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Die Reklame des Sortimenters

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Autor: Karl Friedrich Pfau
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Titel: Die Reklame des Sortimenters
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Erscheinungsdatum: 1895
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans auf den Commons
Kurzbeschreibung: Lehrschrift zum Buchhandelsmarketing
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Titelseite

[1]

Die

Reklame

des

Sortimenters.

Bearbeitet von

Karl Fr. Pfau.


LEIPZIG.

Verlag von Karl Fr. Pfau.

1894.

[3]

Einleitung.

Der Kampf um das Sortiment ist gerade in neuerer Zeit heftig entbrannt, insbesondere ist sein Verhältnis zum Kolportagebuchhandel in einer noch nicht genügenden Weise gewürdigt worden. In gewissen Kreisen scheint fast die Anschauung zur Geltung zu kommen, als sei das Sortiment nur ein Stiefkind des Buchhandels, das einer besonderen Hilfe und Unterstützung nicht bedürfe und dass der Sortimenter selbst zusehen möge, wie er sich dem Kampf ums Dasein gegenüber behaupten kann.

Dies mit grösstem Unrecht. Das Sortiment ist und bleibt eine Säule des Buchhandels; auf ihm allein basiert der ruhige Fortbestand des Verlags im weitesten Sinne und damit zugleich auch die Grundbedingung für eine gedeihliche Weiterentwickelung von Kunst und Wissenschaft und in weiterer Folge der litterarischen Kultur. Weder der Kolportagebuchhandel noch der moderne Antiquar bilden eine genügende Stütze des Verlegers, da dieser nur einigen wenigen Grossfirmen zugute kommt, letzterer aber sich nur auf Kosten des Verlegers zu erhalten vermag.

[4] Der Verleger aber ist auf das Sortiment angewiesen; für ihn ist und bleibt das Sortiment der Hauptabnehmer seiner Ware; ohne dessen Unterstützung wird er nichts zu verkaufen und nichts zu produzieren vermögen. Die Hebung des Sortiments bedeutet zugleich eine festere Begründung und einen weiteren Ausbau des Verlags und so erheischt es im gewissen Sinne die Pflicht eines jeden Buchhändlers, sei er Sortimenter oder Verleger, jene Mittel und Wege einzuschlagen, welche diesem Zwecke näher führen können.

Dem Sortimenter einerseits gebietet sein ureigenstes Interesse, nicht unthätig die Hände in den Schoss zu legen, wenn feindliche Strömungen seine Stellung zu untergraben drohen. Vielmehr gilt es, sich durch Erschliessung neuer Quellen und durch eigene Massnahmen gegen solche Gefahren zu schützen. Wenn irgend ein Beruf Rührigkeit und Energie erheischt, so gilt dies doppelt vom Buchhandel.

Offenes Auge und offener Sinn für die jeweiligen Bedürfnisse sind für ihn im höchsten Masse erforderlich, will er anders sein Geschäft in stetiger und gesunder Fortentwickelung erhalten.

Die hier gegebenen Darlegungen verfolgen den Zweck, kurz und bündig die Mittel und Wege zu zeigen, wodurch der Kunden- und Absatzkreis erweitert und gesichert und demgemäss die Einnahmen erhöht werden können.

Durch Bekanntgabe eigener Beobachtungen und [5] eigener Erfahrungen über die im Geschäftsleben sich regelmässig wiederholenden Erfolge oder Miserfolge dürfen wir hoffen, manch’ beherzigenswerte Anregungen und Winke nach dieser oder jener Seite hin zu geben.

Damit würde der Zweck des Büchleins völlig erreicht sein.

[6]

Erstes Kapitel.
Der Sortimentsbetrieb im allgemeinen und die Lagerverschreibung.

Jeder Geschäftsinhaber, gleichviel ob er ein bereits bestehendes Sortiment übernimmt oder ein eigenes Geschäft neu begründet, hat als gewissenhafter Kaufmann die Pflicht, sich in seinem Wirkungskreise genau zu orientieren. Ihm muss es zuerst darauf ankommen, sich mit dem Stamm seiner Kundschaft und mit deren Bedürfnissen vertraut zu machen, welche diese veranlassen könnten, an sein Geschäft Anfragen, Wünsche oder Bestellungen zu richten. Hat er sich hierüber orientiert, dann wird er darnach sein Verhalten und seine Massnahmen einrichten können. Es genügt nicht, die Namen seiner Kunden zu kennen, zu wissen, dass dieser oder jener häufiger oder seltener im Geschäft vorzusprechen pflegt. Mit einer solch oberflächlichen Notiznahme ist nichts gewonnen. Einen Erfolg vermag nur das individualisierende Eingehen auf die besonderen Ansprüche und Neigungen eines jeden seiner Kunden nach sich zu ziehen.

[7] Aus solchen Beobachtungen ergiebt sich dann von selbst eine den Platzverhältnissen entsprechende Lagerverschreibung. Das erstrebenswerte Ziel ist ein möglichst umfassendes Lager der gangbareren neuesten Litteratur mit besonderer Berücksichtigung der aktuellen Erscheinungen. Denn mit dem Wechsel der Produkte des litterarischen Marktes ändern sich auch die Nachfragen aus dem Publikum heraus. Der Sortimenter wird deshalb gut thun, hierauf ganz besondere Rücksicht zu nehmen, denn wenn vorkommenden Falles Aufträge nicht unverzüglich erledigt werden können, insbesondere wenn es sich um neuere Litteratur handelt, so muss dies als ein geschäftlicher Nachteil auch im Hinblick auf künftige Nachfragen bezeichnet werden. Denn eine sofortige Erfüllung eines derartigen Wunsches erweckt Vertrauen und kann zur Gewinnung neuer Kunden häufig beitragen. Selbstverständlich muss bei der Komplettierung des Lagers auf die jeweiligen Platzverhältnisse Rücksicht genommen werden. In einem kleineren Orte oder einer Provinzialstadt mit geringeren litterarischen Ansprüchen wäre es unpraktisch und nutzlos, wollte der Sortimenter sein Lager mit wissenschaftlichen Werken belasten. Andererseits aber wird ein Geschäft in grösseren und Universitätsstädten auch nicht ein Lager populärer Litteratur zur Grundlage seiner Geschäftsführung machen können. Ausgenommen hierbei sind selbstverständlich jene Handlungen, welche den Vertrieb bestimmter Disziplinen zum Hauptzweck [8] ihrer speziellen Thätigkeit gemacht haben. Der vielfach vorgeschobene Grund: wegen Mangel an Platz zurück, ist nicht immer stichhaltig. Bei zweckmässiger Anordnung und rationeller Ausnutzung der vorhandenen Geschäftsräume wird in den meisten Fällen eine angebliche Überfüllung sich unschwer vermeiden lassen. Selbstverständlich soll damit nicht in Abrede gestellt werden, dass bei grösseren Beständen sich hin und wieder eine Ausscheidung der weniger absatzfähigen Artikel als notwendig erweist. Derartige Notwendigkeiten zählen aber immer nur zu den Ausnahmen. In solchen Fällen, wo eine grössere Verwendung eingeleitet worden ist, ergiebt sich, nach Schluss des Hauptvertriebes, ein früheres Remittieren ganz von selbst.

Ein gutes, d. h. vollständiges und wohlassortiertes Lager wird sich daher möglichst auf alle Gebiete der Litteratur zu erstrecken haben; von allem etwas auf Lager führen, ist unseres Erachtens gleich einer wertvollen und zweckmässigen Reklame für jedes Sortimentsgeschäft.

[9]

Zweites Kapitel.
Schaufenster-Auslagen.

Es ist in höchstem Masse bedauerlich, dass vielfach so geringe Sorgfalt dem Schaufenster, als einem so wichtigen Mittel, den Absatz zu steigern, gewidmet wird.

Das Schaufenster, das in gewissem Sinne einer stehenden Anzeige gleicht, wird viel zu wenig geschmückt und gepflegt, sondern in einer geradezu unverantwortlichen Weise vernachlässigt.

In keinem anderen Warengeschäfte beanspruchen die Schaufensterauslagen grössere Aufmerksamkeit als im Buchhandel; dem Passantenpublikum soll es einen raschen, dabei fesselnden und anziehenden Überblick über neue litterarische Erscheinungen bieten, dies gilt besonders für jene Kreise, deren Interesse für Bücher noch nicht so geweckt ist, um aus eigenem Antrieb sich nach dem Bücherladen selbst zu begeben und dort nach Neuigkeiten Umschau zu halten.

In einer geradezu trostlosen Weise wird hierbei gesündigt. Uns hat es immer aufs peinlichste [10] berührt, wenn wir bei einem Durchwandern dieser oder jener Stadt ein Schaufenster in äusserster Unordnung fanden, wenn wir sehen mussten, wie wochen- und monatelang ein und dasselbe Buch auf ein und derselben Stelle prangte und zwar mit derselben Aussicht auf Unverkäuflichkeit!

Wie anziehend dagegen wirkt ein sauber gehaltenes, mit einem gewissen künstlerischen Takt ausgeschmücktes Schaufenster, das ausserdem in bestimmten kürzeren Zwischenräumen sich erneuert und Zeitgemässes, den jeweils wechselnden Bedürfnissen Entsprechendes vorführt.

Wie manches Buch, sowohl Broschüren über Tages- oder allgemein interessierende wissenschaftliche Fragen ist aus der Schaufensterauslage verkauft worden, und diejenigen, welche darauf bedacht sind, dem Schaufenster eine eingehende Sorgfalt zu widmen, werden auch die Beobachtung gemacht haben, dass dieses „Aushängeschild“ reguläre Kunden heranzieht, die, da sie gewöhnt sind, im Schaufenster gewissermassen ein Spiegelbild der neuesten Litteratur zu erblicken, aus Beschauern zu Käufern werden.

Wie es den Modebazaren gelingt, durch ihre Neuheiten die Aufmerksamkeit der Damen zu erwecken und zu fesseln, so soll auch der Sortimenter sich bemühen, die Aufmerksamkeit des litterarisch interessierten Passantenpublikums auf sich zu lenken. Geburts- und Gedenktage grosser Männer, Jubiläen und sonstige Gelegenheiten aller Art, bieten öfters [11] Anlass, dies zu bethätigen. Ebenso wird dieser Zweck, die Aufmerksamkeit des Publikums auf die Auslagen zu lenken erreicht, wenn künstlerische Erzeugnisse, Portraits, Photographien und sonstige Bilder, geschmackvoll arrangiert ausgestellt werden.

Überhaupt ist ein sorgfältig gepflegtes Schaufenster gleichzeitig ein Spiegelbild der im Geschäft waltenden Regsamkeit und Umsicht, des im Gesamtbetriebe herrschenden Geistes – eine Geschäftskarte empfehlendster Art!

Darum mehr Sorgfalt, verehrte Sortimentsgenossen, für Euere Schaufensterauslagen, damit sie als Repräsentation Eueres Geschäfts auch nach aussen würdiger erscheinen. Ergänzt und erneuert sie in kürzesten Zwischenräumen durch die neuere und neueste Litteratur, und Ihr werdet sehen, dass sich diese Mühe und Sorgfalt durch Zuführung neuer Kunden und Käufer reichlich bezahlt machen wird.

[12]

Drittes Kapitel.
Das Ansichtsversenden.

Die Meinungen über den Wert oder Unwert der Ansichtsversendungen gehen stark auseinander. Die Einen empfehlen und üben es; die Anderen verwerfen es, ohne aber etwas Besseres als Ersatz zu bieten. Wir halten das Ansichtsversenden für vorteilhaft, ja sogar für notwendig; es regt die Kauflust an und unterhält einen dauernden Verkehr des Sortimenters mit Litteraturfreunden und dem Kundenkreise. Keinen Zweck aber hat das Ansichtsversenden, wenn es system- und planlos betrieben wird, wenn Kunden Bücher erhalten, für welche sie aus Mangel an Interesse niemals Käufer sein können. Denn wie jeder andere Konsument nur das zu kaufen pflegt, was er gebrauchen kann, so ist dies in noch höherem Masse bei Büchern der Fall, die immer, Schulbücher und andere Bedarfsartikel abgerechnet, noch als Luxusware gelten. Anders dagegen, wenn das Ansichtsversenden mit Verständnis geübt wird, wenn „jedem das Seine“ dargeboten wird, dann bleibt ein einigermassen [13] befriedigender Erfolg niemals aus. Das erklärt sich einfach daraus, dass nicht Jedermann sich aus kritischen Zeitschriften und bibliographischen Notizen auf dem Büchermarkte wird orientieren können. Andererseits aber wollen Viele, wenn nicht gar die Meisten, nicht nur nach Titeln kaufen, sondern ziehen vor, sich vorher erst einen, wenn auch nur flüchtigen Einblick in das sie interessierende Buch zu verschaffen. Da empfiehlt es sich dringend, ja es wird für einen systematischen Betrieb zur Notwendigkeit, ein genaues Verzeichnis darüber zu führen, aus welchem Litteraturgebiete der eine oder andere Kunde Neuigkeiten zur Einsicht zu erhalten wünscht.

Dann wird einmal das Verschreiben von allzuviel Exemplaren ein und desselben Buches vermieden, zu anderen wird verhütet, dass ein kaufkräftiger Kunde bei der Versendung übergangen wird. Dieses Übergehen wird seitens der betr. Kunden leicht als Vernachlässigung übel vermerkt, namentlich von jenen, welche Wert und Gewicht auf regelmässige Neuigkeitssendungen legen.

Ein solches Verzeichnis hat nebenbei noch einen zweiten, praktischen Vorteil: es ermöglicht, dass die Anordnung der Ansichtsversendung nicht allein dem Chef überlassen bleibt, sondern auch einem Angestellten ohne Bedenken übertragen werden kann. Wie die Kontinuationsliste einen unerlässlichen Bestandteil eines jeden Geschäfts bildet, so gilt dasselbe auch von den Listen der Ansichtsversendungen. [14] Ohne eine solche Liste wird das Ansichtsversenden stets den Charakter des Planlosen und Sprunghaften tragen.

Nun noch ein Wort über das Ansichtsversenden von Büchern in grösserem Stile.

Nicht jedes litterarische Erzeugnis eignet sich zum Massenvertrieb. Von wissenschaftlichen Werken und Broschüren ganz abgesehen, kommen hierbei zunächst die populären Erscheinungen in Frage, solche also, die für die breiten Massen bestimmt und von allgemeinerem Interesse sind.

Hier muss der Sortimenter mit einer grösseren Anzahl von Exemplaren rechnen, hier muss er darauf ausgehen, sich zu den regulären Einnahmen neue Einnahmequellen zu erschliessen.

Bedarf er hierzu einer grösseren Anzahl von Exemplaren, so wird er von Seiten des Verlegers immer das weiteste Entgegenkommen zu erwarten haben, denn dieser wird solche Massnahmen in seinem Interesse jederzeit zu schätzen und zu unterstützen wissen, auch sich zu besonderen Zugeständnissen gern bereit finden lassen, event. höheren Rabatt und Gutschrift für Verlustexemplare gewähren.

Ausserdem wird hierdurch eine engere Verbindung mit dem Verleger hergestellt, der seinerseits gar häufig Gelegenheit hat, dem Sortimenter nach dieser oder jener Seite hin zur Hand zu gehen.

Dass ferner auch eine solch’ energischere Geschäftsführung die bestehenden Verbindungen zu [15] den Verlegern wie auch zu den Privatkunden befestigt und erweitert, überhaupt auch Lust und Liebe zum Geschäft neu belebt und stärkt, dieser moralische Gewinn soll nur nebenbei noch angedeutet werden.

Eine gleich erspriessliche Aufgabe für den Sortimenter ist es, durch systematische Versendung von Probenummern der einzelnen Fachzeitschriften sich neue Subskribenten und damit neue Kunden zu erwerben. Es empfiehlt sich also, eine umfassende Versendung von Probenummern an alle Interessenten jeglichen Gewerbes und Standes; solche sind vom Verleger leicht zu erhalten, wenn derselbe einer sorgsamen Verbreitung sicher ist. Probenummern aber lediglich zu dem Zwecke sich zu verschreiben, um sie als Einschlagpapier zu verwenden, ist nicht nur geschäftlich nicht zu rechtfertigen, sondern moralisch zu verwerfen.

Will der Sortimenter somit sein Geschäft erweitern, sich neue Kunden und Einnahmequellen verschaffen, dann möge er in vorstehend angedeutetem Sinne verfahren. Die Erfolge einer solchen Thätigkeit werden sich dann bald in sehr erfreulicher Weise zeigen.

[16]

Viertes Kapitel.
Anzeigen und Beilagen.

Das Annoncieren ist heutzutage einer der wichtigsten Bestandteile jeden Geschäfts geworden. „Ohne Annoncen kein Geschäft“ hört man vielfach sagen, und nicht mit Unrecht. In allen rein kaufmännischen Geschäften ist das Annoncenwesen weit mehr entwickelt als im Buchhandel, sodass es beispielsweise in grösseren Geschäftshäusern ein Resort besonderer Angestellten bildet.

Im Buchhandel haben bis jetzt nur ganz wenige Firmen die Tragweite dieses mächtigen Hebels im modernen Geschäftsleben erkannt. Nur hier und da findet man, häufig in sehr bescheidener und unscheinbarer Gestalt, eine kleine Buchhändleranzeige, während Stiefelwichse, Tinkturen und alle möglichen und unmöglichen Sachen in schreiendster Form angepriesen werden. Woran liegt das? – Der Buchhändler versteht sein Geschäft noch nicht genügend auszunützen, er versteht zu wenig zur Kauflust zu reizen, er hält mit seiner Ware, den Büchern, sich [17] noch zu sehr in „vornehmer“ Ruhe, zurück, zu seinem eigenen Nachteil.

Nicht immer zwar ist der Verleger, als Fabrikant der Ware, wenn dieser Ausdruck ausnahmsweise einmal gebraucht werden darf, in der Lage, alle Kosten der Annoncen zu tragen; sein Geschäftsgewinn ist für diese Ausgabe nicht hoch genug. Wohl aber sollte der Sortimenter sich befleissigen, dieser Angelegenheit ernstere Sorgfalt zuzuwenden und für die Annoncen einen bestimmten Posten alljährlich auszusetzen. Wir stehen nicht an zu erklären, dass, wenn erst Bücheranzeigen den ihnen gebührenden Platz in Zeitungen eingenommen haben werden, der Absatz der litterarischen Erzeugnisse einen ganz wesentlichen Aufschwung nehmen wird.

Wir Deutschen hinken, was Reklamewesen betrifft, immer etwas nach; wenn wir auch der amerikanischen Reklamemanier nicht das Wort reden wollen, das Eine steht doch unzweifelhaft fest, dass grosse Firmen nur gross geworden sind durch Reklame, gleichviel ob diese durch Reisende, Kataloge oder Annoncen bewerkstelligt worden ist.

Kein Sortimenter sollte unterlassen, für eine dauernde Reklame Sorge zu tragen. Ein stehendes, also dauerndes Inserat ist keine unerschwingliche Ausgabe, hat aber ausser dem materiellen noch den Vorteil, das Interesse für die betreffende Handlung wach zu halten.

Als Muster eines ständigen Inserates mag etwa das nachstehend aufgezeichnete dienen: [18]

S. 18
Jean Friedrich Handel,
Buch- und Kunsthandlung,
Leihbibliothek,
....... Kurzestrasse 6,
empfiehlt sich zur Besorgung von Büchern
und Zeitschriften aller Art.
Reichhaltiges Lager von Werken aus
allen Wissenschaften etc.
Vorrätig sind stets alle neuesten in- und
ausländischen Bücher, Broschüren etc.

Ein einmaliges Inserat gleicht einem nutzlos hinausgeworfenen Betrag, weil das einzelne Inserat unter der Masse der anderen verschwindet und unbemerkt bleibt, nach dem allbekannten Grundsatz, dass die Käufer gesucht werden müssen und nur durch andauerndes Annoncieren gefunden werden. Sortimenter, die nach diesem Prinzip verfahren, werden hierbei seitens der Verleger gern jedes Entgegenkommen finden, sei es, dass ihnen Change-Exemplare zur Verfügung gestellt, oder sie in anderer Weise entschädigt werden.

Das zweckmässigste und dabei zugleich billigste Verfahren dürfte es sein, wenn sich die Sortimenter einer Stadt zu einem gemeinsamen Vorgehen [19] verbinden und die Kosten der Annoncen gemeinsam tragen.

Eine Tafel neuer Erscheinungen, etwa wie nachfolgende, lenkt einmal die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich, andererseits wird dadurch die Thatsache ans Licht gestellt, dass Jedermann am Orte selbst seinen litterarischen Bedarf decken kann, ohne dass er sich an eine Zentrale oder gar direkt an den Verleger zu wenden hat.

S. 19
Neue Erscheinungen:
Dewald, Geographisches Aus-
          kunftsbuch –.60
Einkehr oder Umkehr in der
          Medizin? 1.–
Pecher, Diätetik und Lebens-
          regeln. 1.–
Wie erhält man sich einen ge-
          sunden und kräftigen
          Schlaf? –.80
etc.
Vorrätig und zu beziehen durch alle
hiesigen Sortiments-Buchhandlungen.

Weiter aber sind öfters Beilagen in den Lokalzeitungen erforderlich. Beilagen kosten viel Geld; zu viel für den Verleger, als dass er, wie [20] er es vielleicht wünschte, sich häufiger diese Ausgabe gestatten könnte. Verringert aber wird diese Ausgabe, wenn, was wir oben anrieten, die Sortimenter einer Stadt sich zu gemeinsamem Handeln aufschwingen, wenn sie gemeinsam ihre Interessen fördern lernen.

Sicherlich leidet der Buchhandel an dem zu wenig entwickelten Verständnis für den Wert der Reklame, wodurch zu wenig für die Bekanntgabe der neuen litterarischen Erscheinungen gethan wird.

Zum Beweis hierfür genügt es, an die Thatsache zu erinnern, dass Verleger, denen grosse Zeitungen zur Verfügung stehen, auch beträchtliche Erfolge erzielt haben und noch erzielen.

Wenn Seitens der Sortimenter ein derartig geschlossenes Vorgehen zu Stande kommt, werden sehr bald wohlthätige Folgen davon bemerkbar werden.

Noch Eines ist freilich hierbei unbedingtes Erfordernis, wodurch erst die Ausführung aller guten Vorsätze ermöglicht wird, das ist der festere und engere Anschluss der Kollegen.

Wo dieser Zusammenhalt fehlt, bleibt der Einzelne auf seine naturgemäss beschränkte Kraft angewiesen. Denn was hilft schliesslich die Gründung von Vereinen und Vereinsorganen, wenn die nächsten und wichtigsten Fragen, die Existenzfrage, nicht einer ernsteren Erwägung unterzogen und nicht Mittel und Wege zur Besserung zur praktischen [21] Durchführung gelangen. Ein solch engerer Anschluss wird über den nächstliegenden Zweck hinaus nutz- und fruchtbringend wirken und überhaupt zur Besserung und zur Consolidierung des Sortimentsbuchhandels beitragen.

[22]

Fünftes Kapitel.
Schulbücher und Saison-Artikel.

Gewisse besondere Schwierigkeiten hat das Geschäft mit Schulbüchern aufzuweisen. Das fortwährende Erscheinen neuer Auflagen von viel gebrauchten Lehrbüchern und die Abschaffung bisher gebrauchter und deren Ersatz durch neue, das alles erschwert das Buchhändlergeschäft in aussergewöhnlichem Masse und häufig genug ist der Verlust durch Nichtverkauf der bezogenen Bücher grösser als der Gewinn. Wie diesem Übelstande wirksam entgegen getreten werden kann, ist schon vielfach in Erwägung gezogen worden. Leider ist es aber auch bei Anregungen und Erwägungen geblieben. Inserate und sonstige Anpreisungen sind hierbei weniger in Betracht zu ziehen, weil der Bedarf seitens des Publikums binnen weniger Tage gedeckt sein muss. Hier muss an anderer Stelle der Hebel angesetzt werden, um sich den möglichen Gewinn zu sichern und sich vor Verlusten zu bewahren. Ein durchgreifendes Mittel, der überflüssigen Vorratsüberhäufung vorzubeugen, bestände darin, dass [23] die Sortimenter einer Stadt gemeinsam, nach vorheriger Anfrage an zuständiger Stelle, den mutmasslichen Bedarf decken würden. Bei den Direktoren der betreffenden Schulen lässt sich unschwer ermitteln, wie hoch sich die annähernde Zahl der benötigten Schulbücher beläuft. Sind diese Zahlen bekannt, so kann darnach die Bestimmung des zu bestellenden Quantums erfolgen. Wenn diese Bestellung bei gegenseitigem Einverständnis ausgeführt wird, so kann jeder Einzelne nach Massgabe seines bisherigen Absatzerfolges sein Lager ergänzen.

Im Falle jedoch der momentane Vorrat ausverkauft wird, weiss er, wo dieselben Bücher gleichfalls noch vorrätig sind und kann alsdann andere seiner Kollegen schadlos halten. Selbstverständlich setzt ein derartiges Vorgehen gleichfalls engeren Zusammenschluss unter den Kollegen voraus. Ein solcher ist jedoch nicht undurchführbar, sondern er[1] ist sogar vom Interesse der Selbsterhaltung geboten, da heutzutage die Schwierigkeit, sich im Konkurrenzkampfe aufrecht zu erhalten, immer mehr gewachsen ist. Bestehen mehrere gleichartige Schulen an einem Orte und ist demgemäss auch die Zahl der gebrauchten Bücher eine grössere, dann wird ein solch gemeinsames Vorgehen sich noch viel vorteilhafter gestalten, weil durch den umfassenderen Vorrat die Gewinn- und Verlustziffern sich höher bemessen.

Zum Schluss sei noch der Saison-Artikel gedacht; auch für diese ist offenes Auge und scharfe [24] Aufmerksamkeit erforderlich. Denn mit dem Ablauf jeder Saison verschwindet auch für geraume Zeit die Aussicht auf Absatz völlig. Da handelt es sich darum, ein möglichst gut assortiertes Lager zu halten, um dem fluktuierenden Publikum mit seinen vielseitigen Interessen Genüge leisten zu können, ausserdem aber muss für eine geschmackvoll arrangierte Auslage im Schaufenster gesorgt werden, um die Aufmerksamkeit des passierenden Publikums auf die gangbarste Reiselitteratur zu lenken.

Ebenso ratsam ist es, durch ein grösseres ins Auge fallende Plakat noch besonders auf das wohlversorgte Sortimentslager hinzuweisen. Endlich aber ist es sehr empfehlenswert, durch geeignete Inserate in den Lokalzeitungen sein Bücherlager in Erinnerung zu bringen, da bekanntlich jeder Fremde, um sich zu orientieren oder nur zu seinem Zeitvertreib die ausliegenden Blätter durchmustert.

Eine Kombination aller der besprochenen Reklamemittel – Anzeigen, Auslagen, Kataloge und Ansichtssendungen sowie Versendung von Katalogen – erfordern endlich die beiden Höhepunkte der Buchhändler-Saison: Weihnachten und Ostern. Bei der gesteigerten Nachfrage des Publikums nach Prachtwerken, Jugendschriften etc. ist nicht nur auf ein reicheres, sondern auch auf ein wohlgeordnetes Lager zu halten, um dann um so rascher und präziser auf das besondere Verlangen eingehen zu können. Zum Schluss wollen wir nicht verfehlen, [25] noch einmal darauf hinzuweisen, dass die Reklame einer der wichtigsten Faktoren zur Erhaltung und Weiterentwickelung jedes Geschäfts ist, und dass somit von deren richtiger und geschickter Handhabung zu einem guten Teile der geschäftliche Erfolg bedingt ist.

Die Vielgestaltigkeit des Reklamewesens kann durch allgemeine Regeln weder fest umschrieben noch erschöpfend dargelegt werden, jedoch werden im Speziellen diese Hinweise dem rührigen und umsichtigen Geschäftsmann genügen, um mit Berücksichtigung der für sein Geschäft gegebenen besonderen Bedingungen eine wirksame Empfehlung bei dem kaufenden Publikum einzuleiten und in Gang zu bringen.

[26]

Anhang.

„Zeit ist Geld“ (Time is money – sagt der Engländer –) gilt in ganz besonderer Weise auch für den Geschäftsmann. Dazu gehört vor allem auch eine genaue Einteilung der zu erledigenden Arbeiten und die gehörige Ausnutzung der vorhandenen Erleichterungen hinsichtlich des Geschäftsbetriebes. Es genügt nicht, wie wir vorhergehend dargethan haben, zu warten, bis ein Käufer kommt; es genügt auch nicht, mit dem vorhandenen Kundenstamm sich zufrieden zu geben: Käufer- und Kundenkreis soll stetig erweitert werden, das ist die Pflicht der Selbsterhaltung.

Die Weitläufigkeit und Kompliziertheit des buchhändlerischen Betriebes drängt eigentlich von selbst zur möglichsten Vereinfachung, wenn anders das Interesse nicht nur einseitig oder ungenügend wahrgenommen werden soll. Diese Vereinfachung besteht darin, dass man für regelmässig wiederkehrende Fälle der Korrespondenz bestimmte Schemata von Briefen benutzt.

Nachstehend führen wir 5 verschiedene solcher Schemata vor, die in jeder Handlung genau ebenso [27] vorrätig sein sollten – ja dies noch weit mehr – als die Verlangzettel.

Schema 1*) dient dazu, bez. der Neuigkeitsversendungen bessere Klarheit zu schaffen, während

Schema 2*) versandte Neuigkeiten betrifft.

Schema 3*) betrifft Abonnementserneuerungen.

Schema 4*) und 5 endlich erscheinende Neuigkeiten und Fortsetzungen.

Diese Schemata, auf gutem Papier (Oktav-Format) gedruckt, ermöglichen stets eine rasche und prompte Erledigung der einschlägigen Arbeiten, ganz abgesehen davon, dass in diesem Falle die Anfrage stets in sauberster und ansprechendster Form erfolgt. Diese Schemata sind billig herzustellen, erfordern somit keine grosse Ausgabe, während der Erfolg bei nachdrücklicher Anwendung ein sehr grosser sein kann. Die Angabe der Schemata ist mit den hier gegebenen nicht erschöpft; sie kann erweitert werden nach Massgabe der einzelnen geschäftlichen Bedürfnisse und je nachdem der einzelne Geschäftsinhaber diese für seine Zwecke für nötig erachtet.

*) Diese Schemata liefert die Verlagshandlung auf gutem Papier gedruckt zum Preise von 2 Mk. für jedes Hundert; 250 Stück und mehr: jedes Hundert 1,50 Mk.

[28] [Seite 28 enthält Werbung für buchhändlerische Fachliteratur des Verlags Karl Fr. Pfau]


[29]

S. 29
..................................., den ....................... 189 
An

.....................................................

.....................................................

Die ergebenst unterzeichnete Buchhandlung erlaubt sich Ihnen hierdurch die höfliche Anfrage zu unterbreiten, ob Ihnen die Zusendung

neuer litterarischer Erscheinungen

zur Ansicht erwünscht ist.

Im bejahenden Falle belieben Sie mir Ihre diesbezüglichen Wünsche gütigst mitzuteilen, deren gewissenhaftester Berücksichtigung Sie sich versichert halten dürfen.

Gleichzeitig benutze ich diese Gelegenheit, Ihnen meine Firma zur Vermittlung Ihres gesamten litterarischen Bedarfs auch ferner zu empfehlen; ich werde bestrebt sein, mir Ihre volle Zufriedenheit zu erwerben bezw. zu erhalten.

Hochachtungsvoll
empfiehlt sich Ihnen
........................................

(Schema No. 1. Preis pro 100 Mk. 2. Verlag von Karl Fr. Pfau, Leipzig.)


[30] [Seite 30 enthält Werbung für buchhändlerische Fachliteratur des Verlags Karl Fr. Pfau]



[31]

S. 31
..................................., den ..................189 
An

.....................................................

.....................................................

Die ergebenst unterzeichnete Buchhandlung erlaubte sich Ihnen am

.....................................................

.....................................................

zur geneigten Einsichtnahme vorzulegen und gestattet sich heute die höfliche Anfrage zu stellen, ob Ihrerseits auch die weiteren Nummern – Lieferungen – Abteilungen – Bände zur Fortsetzung gewünscht werden.

Im bejahenden Falle haben Sie wohl die Güte mir dies gütigst mitzuteilen, damit ich baldigen Eingang des bereits weiter Erschienenen veranlassen kann.

Im ablehnenden Falle würde ich Ihnen für baldige Rückgabe der ersten ................. dankbar sein.

Stets gern zu Ihren Diensten, zeichnet hochachtungsvoll

Ergebenst
.....................................................

(Schema No. 2. Preis pro 100 Mk. 2. Verlag von Karl Fr. Pfau, Leipzig.)


[32] [Seite 32 enthält Werbung für buchhändlerische Fachliteratur des Verlags Karl Fr. Pfau]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: er er