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Die Holzschuh-Frage

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Textdaten
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Autor:
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Titel: Die Holzschuh-Frage
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 39, S. 655–656
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1871
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[655] Die Holzschuh-Frage, die wir in Berücksichtigung eines wichtigen Elsässer Industriezweiges angeregt haben, ist mit so viel Theilnahme aufgenommen worden, daß sie uns fast über den Kopf wächst und dringend ihre Erledigung verlangt.

Vor Allem gestehen wir, daß es von unserem Correspondenten oder von uns ein Versehen war, als wir Wasselnheim als einen Hauptort der Holzschuhfabrication bezeichneten: hier werden vorzugsweise die zur Benutzung namentlich der feineren Holzschuhe unentbehrlichen Wollsocken, eine Art aus starker Wolle bereitete Schuhe oder Halbstiefel, von den Franzosen „chaussons“ genannt, geliefert. „Beide,“ so schreibt uns Herr J. Grohig in Wasselnheim, „müssen miteinander vereinigt werden, um in und außer dem Hause als eine warme Fußbekleidung zu dienen. Sollte es gelingen, diesen Artikel, welcher einen großen Industriezweig bei uns ausmacht, im alten Vaterlande einzuführen, so würde man dafür im neuen Reichslande und besonders in unserer Gegend zum größten Danke verpflichtet sein. Die Holzschuhe werden meistens in den beiden, ebenfalls am Fuße der Vogesen liegenden gewerbfleißigen Nachbarstädten Molsheim und Mutzig gearbeitet, viele aber auch aus dem Schwarzwald bezogen.“

Bekanntlich werden die Holzschuhe aus Linden- oder aus Kastanien-, Birken- oder Ulmenholz gefertigt. Sie sind entweder ganz aus Holz geschnitzt, oder, und das giebt dann die feineren Sorten, aus Holz und Leder zusammengesetzt. Ein solches Paar kaufte ich mir in Orleans, und es steht eben da vor mir, um für den Leser beschrieben zu werden. Aus Holz besteht die fingerdicke Sohle sammt dem Absatz und dem sogenannten Quartier (Hinterleder), Alles geschickt nach der Form des Fußes geschnitten. Daran ist ein sehr starkes Oberleder befestigt und zwar derart, daß selbst das beißendste Schneewasser keinen Durchgang zu den Socken fressen kann. [656] Letztere habe ich in Orleans von feinem Filz bereitet gefunden. Der Fuß befindet sich in solchen Schuhen außerordentlich wohl, und es wird keinen Unterschied machen, ob man sich dadurch vor den Estrichfußböden der französischen Wohnstuben mit ihren unzulänglichen Heizapparaten, oder vor dem Schnee und Winterschmutz der deutschen Straßen schützt.

Uebrigens werden wir auch hier an die Wahrheit des Dichterwortes gemahnt:

„Warum in die Weite schweifen, sieh’, das Schöne liegt so nah!“ Denn in der Holzschuhfabrikation stellt auch unser Erzgebirge seinen Mann, und namentlich in eleganten Holzschuhen zeigte die Chemnitzer Gewerbeausstellung von 1867 einen im damaligen Bericht der Gartenlaube besonders hervorgehobenen Reichthum.

So können denn Alt- und Neu-Deutschland in diesem Industriezweig sich die Hände reichen, und je Besseres Beide, dort in der Woll- und hier in der Holzschuhfabrikation leisten, desto kräftiger werden sie, durch die immer weitere Ausbreitung der gesunden Fußtracht, sich gegenseitig unterstützen und heben.

Als Fabrikant der Wollsocken für die Holzschuhe ist uns Herr Jakob Amos in Wasselnheim genannt. Die Ausführung selbst nur der vorzüglichsten Holzschuhfabrikanten dies- und jenseits des deutschen Rheins möchte sich doch wohl besser für eine Industriezeitung, als für die Gartenlaube eignen.