aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Eine kalte Geschichte
- [256] Der Wind, der weht, die Nacht ist kühl.
- Nach Hause wandelt Meister Zwiel.
- Verständig, wie das seine Art,
- Hat er den Schlüssel aufbewahrt.
5 [257] Das Schlüsselloch wird leicht vermißt,
- Wenn man es sucht, wo es nicht ist.
- Allmählich schneit es auch ein bissel;
- Der kalten Hand entfällt der Schlüssel.
- [258] Beschwerlich ist die Bückerei;
10 Es lüftet sich der Hut dabei.
- Der Hut ist naß und äußerst kalt;
- Wenn das so fortgeht, friert es bald.
- [259] Noch einmal bückt der Meister sich,
- Doch nicht geschickt erweist er sich.
15 Das Wasser in dem Fasse hier
- Hat etwa null Grad Réaumur.
- [260] Es bilden sich in diesem Falle
- Die sogenannten Eiskristalle.
- Der Wächter singt: Bewahrt das Licht!
20 Der kalte Meister hört es nicht.
- [261] Er sitzt gefühllos, starr und stumm;
- Der Schnee fällt drauf und drum herum.
- Der Morgen kommt so trüb und grau;
- Frau Pieter kommt, die Millichfrau;
25 [262] Auch kommt sogleich mit ihrem Topf
- Frau Zwiel heraus und neigt den Kopf.
- „Schau, schau!” ruft sie in Schmerz versunken,
- „Mein guter Zwiel hat ausgetrunken!
- Von nun an, liebe Madam Pieter,
30 Bitt ich nur um ein viertel Liter!”
|
|
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
|