Die Geschlechter

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Textdaten
Autor: Friedrich Schiller
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Titel: Die Geschlechter
Untertitel:
aus: Friedrich Schiller:
Musen-Almanach für das Jahr 1797, S. 59 - 62
Herausgeber: Friedrich Schiller
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1797
Verlag: J. G. Cotta
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Erscheinungsort: Tübingen
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Quelle: HAAB Weimar, Kopie auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[59]
Die Geschlechter.

Sieh in dem zarten Kind zwey liebliche Blumen vereinigt,
      /kill @eJungfrau und Jüngling, sie deckt beyde die Knospe noch zu.
Leise löst sich das Band, es entzweyen sich zart die Naturen,
      /kill @eUnd von der holden Schaam trennet sich feurig die Kraft.

5
Gönne dem Knaben zu spielen, in wilder Begierde zu toben,

      /kill @eNur die gesättigte Kraft kehret zur Anmuth zurück.
Aus der Knospe beginnt die doppelte Blume zu streben,
      /kill @eKöstlich ist jede, doch stillt keine dein sehnendes Herz.

[60]

Reizende Fülle schwellt der Jungfrau blühende Glieder,

10
     

/kill @eAber der Stolz bewacht streng wie der Gürtel den Reiz.
Scheu wie das zitternde Reh, das ihr Horn durch die Wälder verfolget,
      /kill @eFlieht sie im Mann nur den Feind, hasset noch, weil sie nicht liebt.
Trotzig schauet und kühn aus finstern Wimpern der Jüngling,
      /kill @eUnd gehärtet zum Kampf spannet die Sehne sich an.

15
Fern in der Speere Gewühl und auf die stäubende Rennbahn

      /kill @eRuft ihn der lockende Ruhm, reißt ihn der brausende Muth.
Jetzo Natur beschütze dein Werk! Auseinander auf immer
      /kill @eFliehet, wenn Du nicht vereinst, feindlich, was ewig sich sucht.

[61]

Aber da bist du, du mächtige schon, aus dem wildesten Streite

20
     

/kill @eRufst du der Harmonie göttlichen Frieden hervor.
Tief verstummet die lermende Jagd, des rauschenden Tages
      /kill @eTosen verhallet und leis sinken die Sterne herab.
Seufzend flüstert im Winde das Rohr, sanft murmeln die Bäche,
      /kill @eUnd mit melodischem Lied füllt Philomela den Hayn.

25
Was erreget zu Seufzern der Jungfrau steigenden Busen?

      /kill @eJüngling, was füllet den Blick schwellend mit Thränen dir an?
Ach sie suchet umsonst, was sie sanft anschmiegend umfasse,
      /kill @eUnd die schwellende Frucht beuget zur Erde die Last.

[62]

Ruhelos strebend verzehrt sich in eigenen Flammen der Jüngling,

30
     

/kill @eAch, der brennenden Glut wehet kein lindernder Hauch.
Siehe, da finden sie sich, es führet sie Amor zusammen,
      /kill @eUnd dem geflügelten Gott folgt der geflügelte Sieg.
Gottliche Liebe, du bists die der Menschheit Blumen vereinigt,
      /kill @eEwig getrennt, sind sie doch ewig verbunden durch dich.

Schiller.