Die Falschmünzer
[640] Die Falschmünzer. (Mit Abbildung.) Wie die Gartenlaube seit ihrem Bestehen der Entwickelung der deutschen bildenden Kunst eine besondere Aufmerksamkeit zugewandt und in jedem Jahrgange eine Reihe vorzüglich bedeutender oder durch ihr Motiv besonders zum Herzen sprechender Schöpfungen deutscher Künstler in gelungenen xylographischen Nachbildungen dem großen Publicum zugänglich gemacht hat, so wird sie fortan diesem Theil ihres Repertoirs noch regelmäßiger ihre Spalten erschließen und gewissermaßen eine Galerie neuerer deutscher Künstler und Kunstwerke eröffnen, deren erstes Stück sie heute ihren Lesern ausstellt. Es ist die Schöpfung eines der talentvollsten Jünger der neueren Düsseldorfer Schule, Carl Joseph Litschauer’s, der, ein geborener Oesterreicher, seine ersten Studien zwar unter der Leitung des jüngst erst verstorbenen bekannten Wiener Malers Waldmüller machte, aber erst in Düsseldorf zu dem wurde, was er jetzt ist: ein Künstler von ungewöbnlicher Kraft der Conception und wirkungsvollster Ausführung in Zeichnung und Farbe, ein Maler, welcher das Genrebild gewissermaßen zur bistorischen Composition zu adeln versteht. Wir denken demnächst unter Vorführung seines Portraits und eines andern seiner vielbegehrten Gemälde Näheres über Leben und Streben Litschauer’s zu berichten und wollen heute nur noch als charakteristisch für seine Art und Richtung hervorheben, daß er sich die Nachtseite der menschlichen Gesellschaft zu einem besondern Studium erkoren und namentlich das Wesen der Verbrecherwelt ergründet hat, wie kaum ein Künstler vor ihm. Seine „Falschmünzer“ – auf deren Geschichte wir im nächsten Artikel zurückkommen – bekunden dies auf den ersten Blick, wie sie in Amsterdam, in dessen Kunstakademie sie zuerst ausgestellt waren, das größte Aufsehen erregten und dem jungen Maler außer der großen goldenen Medaille die böchst selten gewählte Auszeichnung der Mitgliedschaft der erwähnten Akademie eintrugen.