Die Schedelsche Weltchronik (deutsch):198
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CXCVII verso:
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DIser orden hat vnder babst Gelasio zu iherusalem seinen anfang genomen vnnd schier .ijc. iar beharret.[1] Dann nach dem Gotfridus der durchleuechtigst hertzog zu Lothringen das koenigreich Jherusalem vndersich gebracht het vnd nw ettlich frumm vnd der ritterschaft geuebt mann vermerckten das die pilgram die auß andacht vnd innigkeit die heilligen stett besuchten mit rawb vnd mord bekuemert wuerden. do verpflichteten sie sich got dem herren ritterschaft zepflegen. Erstlich was ir ein kleine anzal in williger armuot. vnd ir maister einer in der vorwart des tempels von dannen sie iren namen des ordens hetten. Die woneten nit weit von dem heilligen grab vnnd woher die pilgram darzu komen so wartteten sie der mit grossem fleiß vnd belayteten die von einer heilligen statt zu der andern vor beschwerde der vnglawbigen. Sie fueerten solchs cristenlichs vnd tugentlichs leben das sie von den pilgram wunderperlicher weiß gelobt vnd deßhalb mit vil milten gaben des almuosens bedacht worden. Sie truogen fuer iren orden einen weyßen manntel mit einem roten creuetz. So machet inen sant Bernhart der abbt ein regel zehalten. Dieweil sie nw also in armuot vnnd haltung irer regel lebten do reichßneten sie in heilligkeit vnd tugenten. Alßpald sie aber zu reichthuemernn vnnd vberfluessigkeyt langten do begunde sich bey ine wollustperkeit vnd girigkeit von weil zu weil einzemischen vnd vnderzeschlaichen. Auß dem komen sie zu abfal der tugent in laster vnnd zu außtilgung.
VOn der menschwerdung cristi tawsent vnd .xx. iar hat sich angehebt der orden der templischen ritterschaft genant sant Johanßen zu Jherusalem.[2] Die leben vnder sant Augustins regel vnd haben schwartzs klayd in layscher gestalt vnd ein weiß creuetz auff der prust. vnd sind geordnet leiplich wider die vnglawbigen zestreytten. Jre fuernamsts anwesen ist in der innseln Rhodis. So sind sie vnder dem hohmaister daselbst mit allen iren kirchen vnd hewßern. dero vil in der werlt vnd reich sind. Vnd wiewol ir wenig clericken oder geweiht sind. so freueen vnd geprauchen sie sich doch persoelicher vnd hablicher freyheit der geweyhten. vnd verbringen teglich ir tagzeit den pater noster bettende. Dauon hienach auch meldung beschiht.
IN Indier land nennt man iren patriarchen briesteriohann.[3] Dieselben patriarchen hat erstlich sanctus Matheus der appostel. vnnd darnach ein haymlicher camrer Candicis der koenigin in demselben land geordnet. So hat sant Thomas der appostell Indier land zumb cristenlichen glawben bekeret. Nw wirdt derselb briesteriohann nit allain als ein bischoff. sunder auch als ein kaiser geachtet. Von dem sagt man das ime .lxxij. koenig vnderworffen vnd ierlich zynsper seyen. vnd in denselben koenigreichen seyen hundert.xxvij. ertzbistthumb. vnd der oeberst bischoflich vnd kaiserlich stuol sey in einer großen mechtigen statt Bibrithh genant vnd hat Johannes der patriarch einer auß den großten der indier (der im iar des herren tawsent hundert.xx. gein rom kome) hat dem babst calisto. den cardineln vnnd andern prelaten offenlich gesagt. Wie sanctus Thomas der appostel ierlich in der statt Hulna in India gelegen dem volck das allerheilligst sacrament gebe. solchs mit seiner hand dem wirdigen raichende vnd dem vnwirdigen entziehende.
BVrdinus ein aberbabst auß Hyspania puertig.[4] den kaiser Heinrich der fuenft zu eim abgot auffgeworffen het gestattet mitsambt seinem anhangen den tyrannen an ettlichen sundern strassen solcher plackerey vnnd moerderey das nymannt sicher oder frey durch dieselben strass zumb concili des Calistus fuergenomen het gein Rom komen mocht. Demnach belegeret der babst Calistus die statt Sutrium darinn Burdinus was. Aber die burgere gaben denselben Burdinum von stund an herauß. Der wardt auff ein camel mit dem antlitz zumb schwantz gekert widersynns gesetzt. vnd also nit allain zu rom sunder von allem volck vnderwegen belachet. Doch enthielt sich Calistus von vergiessung des boßhaftigen menschen pluots vnd stieße den in ein closter.
CXCVIII recto:
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BErnhardus abbt zu claraualle ein Burgundier was auß Castellione dem edeln gschloss oder statt von edeln eltern puertig. sein vater was ein gestrennger vnnd andechtiger ritter der statt defontanis bey diuione. So was sein muotter vom gschloss montißbarri genant. Die hat on disen Bernhardum sunst fuenff suen vnd ein tochter. die nachfolgend in ein closter kome gehabt. vnd dieselben ire kind mit gemayner vnd grober speyß (das sie got in den cloestern dest freyer dienen moechten) erzogen. Dieweil die muoter disen iren sun im leib truoge do sahe sie ein weiß huentlein ein wenig roetlet auff dem rugken vnd pellende. zu kuenftiger anzaigung seins geschrayes vnd pellens dz er wider die nachreder vnd entzieher der kirchen thun wurdt. Er kome in dem .xxij. iar seins alters mitsambt xxx. gesellen in das cisterciensisch closter. darinn name er also zu das er in kuortzer weil von seiner großen heilligkeit. schriftlicher weißheit vnd lere wegen zu abbt in claraualle erkorn wardt. Dasselb closter het er in großem ruom vnd ere .xxxvi. iar verwesen. vnd in seinem leben hundert vnd sechtzig cloester seins ordens außgepawt. vnd die cristenlichen kirchen mit heiligkeit seins lebens. sueeßigkeit seiner lere. vnd mit glori vnd ruom der wunderzaichen erleuechtet. vnd neben seinem heilligen vnd loeblichen leben sunst auß seiner synnreichen geschicklichkeit vil heilliger inniger. andechtiger. sueeßer. hoenigfließender schrift. buecher vnd lere gemacht vnnd hinder ime gelassen. Als bey den orienntischen die statt Edissa den cristen entwendet worden was. do hat er die fuersten. prelaten. edeln vnd das volck in gallia vnd auch Cunraten den roemischen koenig zu gemaynem zug wider die vnglawbigen auffwegig gemacht. Nach vil geuebten wunderzaichen starb er im .lxiij. iar seins alters selligclich. das was dz M.c.liij. iar des herren cristi.
PEtrus alfonsus ein iud dauor moyses genant verließ den irrsal der iudischen vnd empfieng das sacrament des tawfs andechtigclich. vnd machet ein buoch wider die iuden vnd hayden treffenlich disputirende. vnd wardt an sant Peters vnd Pauls tag getawft. vnd von alfonso dem koenig Hyspanie auß dem tawf gehebt. vnd des zu gedechtnus vnd sant Peter zu eren Petrus vnd mit dem zunamen alfonsus genant.
DIser zeit. als in dem .M.c.xxviii. iar warden ettliche menschen im nidergang mit dem heilligen feuer also angezuendet dz inen ire glider wie die koln erschwartzten. Als sie aber in vnßer lieben frawen kirchen in derselben gegent lieffen vnd got anrueeffeten do erlangten sie von got durch fuerbette marie der iunckfrawen gesuntheit.
IN disem iar in dem monat Junii hat es an ettlichen enden in Welschen lannden pluot geregnet.
EIn saw gepare in der Liginensischen pfarr ein schweinlein das het menschens antlitz. So wardt desselben iars ein vierfueßiges huenlein außgebruetet.
FEuerige stralen oder spitzen erschynen am himel. die taylten sich durch den gantzen himel. So fieln stern auff die erden. so man wasser darauff goße so gaben sie einen hale.
ES was ein harter winter. dem volget er große tewrung nach. also das vil lewt vnd vih starben vnd die foegel sichselbs erwuergten.
IN welschen landen wz ein erdbiden .xl. tag. der keret die doerffer vmb.
DEr mond wardt bey nacht verfinstert vnd pluotfar.
Ein weib gepare ein wunder gestalt zwifachs leibs. vornen eins menschen vnnd hindten eins hundes angesiht habende.
JOhannes von der zeitt was des großen Karls wappen maister gewesen vnnd lebet .ccc.lxi. iar vnd starb.
- ↑ Der Templerorden bestand ungefähr von 1118 bis 1312.
- ↑ Der Johanniterorden wurde 1099 nach der Eroberung Jerusalems im 1. Kreuzzug gegründet, siedelte 1306 nach Rhodos und 1530 nach Malta über.
- ↑ Hier wird der mythische Priesterkönig Johannes beschrieben.
- ↑ Maurice Bourdin, Bischof in Portugal, war von Kaiser Heinrich V. 1118–1121 als Gegenpapst Gregor VIII. eingesetzt worden.