Die Dämmerung (Zerstreute Blätter)
Die Dämmerung.
Der Aether und die Liebe war
Das ältste hohe Götterpaar;
Sie zeugten die Unsterblichen,
Den Himmel und die Seligen.
Ward ihr Geschlecht der Wolke gleich;
Sie, ewigschön und ewigjung,
Erzeugten uns die Dämmerung.
Aus Licht und Schatten webten sie
Nur Dämmerung ist unser Blick,
Nur Dämmerung ist unser Glück.
Der Jugend holdes Morgenroth
Verbirget, was der Tag uns droht;
Ein Zephyr, der am Abend spielt.
Und Ohr und Auge täuscht sich gern;
Das Herz, es pochet in die Fern’;
Es wünscht und hat und glaubets kaum:
Die Hoffnung, ewigschön und jung,
Ist auch ein Kind der Dämmerung;
Auch ihre Schwester Sehnsucht liebt
Den Schleier, der die Lieb’ umgiebt.
Daß ihr die Hülle mir gewebt;
Doch Lieb’ und Aether, leiht o leiht
Mir einst ein heller Pilgerkleid.