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Die Lotte, die Lotte

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Textdaten
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Autor: Richard Zoozmann
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Titel: Die Lotte, die Lotte
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 25, S. 425
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1894
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[425]

Die Lotte, die Lotte.

Just, wenn ich bei der Arbeit bin,
Gedankenerz zu schürfen,
Mir vielerlei huscht durch den Sinn
Von Plänen und Entwürfen,
Kaum daß ich noch mein Buch aufschlug,
Kaum that ich einen Federzug,
So kommt mein Kind, die Lotte;
So geht es draußen trippetrapp
Und an der Thüre klippeklapp –
Husch! fliegt herein die Lotte!

Sie hüpft im Nu mir auf den Schoß
Und streichelt mir die Wangen;
Die braunen Augen, klug und groß,
Die lachen vor Verlangen.
Am Ohr mir und am Barte zupft,
Mit Rotstift aufs Geschrieb’ne tupft
Mein wildes Kind, die Lotte.
Auf meinem Schreibtisch kreuz und quer
Wirft sie die Bücher hin und her,
Die Lotte, die Lotte!

Sie bettet ihre Puppen fein
In meinem Bücherschränke –
Von Arbeit und Gesammeltsein
Ist nunmehr kein Gedanke.
Statt, daß ich tüchtig schelten soll,
Treib’ ich es selber nun wie toll
Mit meiner süßen Lotte.
Durch Flur und Zimmer, trallalla,
Hüpft lustig immer, Hoppsassa,
Papa mit seiner Lotte!

Als Hottepferd lauf’ ich dahin
Mit Tändelei und Necken;
Und wenn ich außer Atem bin,
So spielen wir Verstecken.
Macht ihr auch dies nicht Freude mehr,
Schleppt sie ein Bilderbuch daher,
Die wißbegier’ge Lotte.
Und nun erklär’ ich: eins-zwei-drei,
Die bunten Bilder nach der Reih’
Der Lotte, der Lotte!

Sie lacht – das klingt so frisch und hell!
Und ach, wie nett sie plappert!
Der Brummbär tanzt, der Pulcinell,
Die Klappermühle klappert! –
Wie sieht’s in meinem Zimmer aus!
Drunter und drüber, wirr und kraus
Warf alles meine Lotte.
Am Ende aber, Hopphopphopp,
Tanz’ ich mit ihr hinaus Galopp
Und bring’ ins Bett die Lotte!

Nun hab’ ich endlich Ruh’ im Haus
Und greif’ zur Feder wieder;
Doch mit der Sammlung ist es aus –
Nichts Kluges schreib’ ich nieder,
Vor meinen Augen mit Gesumm’
Schwirrt immer noch und spielt herum
Mein Kind, die wilde Lotte.
Und daß ich heut’ nichts schreiben kann:
Die Schuld hat ganz allein daran
Die Lotte, die Lotte!

 Richard Zoozmann.