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Die Elbjungfer und das Saalweiblein

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Textdaten
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Autor: Brüder Grimm
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Titel: Die Elbjungfer und das Saalweiblein
Untertitel:
aus: Deutsche Sagen, Band 1, S. 76–78
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1816
Verlag: Nicolai
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Erscheinungsort: Berlin
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Originalherkunft:
Quelle: Google, Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: [1]
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[76]
60.
Die Elbjungfer und das Saalweiblein.
Mündlich aus Magdeburg.
desgl. Prätorius Weltbeschr. I. 482. 483. aus Saalfeld und Halle.
Bräuner’s Curiositäten, aus Leipzig. S. 33. 34.

Zu Magdeburg weiß man von der schönen Elbjungfer, die zuweilen aus dem Fluß heraufkam, um an dem Fleischermarkt einzukaufen. Sie trug sich bürgerlich, aber sehr reinlich und sauber, hatte einen Korb in der Hand und war von sittsamer Geberde. Man konnte sie in nichts von andern Mädchen unterscheiden, außer wer genau acht gab und es wußte, der eine Zipfel ihrer schloßen-weißen Schürze war immer naß, zum Zeichen ihrer Abkunft aus dem Fluß. Ein junger Fleischergesell verliebte sich in sie und ging ihr nach, bis er wußte, woher sie kam und wohin sie zurückkehrte, endlich stieg er mit ins Wasser hinab. Einem Fischer, der den Geliebten beistand und oben am Ufer wartete, hatte sie gesagt, wenn ein hölzerner Teller mit einem Apfel aus dem Strom hervorkomme, seys gut, sonst aber nicht. Bald aber schoß ein rother Strahl herauf, zum Beweis, daß den Verwandten der Elbjungfer [77] der Bräutigam mißfallen und sie ihn getödtet. Es gibt aber hiervon auch abweichende andere Erzählungen, nach welchen die Braut hinabgestiegen und der Jüngling am Ufer sitzen geblieben war, um ihren Bescheid abzuwarten. Sie wollte unten bei ihren Eltern um die Erlaubniß zur Heirath bitten, oder die Sache erst ihren Brüdern sagen; statt aller Antwort erschien oben ein Blutflecken; sie hatten sie selbst ermordet. –

Aus der Saale kamen auch zuweilen die Nixfrauen in die Stadt Saalfeld und kauften Fleisch auf der Bank. Man unterschied sie allein an den großen und gräßlichen Augen und an dem triefenden Schweif ihrer Röcke unten. Sie sollen vertauschte Menschenkinder seyn, statt deren die Nixen ihre Wechselbälge oben gelassen haben. Zu Halle vor dem Thore liegt gleichfalls ein rund Wasser, der Nixteich genannt, aus dem die Weiber kommen in die Stadt, ihre Nothdurft zu kaufen, und ebenmäßig an ihren nassen Kleidersäumen zu erkennen sind. Sonst haben sie Kleider, Sprache, Geld, wie wir andern auch.

Unweit Leipzig ist ein Nixweiblein oft auf der Straße gesehen worden. Es ist unter andern Bauersweibern auf den Wochenmarkt mit einem Tragkorbe gegangen, Lebensmittel einzukaufen. Eben so ging es auch wieder zurück, redete aber mit niemanden ein einziges Wort; grüßte und dankte auch keinem auf der Straße, aber, wo es etwas einkaufte, wußte es so genau, wie andere Weiber, zu dingen und zu handeln. Einmal gingen ihr zweie auf dem Fuß nach und sahen [78] wie sie an einem kleinen Wasser ihren Tragkorb niedersetzte, der im Augenblick mit dem Weiblein verschwunden war. In der Kleidung war zwischen ihr und andern kein Unterschied, außer daß ihre Unterkleider zwei Hände breit naß waren.