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Die Kiefer zu Steltzen

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Textdaten
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Autor: Johann Georg Theodor Grässe
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Titel: Die Kiefer zu Steltzen
Untertitel:
aus: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 2. S. 78–79
Herausgeber:
Auflage: Zweite verbesserte und vermehrte Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1874
Verlag: Schönfeld
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Erscheinungsort: Dresden
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Originaltitel:
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Originalherkunft:
Quelle: Google-USA* und Commons
Kurzbeschreibung:
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[78]
687) Die Kiefer zu Steltzen.[1]
Curiosa Sax. 1737. S. 331. cf. Misander, Delic. Bibl. T. V. P. XVI. S. 471.

Steltzen heißt ein Dorf, welches in das Voigtsberger Amt gehört. Da hat einst einem Bauer geträumt, er solle nach Regensburg reisen, auf der dortigen Brücke werde er reich werden. Der Mann steht auf, nimmt seinen Ranzen mit etwas Viktualien von Brod und Butter, aber sehr wenigem Geld, weil er arm war, und geht fort nach Regensburg, spatziert etliche Tage auf der Brücke hin und her, es meldet sich aber kein Reichthum, er sucht immer auf der Erde einen Beutel mit Ducaten, aber vergebens, sieht deswegen Jeden mit betrübten Augen an und beschließt, wieder nach Hause zurückzukehren. Ehe er jedoch seine Reise antritt, [79] begegnet ihm kurz vorher ein Mann auf der Brücke, der ihn fragt was er für Grillen habe? Der Bauer erzählt ihm seinen Traum und seine große Armuth und wie er kaum noch einen Kreuzer zur Heimreise habe. Jener versetzte, wie er wunderlich gehandelt, daß er sich auf einen bloßen Traum so weit zu reisen unterfangen, er erzählte ihm, wie ihm auch geträumt, er solle nach Steltzen in’s Voigtland reisen, da werde er vor dem Thore eine große Kiefer stehen sehen, unter der solle er nachgraben und vieles Geld finden. Er setzte hinzu, wenn er dorthin gereist, würde es ihm wohl eben so gegangen sein, gibt ihm aus Erbarmen einen Gulden als Zehrpfennig auf seinen Rückweg mit. Der Bauer war froh, daß er Zehrung bekommen, weil aber diese Kiefer auf seinem eigenen Grund und Boden stand, machte er sich wunderliche Gedanken über dieses Mannes Rede. Ob er nun schon mit leeren Händen wieder nach Hause gelangte, auch von seinem Weibe scheele Augen erhielt, so achtete er doch solches nicht, sondern nahm, ohne Jemandem etwas zu sagen, Haue und Schaufel und wanderte damit zu dem Baume und war auch so glücklich, daß er in kurzer Zeit einen schönen kupfernen Kessel mit dem schönsten alten Gelde fand. Er steckte ein, was er in Hosen und Wamms bringen konnte, machte das Loch zu und ging zu seiner Frau, ging dann mit selbiger wieder heraus und holte den Ueberrest des Geldes. Die Kiefer (Ahorn) stand noch bis auf die neueste Zeit und ward so hoch und schön, daß man sie fünf Meilen weit sehen konnte.[2]


  1. Diese Sage versetzt M. Scotus, Mensa philos. Frcft. 1602 L. IV. p. 287. nach Regensdorf bei Regensburg.
  2. Einen ähnlichen Traum von einem Manne zu Dortrecht s. bei Zeiler, Schatzkammer S. 805 sq. und von einem Bürger zu Magdeburg. b. Misander, Del. Bibl. T. V. P. X. p. 1029. (beide bei J. Chr. Männling, Auserlesenster Curiositäten merkwürdiger Traumtempel, Frkfrt. u. Lpzg. 1714. 8. S. 214 sq.)