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Die Faßfabrik von Gustav Schauer in Döbeln

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Textdaten
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Autor: Diverse
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Titel: Die Faßfabrik von Gustav Schauer in Döbeln
Untertitel:
aus: Album der Sächsischen Industrie Band 2, in: Album der Sächsischen Industrie. Band 2, Seite 155–157
Herausgeber: Louis Oeser
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Louis Oeser
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Erscheinungsort: Neusalza
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
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Fassfabrik von Gustav Schauer in Döbeln.

[155]
Die Faßfabrik von Gustav Schauer in Döbeln.


Die Faßfabrik von Gustav Schauer in Döbeln zählt unbedingt in ihrer Branche zu den renommirtesten Etablissements Deutschlands, welches schon die nach allen Richtungen Deutschlands und des Auslandes ausgeführten oft sehr großartigen Aufträge hinlänglich beweisen.

Klein, sehr klein war der Anfang dieses sich jetzt so großen und wegen der Vorzüglichkeit seiner Leistungen auch eines wohlverdienten Rufes erfreuenden Etablissements und es verdankt allein der Thätigkeit, Umsicht und der strengen Solidität seines Gründers, des Herrn Gustav Schauer seine jetzige hohe Blüthe.

Herr Gustav Schauer ist in einem kleinen Dorfe der Umgegend Döbelns geboren und war vom Hause aus ganz mittellos; er widmete sich der Böttcherei, und nachdem er als Geselle mehrere Jahre auf der Wanderschaft gewesen, etablirte er sich 1850 in Döbeln, welches damals bei einer Einwohnerzahl von nicht ganz achttausend Einwohnern bereits vierzehn Böttchermeister hatte; also stand für den nun [156] etablirten Meister eine höchst gewichtige Concurrenz in Aussicht, welche wohl viele Andere zurückgeschreckt haben würde, an einem schon so reich versorgten Platz ein nun ziemlich überflüssig scheinendes neues Geschäft zu gründen.

Herr Schauer hegte wirklich auch selbst keine große Hoffnung, in der Böttcherei bedeutende Erfolge zu erzielen, und da er durch Heirath in Besitz einer kleinen Landwirthschaft gekommen, so wandte er sich hauptsächlich dieser zu; am Tage arbeitete er auf seinen Feldern und erst nach Schluß dieses Tagewerks begann er die Beschäftigung mit seiner Profession, so von frühem Morgen bis in die späte Nachtstunde unermüdlich thätig bleibend.

Aber die Arbeiten des thätigen Meister verriethen auch wirklich den Meister, sie waren vortrefflich und erwarben ihrem Verfertiger die Achtung der Kunden und einen immermehr sich ausbreitenden wohlverdienten Ruf, die Aufträge mehrten sich und bereits 1853 erhielt Herr Schauer von bedeutenden Oekonomen Aufträge auf größere Bottige und Kühlschiffe, deren ausgezeichnete, jeden Ansprüchen vollkommen genügende Ausführung den Ruf des Meisters immer mehr verbreitete und sein Geschäft schneller und schneller empor hob. Ein Jahr später – 1854 – arbeitete er bereits mit fünf und zwanzig Gesellen, und jetzt außer Stande, der Oekonomie noch die nöthige Aufmerksamkeit widmen zu können, gab er dieselbe auf. –

Von Jahr zu Jahr hob sich nun das Etablissement, welches aus der ersten einfachen Werkstatt jetzt zur großartigen Fabrik emporgeblüht war. 1856 und 1857 stieg die Zahl der Arbeiter Herrn Schauers bereits auf 50 bis 60; 1858 bis 1859 aber selbst auf 150.

Das flaue Geschäftsjahr 1860 brachte auch der Faßfabrik stillere Tage und viele Arbeiter mußten entlassen werden, doch bereits 1861 arbeitete sie wieder mit 80 Leuten.

Zum Beweis, welches weit verbreiteten Rufs sich dieses Etablissement erfreut, führen wir die in den Jahren 1857 bis 1859 hier ausgeführten namhaftesten Bestellungen an, es sind:

für die Berliner Actienbrauerei im Werthe von 35,000 Thaler,
für die Actienbrauerei in Stockholm im Werthe von 28,000 Thaler,
für die Frydenlundsche Actienbrauerei in Christiania im Werthe von 36,000 Thaler.

Ferner innerhalb der Grenzen Sachsens:

die Felsenkellerbrauerei im plauenschen Grunde bei Dresden, die Actienbrauerei zu Schloßchemnitz bei Chemnitz, die Vereinsbrauerei in Leipzig, die Actienbrauerei in Plauen, die Societätsbrauerei zum Waldschlößchen bei Dresden;

im übrigen Deutschland:

die Actienbrauerei in Koburg,
die Societätsbrauerei in Gorkau bei Breslau, die Brey’sche Actienbrauerei in Mainz, die städtische Brauerei in Hannover, die englische Brauerei in Celle, die Brauerei von F. Ettler in Weißenfels.

Von den Bestellungen für außerdeutsche Länder, sind außer denen nach Schweden und Norwegen noch besonders hervorzuheben, die

für die Petersburger Brauerei von Louis Fritze u. Comp., und die Brauerei von Faltin in Riga.

Im Ganzen wurden in dem Etablissement gefertigt:

im Jahre 1857 Gefäße von zusammen 210,000 Eimern,
im Jahre 1858 Gefäße von zusammen 160,000 Eimern,
im Jahre 1859 Gefäße von zusammen 120,000 Eimern.

Im Jahre 1861 entstand hier ein für Berlin bestellter immenser Bottig, der, 4300 Eimer fassend, wohl der größte sein dürfte, der in Deutschland je fabricirt wurde. – Die Vollendung dieser Arbeit gab Gelegenheit zu einem höchst gemüthlichen Fest für die Arbeiter der Schauerschen Fabrik.

Die Gebäude der Fabrik liegen in der Nähe der Freiberger Mulde und es gehören dazu noch [157] Garten, Felder und ein mit Anlagen versehenes, eine freundliche Aussicht auf Döbeln und die Umgebung gewährendes, Berggrundstück. – An Gebäuden sind vorhanden:

ein Wohnhaus für den Herrn Besitzer, mit dem Comptoir und mit angebautem Stallgebäude für Pferde und Kühe;
ein Arbeitsgebäude von fünf und neunzig Ellen Länge;
ein zweites Arbeitsgebäude von sechs und dreißig Ellen Länge;
ein Niederlagsschuppen von fünf und achtzig Ellen Länge und
eine Scheune.

Außer dem besitzt die Fabrik auf dem Bahnhofe zu Bauchlitz:

einen Niederlagsschuppen von sechszig Ellen.

Gefertigt werden hier im Allgemeinen alle Böttcherwaaren, namentlich aber große Fässer, Kühlschiffe, Fässer für Photogenfabriken, Bassins für Gasbereitungsanstalten u.s.w.

Der Hauptabsatz der hier gefertigten Waaren ist, wie wir bereits gesehen, außer nach Deutschland, besonders nach Schweden, Norwegen und Rußland.

Von den hier befindlichen Maschinen wären anzuführen, fünf Nietmaschinen, sämmtlich durch Menschenkraft in Bewegung gesetzt.

Im Jahre 1861 waren hier außer einem Comptoiristen 80 Arbeiter beschäftigt, und zwar:

65 Böttcher und
15 Zimmerleute, Stellmacher und Handarbeiter.

Die Zahl dieser Arbeiter steigt zeitweise bis auf 150.

Als Anerkennung für das durch ihn bewirkte schnelle Emporblühen dieses Geschäftszweiges empfing Hr. Schauer im Jahre 1859 eine Medaille, deren Vorderseite, den Genius des Friedens darstellend, die Umschrift trägt:

Unter den Fittige des Friedens erblühen die Gewerbe.

Auf der Rückseite aber steht, von einem Eichenkranz umschlungen:

Für Verdienst um Gewerbe.