Die Sage von der Plankentalkapelle
Von derselben stehen noch die vier Wände, am Abhange des Waldes dem Ried des Federsees zu. An diesem Platze sollen einst [283] der Gemahl der hl. Adelindis und ihre drei Söhne in einer Fehde gefallen sein. Da habe die Heilige hier ihren Gemahl beweint und gefleht, ihn auch nur Einmal noch im Leben sehen zu dürfen. Eines Tages, als sie eben wiederum diese Bitte zum Himmel schickte, es war Morgens zwischen 8 und 9 Uhr, erhob sich ein sanftes Windle und in diesem erschien ihr der Gemahl; auf einige Augenblicke stand er vor ihr da. Auf dem Platze nun, wo er stand, liess sie eine Kapelle erbauen, zugleich aber auch in der Nähe auf der grünen Buchenau mitten im See erbaute sie das Kloster Buchau (nachmalige Stift). Täglich sei sie hinaus in diese Kapelle, habe die lieben Todten beweint (planctus, daher Plankentalkapelle[WS 1]) und ausgerufen:
Windle, Windle weh’
Dass ich meinen lieben Gspon auch wieder seh’.
Das Volk nennt sie heute noch die »Windkapelle«.
In späterer Zeit ging einmal am hellen Tage der Schneider Friedrich Brukmaier, ein armer Mann, an dieser Kapelle vorbei. Da sah er einen Haufen Haselnüsse am Boden liegen, davon aber jede ein Löchlein hatte. Doch, dachte der arme Mann, er wolle seinen Kinderlein eine Handvoll mitnehmen, langt in seine Tasche und als er sie zu Hause auf den Tisch hin leerte, warens lauter Vierundzwanziger. Wie das aber den armen Mann gereut hat, dass er nicht alle mit genommen! Wol ging er wieder heimlich hinaus; aber es lag keine einzige mehr da; der rechte Augenblick war verpasst. Sein Leben lang betrachtete er dies als ein Geschenk der hl. Adelindis an seine armen Kinder[1].
- ↑ Sieh ausführliches Volkst. I 22.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Pankentalkapelle