Die Pflege der Zähne
[128] Die Pflege der Zähne. Man kann unserer Generation nicht den Vorwurf machen, daß sie ihren Zähnen gegenüber die nöthige Rücksicht vergesse und dieselben ohne Gegenstrebung und Widerstand dem Verderben preisgebe; von wie geringen Erfolgen diese Rücksichtnahme aber begleitet ist, darüber giebt uns die tägliche Erfahrung sprechendes Zeugniß. Trotz aller Anpreisungen, mit denen die unverschämteste Reclame sich breit macht und den Zähnen Schutz und Dauer garantirt, sehen wir die Salons unserer Zahnärzte überfüllt von ungeduldig harrenden Kranken, welche als letztes Rettungsmittel von unsäglichem Leid den „ehernen Balsam“ ersehnen, oder welche von der bildenden Kunst einen Ersatz für den verloren gegangenen Besitz in Anspruch nehmen. Ja, man darf sagen, daß in dem Maße, in welchem die sogenannte Pflege der Zähne durch allerlei künstliche Mittel und Proceduren eine allgemein verbreitete geworden, auch die Zahnleiden an Häufigkeit zugenommen haben.
„Nicht durch mehr oder weniger scharfe, mehr oder weniger wohlriechende Substanzen sorgen wir für die Pflege unserer Zähne, sondern nur dadurch, daß wir dieselben unausgesetzt nach Grundsätzen behandeln, welche einer vernünftigen Lebensordnung im Allgemeinen und einer wissenschaftlichen Zahndiätetik insbesondere angepaßt sind. Eine vortreffliche Belehrung über eine solche rationelle Behandlung der Zähne giebt Dr. Süersens „Anleitung zur Pflege der Zähne und des Mundes“, eine Schrift, welche von dem Central-Verein deutscher Zahnärzte mit dem ersten Preise gekrönt worden ist. Das Schriftchen ist in einem so allgemein verständlichen Tone gehalten, so präcis zusammengefaßt, so frei von jedem gelehrten und überflüssigen Beiwerke, daß es keine Leserin zurückschrecken dürfte, und auch der empfindlichsten Geduld keine harte Probe zumuthet, zumal da es sich um Gegenstände handelt, welche mit der Gesundheit und Schönheit in nächster Verbindung stehen. Alles, was das naturgemäße Verfahren zur Pflege und Verschönerung der Zähne betrifft, Alles, was ihre Erhaltung fördern kann, wenn sie gefährdet sind, ja auch, was ihnen Ersatz vermittelt, wenn ein unerbittliches Geschick sie geraubt hat, findet sich hier in klarer und schöner Form zusammengestellt und zwar durchweg mit dem Stempel der Wahrheit und Wissenschaftlichkeit gekennzeichnet. Unsere populäre Diätetik hat es in neuester Zeit zu einer ziemlich reichen Literatur gebracht wir wüßten aber unter den uns bekannt gewordenen Werken nur wenige zu nennen, welche in so knapper Ausdehnung eine solche Fülle furchtbarer Belehrung spendeten, wie Süersen’s Schrift. Wir geben uns der Hoffnung hin, daß keine Leserin es verabsäumen wolle, derselben einen Platz auf demjenigen Tische zuzuweisen, an dem sie am meisten verkehrt (sei es Näh-, Schreib- oder Toilettentisch), aber auch ihrem Inhalt einen Platz in ihrem Gedächtnisse, und sind der Ueberzeugung, daß uns manche holde Lippe, noch holder durch den Glanz geretteter Zähne, für die empfangene Anregung im Stillen segnen wird.