Die Söhne Rubens’ (Gemälde der Dresdener Gallerie)
Dies herrliche, unwiderstehlich anziehende Portraitstück von Rubens führt uns auf anmuthige Weise der Person dieses Wunders von genialer Universalität näher, als viele seiner andern Gemälde, wo wir nur seine riesenhafte Phantasie, seine begeisterte Darstellung und die hehre Dramatik der erfaßten Momente staunend bewundern. Es würden bändereiche Schriften erfordert werden, um genau die Thätigkeit und die Bedeutung dieses Künstlers und Staatsmanns zu berichten, oder nur die besten der zwölfhundert Gemälde zu besprechen, welche meist alle sein eigenes Werk sind.
In diesem Bilde giebt uns der fürstliche Meister einen Blick auf seine Umgebung und wir empfinden es, daß es die liebende Hand des Vaters war, die mit hinreißender Meisterschaft die Gestalten seiner Söhne verewigte. Schwerlich wurden je ein König, oder eine stralende Fürstin, welche ungeheure Summen, Diamanten und Ehrenbezeugungen dem Maler für ihr Bildniß zum Danke darbrachten, besser gemalt, als diese Brüder, die Kinder der schönen Gattin des Meisters, Helena Forman, deren üppiger Schönheit wir auf so manchen Stücken von Rubens begegnen.
Die klare Lieblichkeit, das kluge Auge und die graziöse Ritterlichkeit des ältern Knaben, [317] welcher ein Buch in Lederband nachlässig in dem, auf die Hüfte gestützten, gebogenen Arm hält, ist ebenso reizend als der kindliche Ernst des jüngeren Lockenkopfs, der einen Falkenstock mit Schellen in der einen Hand trägt und den am Faden flatternden jungen Stoßvogel zur dereinstigen Beize einzuschulen strebt. Die Costumirung ist reich und geschmackvoll und der ganze Eindruck des Bildes von edelstem, einfachstem Liebreiz.