Zum Inhalt springen

Die Sage der Indianer von der Erschaffung der Menschen

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Die Sage der Indianer von der Erschaffung der Menschen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 14, S. 200
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1858
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[200] Die Sage der Indianer von der Erschaffung der Menschen. Der Neger und Indianerhäuptling Tscha-hu-Tlack erzählte unter allen kleinern Traditionen, die unter den Indianern noch im Schwunge sind, keine besser, als die von der Erschaffung der Menschen. Als ich ihn in Begleitung einer Dame, die sehr viel Antheil an ihm nahm, besuchte, fragten wir ihn über die Religion der Indianer förmlich aus. Bei dieser Gelegenheit erzählte er unter Anderm folgendes:

„Der weise Aneth-Ematla, welcher vor mir Häuptling der Tallogis war, theilte mir bei meiner feierlichen Aufnahme als sein Nachfolger nebst andern weisen Sprüchwörtern, Sagen und Geheimnissen, die ich alle auswendig lernen mußte, in der heiligen Priestersprache sowohl, wie in der Sprache des gewöhnlichen Lebens, und die ich geschworen habe, in jeder Nacht des Neumondes in der tiefsten Waldeinsamkeit laut wieder herzusagen, die Schöpfungsgeschichte mit. Die Geheimnisse darf ich nur meinem Nachfolger mittheilen; alles Andere will ich Euch gern erzählen. Als der Schöpfer, dessen heiligen Namen ich nur im Gebete nennen darf, die Welt erschaffen, erschuf er auch den Menschen. Aus einem Kreidefelsen formte er einen weißen, aus dem braunen Sande unter den Kiefern des Landes einen braunen, und aus dem schwarzen Boden in den Flußniederungen einen schwarzen. Und als sie wohlgerathen waren, machte er heimlich drei Bündel, in Palmblätter gewickelt, auf die drei Menschen zusammen und sprach: Wählet Euch ein jeder nach seinem Gutdünken. Du, Tuatscha (Schwarzer), erst. Du, Eb-ru (Gelber), darauf. Du, Libsche (Weißer), nimmst, was übrig bleibt. Was Ihr wählet, sei Euer Loos hinfür. Der Schwarze wählte das schwerste Bündel und fand darin ein Beil, eine Hacke und einen Spaten, deshalb ist er bestimmt, den Boden zu behauen mit harter Arbeit. (Ich habe aber frevelnd die Gabe des großen Geistes verflucht und von mir geworfen; habe viel erduldet deshalb, bin aber jetzt gereinigt von meiner Schuld.) Der braune Indianer wählte das zweite schwerste Bündel und fand darin Bogen und Pfeil, Lanze, Tomahawk und Messer, deshalb jagt, kriegt und raubt er von Anbeginn der Welt. Der weiße Mensch nahm dann das kleinste Bündel, öffnete es und fand darin das Buch. Das sagt ihm Alles. Deshalb ist er weise, aber auch listig, denn das Buch sagt Alles, was er wissen will, Gutes und Böses.“