Die Gärtnermaid
Nun blühn die Rosen wieder,
So wie vergangnes Jahr;
Der Sprosser schlägt im Flieder;
Vom Dache singt der Staar;
Muß ich der Blumen warten,
So wie vergangnes Jahr.
Manch Kränzlein muß ich winden,
So wie vergangnes Jahr;
Für manches Liebespaar –
Das kann ich nur mit Schmerzen,
Das kann ich nicht von Herzen,
So wie vergangnes Jahr.
So wie vergangnes Jahr,
Ich winde, ach, und binde
Für Tanzsaal und Altar;
Für mich sind keine Kränze
So wie vergangnes Jahr.
Ach, wenn er kommen müßte,
So wie vergangnes Jahr,
Wo er so innig küßte
Ja, wenn er nicht geschieden,
Wär’ alles noch hienieden,
So wie vergangnes Jahr.
Daß ich ihn einst besessen,
Das kann ich nicht vergessen,
Und daß er treulos war:
Drum muß ich bitter weinen.
Und nichts will mir erscheinen,
Die Myrthen will ich gießen,
So wie vergangnes Jahr,
Damit sie blühn und sprießen
Für meine Todtenbahr’.
Ich kann ihn nicht verstehen,
So wie vergangnes Jahr.