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Die Fränkische Weinbergsbauart verglichen mit der am Hardgebirg in der Pfalz

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Autor: Anonym
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Titel: Die Fränkische Weinbergsbauart verglichen mit der am Hardgebirg in der Pfalz
Untertitel:
aus: Journal von und für Franken, Band 5, S. 423–438
Herausgeber: Johann Caspar Bundschuh, Johann Christian Siebenkees
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1792
Verlag: Raw
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Erscheinungsort: Nürnberg
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Quelle: UB Bielefeld, Commons
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III.
Die Fränkische Weinbergsbauart verglichen mit der am Hardgebirg in der Pfalz.

Die am Hardgebirge übliche Bauart scheint mir folgende Vorzüge vor der Fränkischen zu haben:

1) macht sie weniger Mühe und Arbeit.
2) erfordert sie weniger Geldauslagen.
3) wird das Erdreich besser gebauet und besser im Bau erhalten.
4) thut bey ihr Kälte und Wasser nicht so viel Schaden, und die Mißjahre sind seltener und nicht so groß.
5) der reine Ertrag ist weit beträchtlicher als bey der Fränkischen Bauart.

 Diese Sätze will ich nun zu rechtfertigen suchen.

 Zuerst aber muß ich meinen Lesern, besonders denjenigen, welche die am Hardgebirge übliche Bauart nicht kennen, eine Idee von den dortigen Weinbergen und Weinbergsarbeiten geben, so viel dieß durch eine bloß wörtliche Beschreibung möglich ist: lieber wäre mirs freylich, wenn sie es mit Augen sähen; dann erst würde ich hoffen können,| daß ihre Idee davon ganz richtig werden, und daß sie mich ganz fassen würden.

 Ein Hauptunterschied von beyden Bauarten bestehet darin: daß man am Hardgebirg, statt der hiesigen Pfähle, Stiffel und Balken hat, woran die Reben bevestiget sind.

 Die Wingärtsstiffel sind eine Art Stiffel, die 3 bis 31/2 Schuhe lang, 3-4 Zoll dick und breit, unten spitzig sind; 3-4 Zoll unter dem Kopfe jedes Stiffels ist ein Hals oder eine Kerbe oder Vertiefung eingehauen, wo die Balken aufzuliegen kommen. Sie werden nach der Schnur in geraden Linien, so wie die Reihen Stöcke laufen, in die Erde geschlagen; bis auf 20 bis 26 Zoll hoch ragen sie aus der Erde hervor; nur allzeit über den 2ten Stock wird einer angebracht und zwar in der Mitte seiner zwey Nebenstöcke. Man braucht also halb so viel Stiffel, als Stöcke vorhanden sind.

 Die Balken sind beynahe wie unsere stärkern Waldpfähle geformt, vierkantig, l Zoll breit und dick, 14-16 Schuh lang. Ein solcher Balken reicht immer für 4 Stöcke zu, so daß man 4mahl weniger Balken braucht, als Stöcke da sind. Diese Balken werden auf den Hälsen oder auf den unter dem Kopfe gemachten Einschnitten des Stiffels| aufgelegt und mit starken Weidenbändern bevestiget. Sobald der junge neuangelegte Weinberg 3-4 Jahr alt, oder vielmehr so bald er starke Ruthen getrieben, wird er aufgezogen d. h. mit den nöthigen Stiffeln und Balken versehen, und die jungen Reben, sobald sie hoch genug sind, daran gebunden. Die Stiffel bleiben dann beständig in der Erde und die Balken daran bevestiget, so lange bis eins oder das andere davon abgehet und durch ein anderes seiner Art ersetzt wird, oder bis der Weinberg selbst abgängig und herausgehackt wird.

 Nun von den gewöhnlichen jährlichen Arbeiten des Pfälzischen Weinbaues am Hardgebirg.

 1) So bald die Weinlese geendigt und die Witterung nicht dagegen ist, wird zugeworfen d. h. in der Mitte jeder Zeile wird ein Graben gezogen 9-12 Zoll breit, 5-7 Zoll tief. Die Erde davon wird auf beyden Seiten gegen die Stöcke zugeworfen, so daß die Häupter der Stöcke mit Grund bedeckt und gegen Frost geschützt werden. Hiedurch wird auch der Boden aufgelockert, so daß die heilsame Schnee- und Winterwitterung desto leichter und vortheilhafter auf das gebaute Erdreich wirken kann; welches andere| durch das Hacken vor dem Winter bewirken wollen. Ein Mann kann des Tags ein Stück Weinberg von 14 bis 18 hundert Stöcken zuwerfen.
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 2) Das Hacken geschiehet von Mitte Aprils bis in den Junius hinein 6-7 Wochen hindurch, nicht eher, als wenn keine Nachfröste mehr zu befürchten sind. Geschah das Zuwerfen von der rechten gegen die linke, so wird nun von der linken gegen die rechte Hand gehackt, damit der Grund nicht zu weit von seiner gehörigen Lage weggebauet wird. Zuerst hackt man den beym Zuwerfen gemachten Graben, dann dessen Nebenseiten 6-8 Zoll tief auf. Statt daß der Grund beym Zuwerfen von der Mitte weg gegen die Stöcke hin gebauet wurde, so daß in der Mitte ein Graben, an den Stöcken ein Hügel wurde: geschiehet nun gerade das Gegentheil, nämlich beym Hacken wird die Erde von den Stöcken weg gegen die Mitte hin gehäuft, so daß in der Mitte jeder Zeile ein ansehnlicher Hügel entstehet, der gegen die Stöcke hin einen Fall von 16 bis 20 Zoll hat. Die Stöcke aber stehen in der Tiefe oder im Graben, an welchem ebenfalls noch die Erde gegen 5-6 Zoll tief aufgebauet werden muß. Die Stöcke leiden daher nicht| so leicht an der Trockene, als bey ebener Bauart. Auch kann heftiges Regenwetter oder sogenanntes Floßwetter nicht so leicht Schaden thun, als bey ebener Bauart, weil das Wasser in jeder Zelle durch die schrägelaufenden Gräben und Hügel aufgefangen, in seinem Laufe gehindert wird und in der allenthalben lockern Erde größtentheils sogleich versinken kann. Ein Mann kann des Tags ein Stück von 4 bis 700 Stöcken ordentlich hacken.

 3) Das Rühren geschiehet 4 bis 8 Wochen nach dem Hacken, nachdem die Witterung ist, und viel oder wenig Unkraut aufkommt. Geschah das Hacken von der Linken zur Rechten, so geschieht das Rühren von der rechten zur linken Hand. Hier wird der Boden zuerst unter den Stöcken und im Graben, dann der Hügel allenthalben aufgelockert, und der Boden so ziemlich geebenet, so daß nur eine geringe Wölbung bleibt. Ein Mann kann täglich ein Stück von 6-900 Stöcken ordentlich rühren.

 4) Gegen die Zeit der Traubenzeitigung, wenn es vorhandenes Unkraut oder große Trockne erfordert, werden die Weinberge geschabt. d. h. das Erdreich wird allenthalben aufgelockert, beynahe wie beym| Rühren, und alles Unkraut bestmöglichst verbaut und vertilgt. Ein Mann kann täglich ein Stück von 800-1000 Stöcken schaben. Bey einer solchen Bauart braucht man nichts auszugrasen; ein jeder Karst voll Erde wird so gestürzt, daß alles etwa vorhandene Gras ganz umgewendet, die Wurzel oben, das Krautig untenhin zu liegen kommt, unter der Erde abstirbt und verweset, und dem Weinberg als Dung mehr nutzen muß, als es ihm durch sein Wachsthum geschadet hätte. Diese 4 Arbeiten habe ich hier nacheinander erklärt und die dazwischen kommenden noch ausgelassen, damit man desto leichter und besser übersehen kann, wie der Grund und Boden gebauet und behandelt wird. Nun von den übrigen Arbeiten.
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 5) Das Räumen und Schneiden ist am Hardgebirg nur eine Arbeit und die erste Arbeit im Frühjahre. Der Schnitter hat nebst der Säsel (Schnitthappe) ein zum Räumen besonders gemachtes Geschirr, womit er bey jedem Stocke zuvor erst den Grund so weit hinwegräumt, daß er alle Thauwurzel und Unhölzer sauber wegschneiden kann. Ein Stock bekommt, nachdem Stock und Boden stärker oder schwächer sind, 3 Reben und 3 bis 4 Knebel (Stürzel 2 bis 3 Augen| hoch) oder 4 Reben und 2 bis 3 Knebel, die Rebe 20 bis 26 Zoll lang; weiche Stöcke z. B. Oestreicher, werden 8-12 Zoll länger angeschnitten als die am Hardgebirg sehr gewöhnlichen Rießlinge und andere harten Stöcke. Alles wird sehr rein, rund und eben abgeschnitten oder abgeplattet. Das alte Holz sucht man immer so viel möglich auszumerzen und neues dafür anzuziehen und aufzuschneiden. Ein Mann kann des Tags 4 bis 700 Stöcke ordentlich räumen und zugleich schneiden.

 Beym Schneiden wird darauf gesehen, daß die abgeschnittenen Reben nicht bey ihrem Stocke liegen bleiben, sondern daß jeder Schnitter sein abgeschnittenes Holz in den ihm nächsten Schlag oder Weg wirft, welches dorten um so leichter angehet, wo die Schläge nur 4 bis 8 Stöcke von einander entfernt sind.

 Daher brauchen denn die Rebenleser nicht in den Mitteln oder Zellen herum zu kriechen, den Boden vest zu treten, hie und da Reben abzustoßen oder auf sonstige Art den Weinberg zu beschädigen.

 7) Die Reben werden mit Strohsallen in mittelmäßige Büschel gebunden und aus dem Weinberge herausgeschafft.

|  8) Hierauf werden die hie und da fehlenden Stiffel und Balken durch andere ersetzt, und wo hie und da Balkenweidenbänder los oder mürbe sind, neue angelegt, welches Kammerten heißt. Man kann täglich ein Stück von 2400 bis 3000 Stöcken gemächlich kammerten. Nun folgt

 9) das Heften. Hier werden die Reben so viel möglich von einander gebreitet an die Balken geheftet mit dünnern Weiden.

 Nun folgt das Hacken, Aufbinden, Rühren, zweytes Aufbinden und Laubabschneiden, das Schaben und Herbsten. Diese Arbeiten sind theils schon oben beschrieben, theils kommen sie mit unsern hier gebräuchlichen Arbeiten überein, daß ichs also für überflüßig halte mehr davon zu sagen.

 Nun zur Rechtfertigung meiner im Anfange aufgestellten Sätze.

 Erstens die am Hardgebirg übliche Bauart fordert weniger Mühe und Arbeit, als die hiesige.

 Beweis. Bey uns sind mehr als noch einmahl so viel Weinbergsarbeiten als am Hardgebirg, wie aus folgendem zu ersehen.

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Gewöhnliche jährliche Weinbergsarbeiten.
A. Der Fränkischen. B. Der Pfälzischen Bauart.
1) Aufschneiden (Bandlosmachen.)
2) Pfähle ausziehen.
3) Pfähle in Haufen setzen.
4) Ausbögen.
5) Decken. 1) Zuwerfen.
6) Pfähle herumlegen.
7) Auslassen (Reben aus dem Boden bringen.)
8) Räumen.
9) Schneiden. 2) Räumen und Schneiden.
10) Rebenlesen. 3) Rebenlesen.
11) Pfähle vertragen. 4) Kammerten.
12) Kuppelpfähle schlagen.
13) Kuppeln (Aufbuschen.) 5) Heften.
14) Hacken. 6) Hacken.
15) Pfähle streuen.
16) Zweytes Pfählschlagen.
17) Niederziehen (Stricken.)
18) Ausbrechen und Heften. 7) Ausbrechen und Heften.
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A. Der Fränkischen. B. Der Pfälzischen Bauart.
19) Brachen. 8) Schaben.
20) Laubabschneiden und zweytes Heften. 9) Lauben und zweytes Aufbinden.
21) Zweytes Brachen. 10) Schaben.
22) Herbsten. 11) Herbsten.
23) 24) etlichemal ausgrasen.

 Wer bedenkt, wie viel Schaden und Verdruß die zu vielen Arbeiten des Fränkischen Weinbaues verursachen, besonders wenn ungünstige Witterung die Arbeiten auf einmahl zusammenhäuft, wenn man zur Unzeit, sogar bey nassem Wetter in Weinbergen arbeiten und das Erdreich vest treten muß, wenn man oft nicht Taglöhner genug auftreiben und bezahlen kann etc. wer dieß alles bedenkt, der wird wohl jene Bauart zu schätzen wissen, welche ohne Schaden des Nutznießers, ohne die Producte zu verringern, mehr als die Hälfte von allen jährlichen Arbeiten unnöthig macht.

 Zweytens. Die hiesige Bauart ist weit kostspieliger, als die Pfälzische.

 Beweis. a) Wer wird zweifeln daß 11 gewöhnliche Weinbergsarbeiten weit weniger kosten möchten, als 22 bis 24.| Nach der Pfälzischen Bauart kann man ganz allein 5 bis 6 Morgen zu 2400 Stöcken ganz gemächlich und ordentlich bauen; nach der hiesigen Bauart aber schwerlich 2 hiesige Morgen. Natürlich ists also, daß nach jener Bauart das nämliche Stück wohlfeiler gebauet werden könne, als nach hiesiger Bauart.

 b) Weinberge nach hiesiger Art mit Pfählen versehen kostet viel mehr, als mit Stiffel und Balken nach der Pfälzischen Bauart. Denn ein Stück Feld von 90 bis 100 Quadratruthen (16 Schuh lang) worauf am Hardgebirg gewöhnlich 2400 Stöcke stehen, erfordert

12 hundert Stiffel a 21/2 fl. Fränk. macht 30 fl.
6 hundert Balken a 4 fl. Fränk. macht 24 fl.
also für Stiffel und Balken in Summa 54 fl.

Diese vom rechten Holze dauern 20 bis 30 Jahre.

 Rechne man nun auf einen Stock nur 4 fünfschuhige Pfähle also für 2400 Stöcke 9600 fünfschuhige Pfähle. Diese 9600 fünfschuhige Pfähle würden am Hardgebirge 3200 funfzehenschuhigen Balken gleich zu rechnen seyn, welche nach obigem Preise genommen| 128 fl. kosten würden. Diese Pfähle würden aber noch nicht halb so lange dauern, als gute Stiffel und Balken. Daher kann man mit Recht annehmen, daß am Hardgebirge die Pfähle für 1 Morgen Weinberg von 2400 Stöcken in 20-30 Jahren 2mahl 128 fl. oder 256 bis 260 fl. kosten würden; Stiffel und Balken aber für das nämliche Stück, für eben so viel Jahre nur 54 bis 60 fl; also die Pfähle über 4mahl so viel, als die Stiffel und Balken. Was aber die Stiffel und Balken noch mehr als dieß statt der Pfähle empfiehlt, ist dieß. a) Man erspart dabey jährlich 8 Arbeiten. b) verkennen auch wahre Weinbauverständige die Vorzüge nicht, welche die Kammerlatten vor den runden Pfahlstöcken haben z. B. Herr Fischer von Marktbreit in seinem Fränkischen Weinbau S. 47. Was er dort von den Wänden mit Pfählen sagt, das gilt auch von den Wänden mit Stiffel und Balken.

 Drittens das Erdreich wird a) besser gebauet und b) besser im Bau erhalten.

 a) Wer die Beschreibung der 4 Arbeiten, Zuwerfen, Hacken, Rühren und Schaben, mit Aufmerksamkeit gelesen hat,

 b) wer bedenkt, daß nebst den Arbeiten, wodurch der Boden locker gemacht wird, bey| der Fränkischen Bauart noch 20 Arbeiten übrig sind, wobey der Erdboden nicht locker gemacht, wohl aber begangen und vestgetreten wird, bey der Pfälzischen Bauart aber solcher Arbeiten nur noch 7 übrig sind, besonders da bey uns wegen der zu vielen und sich oft drängenden Arbeiten der Weinberg bey übler Witterung, bey nassen Boden begangen und bearbeitet werden muß, welches bey den wenigen Arbeiten der Pfälzischen Bauart leichtlich und meistentheils vermieden werden kann; wer dieses gehörig bedenkt, wird meinen dritten Satz nicht mehr anfechten.

 Viertens bey der Pfälzischen Bauart hat man a) nicht so viel von Winden und von Frost b) nicht so viel von heftigen Regengüssen c) nicht so viele und große Mißjahre zu befürchten, als bey unserer hiesigen Bauart.

 Beweis. Diesen gibt die Erfahrung: wir wollen nur angeben, was etwa die Ursachen davon seyn mögen.

 a) Am Hardgebirge werden nur die Häupter und nicht die Reben der Weinstöcke mit Erde bedeckt; die Reben ausser der Erde werden nach und nach von der allmählig zunehmenden Kälte abgehärtet, können daher die so sehr gefürchteten Nach- oder Spatfröste| und bösen Winde im Frühjahre eher aushalten, als die bedeckt gewesenen verzärtelten Reben, welche theils schon unter der Erde versporen, verstrunken und verschimmeln, besonders bey gelinden Wintern, oder zu bald Leben und Saft bekommen, und leichtlich in der zu frühe angefangenen Circulation der Säfte von rückkehrender Kälte gestört und unterbrochen werden, welches großen Schaden verursacht. Auch bey uns haben wir schon häufige Beyspiele, daß die unbedeckten Weinstöcke von der Kälte unbeschädigt geblieben, ihre bedeckt gewesenen Nachbarn hingegen gänzlich erfroren sind. Auch Herr Fischer bemerkt in seinem Fränkischen Weinbau S. 51 die Vorzüge der unbedeckten Weinberge. b) Bey der Beschreibung der am Hardgebirg gebräuchlichen Art zu hacken habe ich schon bemerkt, auf was Art man daselbst dem sonst gewöhnlichen Schaden der heftigen Regengüsse Einhalt thue. c) Am Hardgebirg thut der Frost nicht so häufig und viel Schaden, als bey unserer Bauart, daher hat man daselbst auch nicht so viele und große Mißjahre, als wie bey uns. Man möchte etwa einwenden, es sey in der Pfalz schon wärmer als bey uns: allein ich glaube sicher daß es auch daselbst zur Winterszeit kälter sey, als bey uns; gewiß weiß ichs aber nicht.| Der Wärmemesser kann hier am sichersten entscheiden. Übrigens mag immer eher die Bauart, als das wärmere Klima, Ursache seyn, warum durch Frost am Hardgebirg weniger Schade geschieht, als bey uns und unserer hiesigen Bauart.
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 Fünftens. Der reine Ertrag ist weit beträchtlicher als bey der Fränkischen Bauart. Dieß denke ich, ließe sich schon so ziemlich richtig aus dem hohen Wehrte der Weinberge am Hardgebirge abnehmen. Da wird gewöhnlich der Morgen in gutem Stande befindlicher Weinberg zu 1000 fl. wehrt gehalten, der hier noch nicht 200 fl. kosten und seinem wirklichen Ertrage gemäß wehrt seyn würde. Am Hardgebirg kann man im Durchschnitte von einem in gutem Stande gehaltenen Weinberge, ein Jahr ins andere genommen, wenigstens auf ein Fuder Most Rechnung machen. In sehr guten Jahren erträgt bisweilen ein Morgen 2 bis 4 Fuder. Der Wein an den niedrigen Stöcken wird weit besser, als der von in die Höhe gestandenen Trauben. Die wenigern und kürzern Reben scheinen mir weit vortheilhafter, als unsere vielen und hohen Reben. Schon unsere gescheidern Weinbauern sind von der Erfahrung und Vernunft überzeugt, daß nicht| der, welcher am meisten Holz anschneide, auch den reichsten Herbst bekommen müsse; viel Saft und Kraft gehet verloren zur Belebung des überflüßigen Holzes, und eher gehet ein Stock von zu vielem Holz zu Grunde, als ein anderer mit wenigern Holz. Die hohen Stöcke machen einander zu viel Schatten, die Sonne kann nicht so wohlthätig auf die Erde und Trauben wirken wie bey niedrigern Stöcken.

 Es scheint daher rathsam zu versuchen, ob und in wie weit es vortheilhaft sey, die am Hardgebirg übliche Weinbergsbauart in hiesigen Landen einzuführen oder nicht.