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Die Entbindung im Grabe zu Olbernhau

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Textdaten
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Autor: Johann Georg Theodor Grässe
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Titel: Die Entbindung im Grabe zu Olbernhau
Untertitel:
aus: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 1. S. 425
Herausgeber:
Auflage: Zweite verbesserte und vermehrte Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1874
Verlag: Schönfeld
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Originalherkunft:
Quelle: Google-USA* und Commons
Kurzbeschreibung:
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[425]
493) Die Entbindung im Grabe zu Olbernhau.
Iccander, Sächs. Kernchronik XXVII. Couvert S. 40–43.

In der erzgebirgischen Stadt Olbernhau starb im Jahre 1719 eine hochschwangere Frau und ward gewöhnlicher Weise begraben, da kommt einige Tage darauf ein Student auf den Kirchhof und liest dort die Inschriften der Grabsteine. Plötzlich sieht er auf einem Grabe eine weinende Frauensperson stehen, die auf sein Befragen, warum sie das thue, antwortet: „ach, daß Gott erbarme, ein Kind und keine Windeln!“ Da hat der Student aus Mitleid sein Halstuch abgebunden und es ihr zugeworfen, worauf sie sogleich verschwunden war. Nun hat den Studenten eine große Angst befallen, es möge diese Person kein lebendes Wesen, sondern ein Gespenst gewesen sein, er ist also sogleich zum Ortsgeistlichen und in’s Amt gegangen und hat die Sache angezeigt, worauf die Obrigkeit jenes Grab öffnen ließ und man fand, daß jene Frau im Grabe ein Kind geboren hatte, welches todt zu ihren Füßen in das Halstuch des Studenten, welches dieser durch seinen darin gestickten Namen als sein recognoscirt hat, eingewickelt lag. Der Berichterstatter dieser Begebenheit schreibt, daß er gelesen, wie zu Frankfurt am Main den 25. März 1609 eine Handwerksfrau im Grabe von zwei Söhnen entbunden worden und das Grab, weil es ihrem Manne im Traume vorgekommen, auf dessen Bitten geöffnet und Alles wahr befunden worden sei.