Die Kunst (Zerstreute Blätter)
Die Kunst.
Aus der Schaar der Götterfreuden,
Stahl die jüngste Freude sich:
Und der Fleiß, ein Sohn der Leiden,
Nahte zu ihr jugendlich.
Treue war in seinem Blick:
Und die Liebe zwischen ihnen
Stiftete der Beiden Glück.
Ich ermatte, sprach die Schöne,
Nimm sie, sprach er, Eintracht kröne
Unser Beider treues Band.
Also wohnten sie im Schatten,
Unter aller Götter Gunst;
War ein schönes Kind, die Kunst.
Von der Mutter lebte Fülle,
Götterfüll’ in ihrer Brust;
Und der Vater gab ihr Stille,
Sorgsam hat er sie erzogen,
Zärtlich hat sie sie gesäugt:
Götter waren ihr gewogen,
Menschen waren ihr geneigt.
Nun die frohe Zeit erschien;
Wer der Götter wird sie wählen?
Wem der Menschen wird sie blühn?
Zwischen Erd’ und Himmel schwebet
Denn der Mutter Gottheit lebet
In des Vaters Sterblichkeit.
Mit belohnend-holden Blicken
Schaute Jupiter hinab.
Sie, die nur der Himmel gab.
Wär’ aus unsrer Götterjugend
Emsig-schöne Kunst verbannt?
Nein o Weisheit und o Tugend
Weisheit und die Tugend stiegen
In der Schwester Einsamkeit;
Und aus ihrer beider Zügen
Schuf sie selbst sich Göttlichkeit.
Ward sie wie die Anmuth schön,
Und im Chor der Götterfreuden
Tanzen jetzt drei Grazien.