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Die Kreuzotter als Hungerkünstlerin

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Textdaten
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Autor:
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Titel: Die Kreuzotter als Hungerkünstlerin
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 36, S. 612
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1896
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[612] Die Kreuzotter als Hungerkünstlerin. Die Menschen können nur kurze Zeit ohne Nahrung bestehen, selbst die geübtesten Hungerkünstler bringen es nur einige Wochen lang fertig; vielfach ist noch dazu ihr „Fasten“ keineswegs ein wirkliches, sondern läuft auf Betrug hinaus. Gleich dem Menschen vertragen alle warmblütigen Tiere den Hunger schlecht; der Stoffwechsel ist bei ihnen lebhaft und der Körper verlangt raschen Ersatz der verbrauchten Nahrungsstoffe. Anders verhalten sich die kaltblütigen Tiere, bei denen die Lebensfunktionen sich träger abwickeln. Sie können monatelang hungern; ja manche von ihnen, wie z. B. einige Schlangen, fressen nur etwa dreimal im Jahre und leben und wachsen dabei. Terrarienbesitzcr haben oft Gelegenheit, dieses Verhalten der Kriechtiere und Lurche zu beobachten. Die Kreuzotter verweigert z. B. fast regelmäßig in der Gefangenschaft jede Nahrungsaufnahme und bleibt dabei doch lange am Leben. Jüngst machte mit ihr der französische Naturforscher J. Vignard folgende Erfahrung: Eine gefangene Kreuzotter verweigerte jede Aufnahme fester Nahrung und lebte trotzdem 464 Tage. Am Anfang dieser Beobachtung wog sie 26 g, unmittetbar nach dem Tode 23,5 g. In der Zeit hatte sie sich einmal gehäutet und die abgestoßene Haut wog 1,20 g. Die Hungerkünstlerin war also in der Zeit von fünf Vierteljahren nur um 1,30 g abgemagert!