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Die Braunkohlenbergwerke Zittaus und seines Gebiets

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Textdaten
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Autor: Diverse
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Titel: Die Braunkohlenbergwerke Zittaus und seines Gebiets
Untertitel:
aus: Album der Sächsischen Industrie Band 1, in: Album der Sächsischen Industrie. Band 1, Seite 52–54
Herausgeber: Louis Oeser
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Louis Oeser
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Erscheinungsort: Neusalza
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
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[52]
Die Braunkohlenbergwerke Zittaus und seines Gebiets.




Nähert man sich der alten Stadt Zittau, so fallen dem Reisenden sogleich die zahlreichen überdachten Schachte, zum Theil mit hohen Dampfessen versehen, und die gewaltigen Haufen von Kohlen auf, Bergleute in ihren einfachen leinenen Grubenkitteln, mit Kohlen belastete Wagen begegnen ihm und Alles zeigt deutlich, daß man hier ein Gebiet betritt, welches eins der reichsten Braunkohlenlager Sachsens einschließt.

Der ganze Kessel, in welchem Zittau, gleich einem von Bergeskranze eingefaßten Juwel so reizend liegt, weist sich in seiner Form als das Bassin eines ehemaligen ungeheuren Landsees aus, dessen Ufer die Höhen bei Lichtenberg, Markersdorf, Seitendorf, Rohnau, Seifersdorf, Herwigsdorf, die Bergketten von Johnsdorf an, sowie die böhmischen Grenzgebirge waren, und welcher später bei Rosenthal – wo sich das herrliche Neißthal öffnet – seinen Damm durchbrach und seinen Abfluß fand. Hier, auf dem Grunde des ehemaligen Sees, in den Niederungen der Neiße und Mandau, sind unermeßliche Lager von Braunkohlen vorhanden; Zittau und die mehrsten Dörfer der Umgegend stehen auf Kohlen, deren Flötze sich von hier nach allen Richtungen hinziehen.

Seine Entstehung verdankt dieses Fossil den ungeheuren Waldungen, welche einst das ganze Gebiet bedeckten und theils von Orkanen, theils durch Ueberschwemmungen niedergerissen und in den Niederungen zusammengeschwemmt wurden. Schlamm und Erde bedeckte die niedergestürzten Stämme, welche dadurch von der Luft gänzlich abgeschlossen, durch aus dem sich entwickelnden Wasserstoff und Sauerstoff sich bildende Kohlensäure langsam verkohlten und je mehr zersetzt wurde, je länger sie jenen Einwirkungen unterworfen waren. Neue Waldungen entstanden über den niedergestürzten, um früher oder später deren Schicksal ebenfalls zu erfahren, wodurch die oft zahlreichen Schichten von Kohlen über einander entstanden, welche Denkmale von eben so vielen Ueberschwemmungen sind. So fand man bei Olbersdorf auf einer Tiefe von 140 Ellen zwanzig Schichten, auf dem Kummersberge bei Zittau auf eine Tiefe von 21 Ellen 11 Zoll fünf Schichten Kohlen.

Die Entstehung der ersten Schichten der Braunkohle geht in eine Zeit zurück, welche das Menschengeschlecht noch nicht zum Zeugen hatte, welches man schon daraus schließen kann, daß die in den untersten Flötzen vorkommenden noch erkennbaren Pflanzenreste von den jetzigen Gewächsen wesentlich verschieden sind und einer ganz anderen Periode angehören; in den oberen Schichten dagegen kommen die heute noch vorhandenen größeren und kleineren Gewächse vor, mit allen oft noch ganz deutlich zu erkennenden Jahresringen, Bast, Rinde, Samen und Blättern. In der Periode, wo die oberen Schichten der Braunkohle entstanden, mußten schon Menschen die Erde bewohnen und sie bereits eine höhere Stufe der Ausbildung erreicht haben, wofür die Thatsache spricht, daß man in den Braunkohlenlagern des Zittauer Gebiets mitten unter den umgestürzten Stämmen einen metallenen Ring, einen dreieckigen Nagel und eine eiserne Schiene gefunden.

Auf den Kohlenreichthum der Gegend um Zittau war man schon vor zweihundert Jahren durch Zufall aufmerksam gemacht worden, ohne indessen auch nur im Entferntesten daran zu denken, denselben zu benutzen, da die trefflich bestandenen Forsten für ausreichendes und billiges Brennmaterial sorgten. Im September 1642 lagerten die Schweden des berühmten Reichwald bei Mittel-Herwigsdorf und es brannte [53] bei dieser Gelegenheit das dem Andreas Reiner daselbst gehörige Haus ab, wobei es sich ergab, daß dieses Haus auf Kohlen gestanden, denn dieselben entzündeten sich und brannten trotz aller Löschversuche gegen ein Jahr. 1644 entzündeten sich in der nämlichen Gegend die Kohlen wieder und brannten fast acht Wochen, wo sie endlich durch Ueberschüttung mit Erde gelöscht wurden. Dieser Vorfall gerieth bald in Vergessenheit und die in dem Schooß der Erde ruhenden Schätze blieben auch dann noch unbenutzt als ohngefähr 1730 auf dem Kaltenstein bei Olbersdorf Spuren von Braunkohlen gefunden wurden.

Die fortwährend im Steigen begriffenen Holzpreise machten sich mit der Zeit mehr als nur fühlbar und es regte sich jetzt der Wunsch nach Auffindung eines brennbaren Minerals in dieser Gegend. Die allgemeine Aufmerksamkeit wurde wieder auf die Braunkohlen und deren bereits aufgefundene Spuren gelenkt und 1787 bildete sich eine Gesellschaft aus Bürgern Zittaus und aus Landleuten, deren Zweck war, an dem Kummersberge und in Klein-Schönau auf Steinkohlen zu bauen. Steinkohlen fanden sich nicht, gänzlicher Mangel an Sachkenntniß der Unternehmer trat überall hindernd entgegen, die Versuche wurden aufgegeben, die Gesellschaft trennte sich muthlos und Alles blieb liegen.

Blos ein Mann in Zittau interessirte sich noch mit größtem Eifer für den Abbau der Kohlen, der damalige Unterschoßherr, Adv. Johann Karl August Mörbitz, er durchforschte Alles und als im Herbst 1799 der Schichtmeister Mehner aus Freiberg zufällig in Zittau anwesend war, veranlaßte ihn Mörbitz zu bergmännischen Zwecken einige Nachsuchungen in der Gegend anzustellen. Das Resultat war die Hoffnung, auf dem Kummersberge, bei Klein-Schönau und Olbersdorf, wenn auch nicht Steinkohlen, welche man wünschte, so doch Braunkohlen zu finden; dieselben lagen an den erstgenannten zwei Orten zu Tage.

Auf Mörbitz Vermittelung nahm sich jetzt der Stadtrath der Sache an und wendete sich an das Oberbergamt, um die längere Anwesenheit Mehners, sowie um zwei Bergleute aus Steinkohlenwerken bittend, was auch gern gewährt wurde. Im Mai 1800 kamen die Bergleute Weinhold und Borstendorfer an, denen auch bald Mehner folgte und die Oberleitung übernahm. – Die angestellten Untersuchungen in nördlicher und westlicher Richtung, wo man den reichsten Erfolg vermuthete, führten jedoch zu keinem Resultat, erst am 26. Mai fand man bei Türchau an der Neiße ein Braunkohlenflötz, und am 4. Juni auf dem Zeißigschen Bauergut in Nieder-Olbersdorf ein mächtiges Lager von Kohle, wo man sogleich einen Schacht trieb und mit dem zu Tage geförderten Produkt einen Versuch zum Backofenheitzen machte, der vollkommen gelang. Weinhold wurde nun Obersteiger und ein Verein bildete sich, auf dessen Kosten der bergmännische Abbau der Kohlen betrieben wurde.

Von nun an begannen Nachforschungen nach allen Richtungen, und vorzüglich 1810 durch Bergcommissionsrath Kühn, aber erst in späterer Zeit wurden immer mehr Werke in Gang gesetzt, so daß gegenwärtig bei Zittau auf dem kohlenreichen Kummersberge, wo sich auch die Werke der Löbau-Zittauer Eisenbahngesellschaft befinden, und in der Richtung nach Herwigsdorf, bei Eckartsberge, bei Olbersdorf, auf dem Kaltenstein, bei Hartau, Groß- und Klein-Poritsch, Geißmannsdorf, Türchau, Dreusendorf, Reichenau, Oppelsdorf und andern Orten mit gutem Erfolg auf Braunkohlen gebaut wird.

Weniger glücklich waren die Versuche in westlicher Richtung, wo sich zwar an verschiedenen Stellen Kohlen fanden und bei Nieder-Leutersdorf ein Bergwerk auf Braunkohlen mehrere Jahre im Gange war, welches auch ein sehr gutes Produkt lieferte; doch lagen die Kohlen zu tief, wodurch der Abbau zu kostspielig wurde und dieses Werk wieder einging.

Gegenwärtig sind gegen dreißig Kohlenbergwerke in der Gegend von Zittau im Betrieb, von denen mehrere mit Dampfmaschinen versehen sind und im Ganzen, ohne die angestellten Beamten, über tausend Bergleute beschäftigen.

Die geförderten Kohlen sind zum Theil anerkannt die besten Braunkohlen Sachsens, namentlich die von Hartau und Groß- und Klein-Poritsch, andere, welche mehr Schwefelkies und Alaun enthalten, wie die Schwefelkohle bei Oppelsdorf und Reichenau, liefern ein treffliches Düngungsmittel.

Diese jetzt aufgeschlossenen unterirdischen Schätze, deren Reichthum unerschöpflich scheint, sind segensreich [54] für Zittau und dessen Gegend, viele Meilen in der Runde, indem sie nicht allein ein billiges Feuerungsmaterial liefern, dessen Dasein bei den immer noch in die Höhe gehenden Holzpreisen doppelt schätzbar ist, sondern auch bei ihrer Gewinnung eine Menge Menschen lohnende Beschäftigung finden. Von diesen Werken wählen wir für jetzt zu näherer Betrachtung