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Die Entstehung von Dippoldiswalde

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Textdaten
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Autor: Johann Georg Theodor Grässe
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Titel: Die Entstehung von Dippoldiswalde
Untertitel:
aus: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 1. S. 192-193
Herausgeber:
Auflage: Zweite verbesserte und vermehrte Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1874
Verlag: Schönfeld
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Quelle: Google-USA* und Commons
Kurzbeschreibung:
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[192]
216) Die Entstehung von Dippoldiswalde.
Peccenstein, Theatrum Saxon. Th. II. S. 14. Klotsch u. Grundig, Sammlung verm. Nachr. z. Sächs. Gesch. Chemnitz 1768. Th. II. S. 4. Curiosa Sax. 1738 p. 355. sq. 1781. p. 150. sq.

Zwei Meilen von Dresden liegt an der sogenannten Dippoldiswaldischen Weißeritz, welche gleich unter Altenberg auf der sogenannten Weicherd entspringt, die Stadt Dippoldiswalde, deren Ursprung die Sage also berichtet. Es soll in der Mitte des 10ten Jahrhunderts, wo die ganze Gegend noch unangebaut und von einem einzigen Walde bedeckt war, davon man heute noch einen Felsen den Einsiedlerstein (den Einsiedel) nennt, ein Eremit, Namens Dippoldus (aus dem adeligen Geschlechte derer von Clohmen) gewohnt und ein so heiliges Leben geführt haben, daß er vom Papste canonisirt ward. Nun hat zur selbigen Zeit Herzog Boleslaus, der Gottlose, von Böhmen, der an seinem Bruder, Herzog Wenzel dem Heiligen (nach Einigen wäre es jedoch nicht Boleslaus, sondern Wenzel gewesen), einen Brudermord verübt hatte, vom bösen Gewissen getrieben, in dieser Gegend häufig, um dasselbe zu betäuben, dem Waidwerke obgelegen und ist bei dieser Gelegenheit einmal in die Nähe der Einsiedelei des H. Dippold gekommen, hat denselben hier angetroffen, sich mit ihm in seine Clause begeben und ist von dessem heiligen Wandel dermaßen gerührt worden, daß er sich von ihm taufen ließ, sich von seinem gottlosen Leben völlig bekehrte und dem Einsiedler zu Ehren nicht weit von dessen Clause eine Capelle (da wo jetzt die Stadtkirche steht) erbaute, welche er Sancti Dippoldi Silva nannte, mit vielen Freiheiten begabte und den H. Dippold daselbst zum Priester einsetzte, (um 930), inmaßen die ganze Gegend damals noch unter böhmischer Herrschaft stand. An diesem anfänglich nur der Capelle beigelegten Namen hat nachmals die nachher erst geschaffene Commun Antheil genommen und die dahin gebaute Stadt Dippoldi Wald oder Dippoldiswalde genannt, weil schon bei Lebzeiten des Einsiedlers um diese Gegend der [193] Bergbau also betrieben ward, daß sich dorthin eine große Anzahl Leute zogen, welche sich anfänglich im Grunde an der dort vorbeifließenden rothen Weißeritz ansiedelten, nachmals, als sie durch häufige Ueberschwemmungen des Flüßchens beunruhigt wurden, ihren Wohnsitz auf die Höhe an denjenigen Ort verlegten, wo die Stadt noch steht. Uebrigens ist der heil. Dippoldus, nachdem er seiner Kirche acht Jahre vorgestanden, gestorben und, man weiß nicht wo, begraben, seine Clause aber von andern Einsiedlern nach und nach bewohnt worden, bis Bischoff Johann VIII. von Meißen aus dem Maltitzschen Geschlechte dieselbe wegen verschiedener Mißbräuche derselben hat zerstören lassen. Das Siegel (auch das Wappen auf der Schützenfahne) der Stadt Dippoldiswalde, auf dem ein männliches Brustbild mit einem Barte, kreuzweis über die Brust gezogenen Bändern im blauen Felde, über dem Haupte aber mit zwei kreuzweis über die Brust gelegten Eichbäumen nebst ihren Wurzeln abgebildet ist, bewahrt das Andenken des Heiligen eben so wie der schon genannte Felsen. Sonst zeigt man noch den nach ihm genannten Einsiedlerbrunnen über dem Fußsteige in der Nähe desselben, den in Stein gehauenen sogenannten Einsiedlersitz, bei dem später noch ein Tisch und einige andere Sitze von Stein angebracht worden sind, die Ruinen seiner Clause, die 22 Fuß in der Länge und 18 in der Breite gehabt haben soll, und einen Stein von mehr als Mannesgröße in denselben, der des Einsiedlers Tisch und Bette abgegeben haben soll; sein Keller aber ist schon zu Anfange des 18ten Jahrhunderts, weil er Räubern zum Schlupfwinkel diente, zugemauert worden.[1]


  1. Ziehnert Bd. II. S. 187 behandelt eine Legende von diesem Dippold, welche gänzlich erfunden zu sein scheint.