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Die Oswaldskirche bei Elterlein

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Textdaten
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Autor: Johann Georg Theodor Grässe
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Titel: Die Oswaldskirche bei Elterlein
Untertitel:
aus: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 1. S. 473-475
Herausgeber:
Auflage: Zweite verbesserte und vermehrte Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1874
Verlag: Schönfeld
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Originaltitel:
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Originalherkunft:
Quelle: Google-USA* und Commons
Kurzbeschreibung:
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[473]
531) Die Oswaldskirche bei Elterlein.
Poetisch beh. v. Ziehnert. Bd. III. S. 91 sq.

Nicht weit von Waschleite bei Elterlein in einem Thale am Ufer des Oswaldsbachs erblickt man die Trümmer einer Kirche, der sogenannten Oswaldskirche, welche 1514 der Grünhainer Abt Georg Küttner gegründet hat, die aber, weil inzwischen die Reformation dort aufkam, nicht vollendet worden und liegen geblieben sein soll. Anders erzählt sich das Volk die Ursache. Es soll nämlich um jene Zeit ein reicher Hammerherr, Namens Caspar Klinger, gelebt haben, den aber sein Reichthum so übermüthig gemacht [474] hatte, daß er keinem Gruße, selbst von Seiten solcher Personen, die mit ihm auf gleicher Stufe standen, zu danken sich herabließ. Dem begegnete einst ein eben so reicher Bergherr von Elterlein, Namens Wolf Götterer, und rief ihm ein freundliches Glückauf zu, allein Klinger hielt es abermals unter seiner Würde, dem Grüßenden zu danken, und so geschah es, daß Letzterer ihm darüber einige harte, beleidigende Worte sagte. So stolz nun der Hammerherr auch war, so rachsüchtig war er und er beschloß auf der Stelle, seinen Beleidiger für seine freimüthige Rede büßen zu lassen. Er theilte seinem Bruder seinen Plan mit, und nachdem sie eines Tages ausgekundschaftet, daß der Bergherr allein zu Hause sein werde, weil alle seine Dienerschaft zu einer Belustigung sich entfernt hätte, gelingt es ihnen, sich in die Wohnung desselben einzuschleichen, wo sie den Unglücklichen mit Beilhieben ermorden. Weit entfernt, ihr Verbrechen, dessen sie sich freuten, zu leugnen, stellen sie sich selbst dem Gerichte, welches sie zwar zum Scheine zum Tode verurtheilt, allein als sich der reiche Hammerherr erbietet, zur Sühne jenes Mordes eine Kirche zur Ehre des H. Oswalds zu erbauen und auch die Armen der Stadt reichlich zu bedenken, kein Bedenken trägt, die Todesstrafe in diese Geldbuße zu verwandeln. Auch fackelte Klinger nicht lange, sein Versprechen zu halten. Er ließ Arbeitsleute, so viele ihrer nur kommen wollten, für seinen Bau anwerben, Bauholz in seinen Wäldern schlagen und Steine in seinen Steinbrüchen brechen, zahlte mit vollen Händen, und es verging kein Jahr, da stand die Kirche fertig da. Nun ließ er es auch nicht an reicher Ausschmückung des Innern fehlen, Canzel und Altar waren von den geschicktesten Künstlern gearbeitet und mit der äußersten Pracht geziert, eine herrliche Glocke zierte den Thurm und Alles war zur Einweihung der Kirche in Bereitschaft. Siehe da zog an demselben Morgen, wo die Geistlichkeit sich anschickte, das neuerbaute Gotteshaus zu weihen, ein furchtbares Gewitter über das Thal herein, und sei es Vorgefühl dessen was kommen sollte, man zögerte, die Procession [475] zu beginnen, selbst der Glöckner weigerte sich, die Glocke ertönen zu lassen, bevor nicht das Unwetter vorüber sei. Da ward Klinger ungeduldig und schwur und vermaß sich hoch und theuer, nichts solle ihn abhalten, das einmal angefangene Geschäft zu unterbrechen, und wenn Niemand anderer es thun wolle, so werde er selbst in die Kirche eilen und das Geläute zum ersten Male in Bewegung setzen. Zwar versuchten ihn die Priester von diesem Beginnen abzuhalten, aber umsonst, er stürzte in den Thurm und fing an die Glocke zu ziehen. Aber sonderbar, dieselbe klang wie ein Armesünderglöckchen und lange zuvor, ehe er ausgelauten hatte, fuhr ein Blitzstrahl aus dunkler Wetterwolke herab in den Thurm, tödtete Klinger und zündete die Kirche an. Niemand wagte zu löschen, denn Jeder sah hier das Gericht Gottes, und so war in Kurzem von dem schönen Bau nichts als die Mauern übrig und Niemand wagte es seitdem, die Kirche wieder aufzubauen. Klinger’s Leichnam ward zerschmettert im Thurme gefunden und am Rande des Waldes eingescharrt. Die Umwohner aber erzählen sich, um Mitternacht gehe sein Geist ruhelos dort umher und grüße den zufällig dorthin verirrten und bei seinem Anblick ängstlich davon fliehenden Wanderer, und sein Herumirren müsse so lange dauern, bis ihm Jemand danke. Seinen Bruder hatte die Strafe Gottes schon vorher ereilt, denn noch ehe das Gericht sein Urtheil gesprochen, war er vom Pferde gestürzt und hatte den Hals gebrochen.