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Die Priester als Kunst-Mäcene

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Textdaten
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Titel: Die Priester als Kunst-Mäcene
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aus: Die Gartenlaube, Heft 12, S. 192
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1870
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[192] Die Priester als Kunst-Mäcene. Wo die Päpste und hohen Würdenträger der römischen Kirche angegriffen werden, da pflegt man doch von den Verdiensten zu sprechen, die sie sich um die Förderung der schönen Künste erworben haben. General Garibaldi theilt auch diese letztere Anerkennung der Priesterherrschaft nicht. In seinem soeben frisch aus der Presse gekommenen (auch gleichzeitig deutsch in Hartleben’s Verlag erschienenen) Roman „Die Herrschaft des Mönchs“ sagt er über den betreffenden Punkt:

„Wie kann ein Künstler in Rom existiren und seine Familie gut ernähren, wenn er sich nicht der Gönnerschaft der Geistlichkeit erfreut und von ihr beschäftigt wird? Eine der wirksamsten Waffen der römischen Kirche ist von jeher die Gunst gewesen, welche sie den schönen Künsten angedeihen läßt. Von jeher hat sie sich der Zeit und des Talents der ersten italienischen Meister bemächtigt, um Statuen und Gemälde anfertigen zu lassen, welche darauf berechnet sind, die von ihr gepredigten Lehren dem Volke einzuprägen, indem sie zugleich demüthig das Lob hinnimmt, welches ihr für diese dem Genie erwiesene Aufmerksamkeit gespendet wird, so daß Künstler aller Nationen sich durch diese Ermuthigung zur Niederlassung in Rom veranlaßt sehen.“

Und in einer Anmerkung, welche sich auf diese Stelle bezieht, fügt der Kenner der römischen Zustände und Persönlichkeiten weiter hinzu: „Eine der treffendsten Illustrationen der Art und Weise, wie die römische Kirche ihren Schutz der schönen Künste zur Einschärfung ihrer Lehre und zur Vergrößerung ihrer Macht anwendet, sind die Frescomalereien des Campo Santo in Pisa. Hier sehen wir die Bilder des Todes, Fegefeuer und Hölle, Engel und Teufel, die um die Seelen der Hingeschiedenen kämpfen, Schlangen, die ihr Fleisch verschlingen, Teufel, die es braten oder mit glühenden Haken zerreißen. Aus dieser schrecklichen Lage, so lehren die Priester, können die auf der Erde Lebenden ihre unglücklichen Verwandten retten, wenn sie den geistlichen Vätern Schenkungen machen, die dann für die Erlösung der Gepeinigten beten. Wir lesen im Neuen Testament, daß die Reichen schwer in den Himmel kommen. Nach der römischen Lehre aber sind es gerade die Reichen, welche leicht Eingang finden, während die Armen, die nichts geben können, ganz ausgeschlossen bleiben!“