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Die Söhne Haruns

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Textdaten
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Autor: Conrad Ferdinand Meyer
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Titel: Die Söhne Haruns
Untertitel:
aus: Gedichte, S. 224-225
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1882
Verlag: Verlag von H. Haessel
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originaltitel:
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Originalherkunft:
Quelle: Google-USA* und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[224]
Die Söhne Haruns.

Harun sprach zu seinen Kindern Assur, Assad, Scheherban:
„Söhne, werdet ihr vollenden, was ich kühnen Muths begann?
Seit ich Bagdads Thron bestiegen, bin von Feinden ich umgeben!
Wie befestigt ihr die Herrschaft? Wie vertheidigt ihr mein Leben?“

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Assur ruft, der feurig schlanke: „Schleunig werb’ ich Dir ein Heer!

Zimmre Masten, webe Segel! Ich bevölkre Dir das Meer!
Rosse schul’ ich. Säbel schmied’ ich. Ich erbaue dir Castelle.
Dir gehören Stadt und Wüste! Dir gehorchen Strand und Welle!“

Assad mit der schlauen Miene sinnt und äußert sich bedächtig:

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„Sicher schaff’ ich deinen Schlummer, Sorgen machen übernächtig.

Traue Deinem Assad! Wähle mich zum Polizeiminister!
Jeden Athemzug belausch’ ich, jedes heimliche Geflüster.

Wirthe, Kuppler und Barbiere, jedem setz’ ich einen Sold,
Daß ein jeder mir berichte, wer dich liebt und wer Dir grollt.“

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Harun lächelt. Zu dem Jüngsten, seinem Liebling, sagt er: „Ruhst du?

Wie beschämst du deine Brüder? Zarter Scheherban, was tust du?“

„Vater“, redet jetzt der Jüngste keusch errötend, „es ist gut,
Daß ein Tropfen rinne nieder warm ins Volk aus deinem Blut!
Über ungezählte Loose bist allmächtig du auf Erden,

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Das ist Raub an Deinen Brüdern – und Du wirst gerichtet werden!


[225] Dein erhaben Loos zu sühnen, das sich thürmt den Blitzen zu,
Laß mich in des Lebens dunkle Tiefe niedertauchen Du!
Such mich nicht! Ich ging verloren! Sende weder Kleid noch Spende!
Wie der Aermste will ich leben von der Arbeit meiner Hände!

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Mit dem Hammer, mit der Kelle laß mich, Herr, ein Maurer sein!

Selber maur’ ich mich in Deines Glückes Grund und Boden ein!
Jedem Hause wird ein Zauber, daß es unzerstörlich dauert,
Etwas Liebes, etwas Theures in den Grundstein eingemauert!

Hörest du die Straße rauschen unter Deinem Marmorschloß?

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Morgen bin ich dieser Menge namenloser Tischgenoß –

Wenn Dich die Beherrschten lästern, segnet Einer, Herr, Dich stündlich!
Wenn Dich die Enterbten hassen, Einer, Vater, liebt Dich kindlich!“