störzner
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Titel: Die Schwedenschanze in Prietitz
Untertitel:
aus: Was die Heimat erzählt. Sagen, geschichtliche Bilder und denkwürdige Begebenheiten aus Sachsen, S. 302–303
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Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1904
Verlag: Arwed Strauch
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Digitalisat der SLUB Dresden bei Wikimedia Commons
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[302]
137. Die Schwedenschanze in Prietitz.

Zwei Kilometer nördlich von Elstra liegt das schmucke Dörfchen Prietitz. Mitten in diesem Dorfe erhebt sich an einer früher sehr verkehrsreichen Landstraße der Prietitzer Burgberg, der auf seiner Höhe eine noch sehr wohlerhaltene Schanze trägt, die der Volksmund allgemein als die Schwedenschanze bezeichnet. – Der Prietitzer Burgberg bildet eine etwas ungleichseitige pyramidenähnliche Anhöhe, zu der empor zum Teil sogenannte Schlangengänge führen. Nach Südwesten zu fällt der Burgberg fast senkrecht ab, und man blickt hinab in einen 30 Meter tiefen Felsengrund. Die Südostseite bildet eine steile Lehmwand. Der untere Umfang des Burgberges beträgt etwas über 300 Schritte, der obere Umfang nur etwa 150. Die Abhänge sind bewaldet, und die Oberfläche des Burgberges selbst ist zu einem Naturpark umgestaltet. Der Wall, welcher den Scheitel des Burgberges umzieht, ist ziemlich hoch, im Osten beträgt die Höhe 4–5 Meter. –

Prietitz um 1840.

Von dem Burgberg aus hat man nach Westen zu einen reizenden Blick. Unten ruht das idyllisch gelegene Dörfchen Prietitz mit seiner hübschen Kirche und dem grünumrahmten Schloß. Von drüben herüber grüßen die von Obstgärten umhegten Dörfchen Wohla, Welka, Boderitz, Ossel, Talpenberg, Dobrig und Rehnsdorf, das sogenannte Wohlaer Ländchen. Wie Alpendörfchen liegen sie am Ostabhange des Eulensteins, des Kälberberges und des Schwarzen Berges. Nach Süden hin schweift der Blick nach dem trauten Städtchen Elstra, nach Norden zu in die Kamenzer Gegend. Es ist ein so anziehendes Bild, daß man hier oben stundenlang weilen möchte. Der Prietitzer Burgberg gleicht einem Veilchen, das im Verborgenen blüht; denn noch wenig wird er gekannt und aufgesucht. Nach Osten hin ist der Ausblick durch die nahen Höhen freilich versperrt. –

[303] Infolge der inselartigen Lage des Burgberges hat die Schwedenschanze hier oben vordem gewiß eine ganz bedeutende Rolle gespielt. Sie war sicherlich einst die Beherrscherin eines großen Teiles des Tales der Schwarzen Elster, die den westlichen Fuß des Burgberges bespült. Den Umwohnern bot der Burgberg eine sichere Zufluchtsstätte, und es dürfte Feinden schwer gefallen sein, die steilen Abhänge zu erklimmen und die hierher Geflüchteten aus ihrer Verschanzung zu verdrängen. –

Die Schanze auf dem Prietitzer Burgberge ist noch ein Rest aus den frühesten Jahrhunderten. Der Name „Schwedenschanze“ ist diesem Hügel doch nur erst in späteren Zeiten beigelegt worden. Zur Zeit der Völkerwanderung, dazu unfern von der uralten Heiden- und Heeresstraße gelegen, die bis zum Jahre 1100 der einzige gangbare Weg durch diesen Landstrich von Osten nach Westen war, mag die Schanze auf dieser Anhöhe eine bedeutendere Rolle gespielt haben und zwar von der vorchristlichen Zeit an bis in unsere Tage. Im Hussitenkriege, der ja bekanntlich auch bis in die Kamenzer Gegend seine Wellen schlug, flüchteten die Bewohner von Prietitz und den benachbarten Orten mit Hab und Gut auf den Burgberg und setzten die Anhöhe in Verteidigungszustand. Sie haben sich von hier oben aus auch tapfer gegen die hussitischen Plünderer und Mordbrenner geschlagen. Auch im 30jährigen Kriege bot der Burgberg gegen die plündernden und raubenden Horden eine willkommene Zufluchtsstätte und einen sicheren Schutz.

In dem Walle und dem Kessel der Schwedenschanze hat man wiederholt Urnenbruchstücke, Holzkohle und Aschelager entdeckt, weshalb man annimmt, daß die Höhe des Prietitzer Burgberges in alten Zeiten auch ein Opferplatz gewesen sein muß; denn noch im Mittelalter war der Burgberg, damals der Georgenberg genannt, ein vielbesuchter Wallfahrtsort, der, wie Preusker sagt, „wohl mit einer Kapelle versehen war, wobei die katholischen Stationen auf dem Wege herauf sehr gut angebracht werden konnten.“ Als das Christentum seinen Einzug in diese Gegend hielt, verwandelten die christlichen Priester den Burgberg in eine christliche Kultusstätte, da diese Anhöhe eine ganz besondere Lieblingsstätte der damaligen Bewohner im weitesten Umkreise war. Nach Preusker hält man den Ort, wendisch Pschiwiczizy, für das Priszez der Grenzurkunde vom Jahre 1213 und für das 1165 dem Stifte Meißen geschenkte Prezez, von dem auch damals die Kapelle angelegt worden sein wird.