Die Hundstage
[451] Die Hundstage. (Mit Illustration S. 437.) Kein Stern strahlt so glänzend am nächtlichen Firmament wie der Sirius im Sternbilde des großen Hundes. Er ist der hellste unter allen Sternen und hat darum seit uralten Zeiten die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich gelenkt. Die Forscher der Neuzeit berichten, er sei 1 069 000 Sonnenweiten von uns entfernt, so weit, daß der schnelle Lichtstrahl 16,9 Jahre braucht, bis er von ihm auf die Erde gelangt, und er sei so groß, daß aus seiner Masse etwa 14 Sonnen gleich der unsrigen geformt werden könnten. Im grauen Alterthum warteten die Aegypter ungeduldig auf sein Erscheinen; denn um jene Zeit, wo er in der Morgendämmerung zum ersten Male aus den Strahlen der Sonne emportauchte, begann auch der Segen Aegyptens, die Nilüberschwemmung. Das Wiedererscheinen des Hundssternes am östlichen Himmel bezeichnete dagegen für Griechenland die heißeste Jahreszeit, die Opora, in welcher die Früchte, namentlich Obst und Wein reiften, aber auch, wie schon Hippokrates lehrte, schlimme Gallenkrankheiten herrschten. Einen Monat, vom 23. Juli bis zum 23. August, dauerte die Opora, welche nach dem Hundssterne den Namen der Hundstage erhielt. Auch bei uns werden die Hundstage zu den heißesten des Jahres gezählt; sie waren unseren Vorfahren im Mittelalter so lästig, daß sie während derselben an vielen Orten sogar den Gottesdienst ruhen ließen. Die Gelehrten halten noch heute an der klassischen Ueberlieferung fest und verlegen die Hauptferien in diese Zeit. Im Großen und Ganzen richtet sich das Wetter nicht genau nach dem Kalender; aber heiße Tage bringt uns jeder Sommer, und ein charakteristisches Bildchen der Schweißnoth in der Hundstagshitze, wie es unsere heutige Nummer bringt, schien uns gerade geeignet, um mit ihm die „Sommersaison“ zu eröffnen. *