Zum Inhalt springen

Die Erfindung des Revolvers

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Die Erfindung des Revolvers
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 43, S. 688
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1868
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[832] Die Erfindung des Revolvers gehört, wie die des Hinterladers und der gezogenen Kanone, einer weit früheren Zeit an, als die Wiedereinführer derselben, namentlich außerhalb Deutschlands, angegeben oder vielleicht selbst gewußt haben. Von Hinterladern (über welche die Gartenlaube einen besonderen illustrirten Artikel bringen wird) zeigen deutsche Zeughäuser und Waffensammlungen Kanonen und Gewehre aus der ersten Hälfte des sechszehnten, ja aus dem fünfzehnten Jahrhundert auf. Daß auch gezogene Geschütze schon früher vorhanden waren, dafür zeugt eine eiserne, mit offenbar durch Zugeinschnitte gerieftem Blei überzogene Kanonenkugel, die im Holz eines alten Birnbaums am Eckardtsberge, der der Veste Coburg zunächst liegenden Anhöhe, gefunden worden ist. Die Kugel ist offenbar von der hohen Bastei aus geschossen, das betreffende Geschütz aber leider nicht erhalten worden. Glücklicher ist die Erhaltung eines alten Revolvers gelungen. Herr Garde-Artillerie-Hauptmann Schmidt in Küstrin theilt uns darüber folgende Notiz mit:

„Ich wurde 1851 von der türkischen Regierung nach Constantinopel berufen, um die Reorganisation und Leitung der dortigen Artillerie- und Ingenieurschule zu übernehmen. Bei Ausbruch des orientalischen Krieges erhielt ich den Auftrag, die Festungswerke am Bosporus und die auf dem Kriegsschauplatz an der Donau belegenen zu armiren. Dies veranlaßte mich die vorhandenen Bestände an alten Geschützrohren zu durchsuchen; hierbei fand ich unter einem Haufen alter deutscher Kanonen, die nach und nach aus den früheren Genueser Festungen zusammengeschleppt waren, so wie auch aus Ungarn und Oesterreich, darunter wahrhafte Kunstwerke der Ciselirarbeit, auch ein eigenthümliches Rohr. Bei näherer Besichtigung fand ich den leibhaftigen Colt’schen Revolver in Kanonengestalt. Das Rohr hatte das Kaliber eines Zwölfpfünders, war etwa sechs Fuß lang, und hatte hinten eine Trommel zu sechs Schuß Die Trommel wurde wahrscheinlich mit Hülfe einer Handspeiche nach jedem Schuß gedreht. Da keine Laffette vorhanden war, so blieb auch unersichtlich, ob ein besonderer Mechanismus für die Drehung der Trommel vorhanden gewesen. So viel ich mich erinnere, war die Jahreszahl 1690 darauf eingravirt, das Wappen war durch Sand und Unreinigkeit augenblicklich nicht zu entziffern. Wenn auch das Abfeuern der Schüsse durch Zündlöcher erfolgte, wie bei allen Geschützen, so bleibt doch das Princip des Colt’schen Revolvers unbestritten vertreten.

Falls Jemand in Constantinopel die Sache weiter untersuchen möchte, so hat er das Rohr auf dem Hofe von Top-hana (zu deutsch Kanonenhaus, Artilleriewerkstatt und Sitz der obersten Artilleriebehörde) unmittelbar am Bosporus, neben der Moschee zu suchen. Dort lagen einige dreißig der schwersten Kaliber, Vierundzwanzig- und Achtundvierzigpfünder, alle von deutscher Arbeit, prachtvoll ciselirt, und zwischen diesen lag auch jenes Rohr. Es ist leicht möglich, daß es heute noch auf derselben Stelle liegt, wo es 1857 bei meinem Abgange lag, denn die türkischen Behörden sind sehr conservativ in der Unordnung und haben kein Interesse für Geschichte.“

Somit muß Samuel Colt wenigstens für die Deutschen aufhören als alleiniger Erfinder des Revolvers zu gelten; wie aber der deutsche erste Meister dieses Waffenkunstwerks geheißen, ist bis jetzt unentdeckt geblieben.