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Die Erscheinungen

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Textdaten
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Autor: L. Pape
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Titel: Die Erscheinungen
Untertitel:
aus: Taschenbuch von der Donau. Auf das Jahr 1824, S. 269–270
Herausgeber: Ludwig Neuffer
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1823
Verlag: Stettinische Buchhandlung
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Erscheinungsort: Ulm
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Quelle: Exemplar der HAAB Weimar auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[269]

Die Erscheinungen.

An Morna.

Wenn des Tags Gestalten bleichen,
Und des Abends Nebelgebilde
Ueber Berge, Thal und Gefilde,
Ueber Ros’ und Nessel schleichen;

5
Nahen oft mir fremde Wesen,

Fremd, und doch als lang vertraute,
Ohne Worte, ohne Laute;
In dem Blick nur kann ich lesen.

Klar wie deine Himmelsbläue

10
In der Mondnacht Sternengeflimmer,

Ist des Blicks bethränter Schimmer,
Matterglüht von Lieb’ und Treue.

Wonnevoll ist ihr Erscheinen,
Süßer Wehmuth seliger Frieden;

15
Doch kaum sind sie wieder geschieden,

Wird es mir, als müßt’ ich weinen.

[270]

Als sie Abschied schon genommen,
Kehrte jüngst noch Eine mir wieder.
Wehmuthlächelnd blickte sie nieder:

20
„Werden oftmals zu dir kommen.“


Wie geweckt vom Zauberschlage,
Wie erwacht aus Träumen von Jahren,
Sah ich, wer die Gestalten waren,
Ach, Gestalten schöner Tage.

25
Geister der verblichnen Stunden,

Mir in deinen düstern Wäldern,
Mir auf deinen heitern Feldern,
Morna, ungetrübt entschwunden.

Ungetrübt! verstummt die Klage!

30
Nun gestillt die brennenden Schmerzen,

Stechend sonst im blutenden Herzen,
Einen Tag wie alle Tage.

Wohl und wonnig, unermeßlich
War mir in den seltenen Stunden.

35
Meinen Blicken sind sie entschwunden,

Meinem Herzen unvergeßlich.

 L. Pape.