Die Deutschen in Korea
[195] Die Deutschen in Korea. In ganz Ostasien, China, Japan, Siam finden sich europäische Beamte und Offiziere, welche im Militär-, Verwaltungs- und Justizwesen Reformen nach europäischem Muster anzubahnen suchen. Darunter giebt es seit 1870 auch viele Deutsche, welche besonders in Japan vor den andern Nationen bevorzugt werden. In Korea, jener Halbinsel zwischen China und den japanischen Inseln, hatte ein Deutscher, Herr von Möllendorf, in den Jahren 1883 bis 1885 eine bedeutende Rolle gespielt; er war Vicepräsident des Auswärtigen Amtes, Generaldirektor der Zölle, Münzdirektor, hatte großen Einfluß beim Könige und ging fast immer in koreanischer Tracht; er hat dort das Arsenal, eine englische Schule, ein Hospital, eine Münzstätte, die Zollhäuser in den drei Häfen und eine Seidenraupenzucht begründet. Doch vermochte er sich gegenüber den Intriguen der Engländer und Amerikaner nicht zu halten; einer der letzteren wurde sein Nachfolger als Rathgeber des Königs, führte aber keine der Möllendorfschen Reformen zur Vollendung. Nach den Berichten von Friedrich Kraus, der früher Münzdirekor in der Landeshauptstadt Söul war, ist Korea keineswegs als ein Dorado den Deutschen zu empfehlen, am wenigsten als ein geeignetes Kolonialland.
In seinen Handelsverträgen sind ausdrücklich nur drei Häfen und zwei Städte bezeichnet, wo Deutsche sich niederlassen dürfen, es kann also gar nicht davon die Rede sein, daß hier deutsche Kolonien im größeren Maßstabe angelegt werden könnten. Dagegen haben mehrere deutsche Fachmänner die Bergwerke in den acht Provinzen zum Theil im Auftrage des Auswärtigen Amtes bereist, und wenn es einer deutschen Gesellschaft gelänge, die Ausbeutung der Bergwerke durch Vertrag mit der Regierung an sich zu bringen, so stände ein sicherer Gewinn in Aussicht. Das Leben in Korea ist ganz angenehm, wenn auch Theater, Konzerte, Wettrennen fehlen; die Deutschen leben mit den andern Europäern in geselligem Verkehr, ebenso mit den Amerikanern, Chinesen und Japanern.