Die Kunst und die Artillerie
[739] Die Kunst und die Artillerie. Daß der Dienst bei der Artillerie eine Fundgrube humoristischer Lebensbilder sein kann: das hat Friedrich Hackländer bewiesen, der seine Jugendzeit zum Theil mit dem Wischer und Zündstock in der Hand zugebracht hat. Ohne diese militärische Vorschule hätte er seine ansprechenden „Bilder aus dem Soldatenleben“ und seinen Roman „Der letzte Bombardier“ nicht zu schreiben vermocht. Die Stätte, wo Hackländer diese Studien machte, ist die Dominikanerkaserne in Köln, welche wahrscheinlich demnächst niedergerissen werden wird, indem das neue Postpalais an ihre Stelle treten soll. In jener alten Kaserne haben indeß noch andere Kunstjünger eine militärische Lehrzeit vollbracht: zu ihnen gehört Junkermann, der ausgezeichnete Fritz Reuter-Spieler, dessen Lebensbeschreibung wir in Nummer 42 brachten. Am Stuttgarter Hoftheater fand er einen früheren Vorgesetzten aus der Kaserne wieder, den ehemaligen Artillerielieutenant Wentzel, der dort noch heute engagirt ist. Einer der damaligen Kanoniere ist sogar jetzt Leiter des Berliner Hofschauspiels geworden: es ist dies Anno, der als Komiker bei den deutschen Bühnen seinen Weg gemacht, dann Direktor des Berliner Residenztheaters wurde, wo er die neufranzösischen Dramen mit Geschick in Scene setzte und wegen seiner Regietalente jetzt die einflußreiche Stellung am Berliner Hoftheater erhielt. †